Reinhard Rauball Der Liga-Boss wird 65

Dortmund · Reinhard Rauball ist Liga-Chef, Präsident des deutschen Fußball-Meisters Borussia Dortmund und erfolgreicher Rechtsanwalt. Kein Wunder, dass der Terminkalender dem begeisterten Hobbykicker und Tennisspieler kaum noch Lücken lässt. Deshalb meinte das Multitalent mit Blick auf seinen 65. Geburtstag am 25. Dezember: "Ich werde im Kreise meiner Familie feiern. Von allen anderen wünsche ich mir besuchs- und telefonfreie Feiertage."

Vor Glückwünschen, besonders aus dem Kreis der Deutschen Fußball Liga (DFL), bei der er seit 2007 in führender Position die Interessen der 36 Profi-Klubs vertritt, und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird sich Rauball früher oder später kaum retten können. Nicht zu vergessen der BVB, den der Jurist stets als "Herzensangelegenheit" beschreibt.

Mit seiner Borussia verbinden ihn zahlreiche emotionale Momente wie zum Beispiel das Saisonfinale am 14. Mai. "Es ist ja schon ein besonderer Tag, wenn ich als Liga-Präsident einem anderen Verein die Schale überreichen darf. Wenn es dann noch der eigene Verein ist - das ist ein Gefühl der Freude, der Entspannung und Zufriedenheit", sagte Rauball, der die Meisterehrung als nachträgliche Entschädigung für die Turbulenzen um die Fast-Insolvenz des Traditionsklubs empfand.

"Wie russisches Roulette"

Noch immer herrscht großer Respekt und Dankbarkeit, stellte Rauball doch zusammen mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke die Weichen für eine wirtschaftlich stabile Zukunft des Klubs. "So etwas möchte ich nicht noch einmal erleben. Damals für das Amt anzutreten, war wie russisches Roulette", sagte der Rechtsanwalt für Wirtschaft- sowie nationales und internationales Sportrecht in Erinnerung an das Frühjahr 2005.

Nur wenige Monate zuvor, am 14. November 2004, hatte er seine dritte Amtszeit als Nachfolger von Gerd Niebaum angetreten, vor ihm ein Schuldenberg von 118,8 Millionen Euro. "Eigentlich hatte ich mein Leben anders geplant. Die Sache kam kurzfristig auf mich zu", sagte Rauball, 1979 zu Beginn seiner ersten Amszeit mit 32 Jahren jüngster Klubchef der Bundesliga-Geschichte.

Rauball hat in seinen ersten Amtszeiten (1979-1982 und 1984-1986) eine Erfolgsspur hinterlassen und sich als Spezialist für Sanierungsfälle einen Namen gemacht. 1984 machte er den maroden Klub innerhalb von zwei Jahren wieder flott, um anschließend an den damaligen "Vize" Niebaum zu übergeben und sich wieder auf die Juristerei zu konzentrieren.

Seine souveränen Auftritte bei den Mitgiederversammlungen sind bei den Fans unvergessen. Rauball hat die Gabe, schnell und messerscharf zu analysieren. Er versteht es, zu argumentieren und ausgefeilt zu formulieren. Kaum jemand bewegt sich auf dem öffentlichen Parkett so sicher, beherrscht den Doppelpass mit den Medien so exzellent wie Rauball.

Sein Wort hat Gewicht

Sein Wort ist gefragt und hat Gewicht, damals und besonders heute als Liga-Präsident. Brisante Vorgänge wie Fernsehrechte, Werbung, Gewalt in den Stadien, Schiedsrichteraffären oder Terminpläne sind bei Rauball in den besten Händen. Nicht von ungefähr wurde er als Nachfolger von DFB-Präsident Theo Zwanziger gehandelt. Doch Rauball lehnte ab.

Seine Fähigkeiten verhalfen dem "Bossi des Sports" in juristischen Verfahren zu einigen spektakulären Erfolgen. So boxte er unter anderem die Sprinterin Katrin Krabbe im ersten Dopingverfahren frei, bewahrte einst Dynamo Dresden vor dem Zwangsabstieg aus der Bundesliga und Galatasaray Istanbul vor dem Ausschluss aus dem Europacup.

Für Schlagzeilen sorgte Rauball, als ihn der damalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wolfgang Clement 1999 als Justizminister in sein Kabinett rief und ein formeller Fauxpas Rauballs Amtszeit schon nach neun Tagen beendete.

(sid)
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