Ailton, Immel, Borowka und Co. Der tiefe Fall einstiger Überflieger

Berlin · Geld, Ruhm und Spektakel – so stellen sich Fans das Leben eines Fußballprofis vor. Doch vor allem nach der Karriere ergibt sich oft ein anderes Bild. Manche der einst gefeierten Stars sind sogar böse abgestürzt.

Ex-Nationalspieler Uli Borowka hat seine Erfahrung in einem Buch zusammengefasst.

Ex-Nationalspieler Uli Borowka hat seine Erfahrung in einem Buch zusammengefasst.

Foto: Cover Edel Verlag

Geld, Ruhm und Spektakel — so stellen sich Fans das Leben eines Fußballprofis vor. Doch vor allem nach der Karriere ergibt sich oft ein anderes Bild. Manche der einst gefeierten Stars sind sogar böse abgestürzt.

Es wird wieder "gedschungelt". Elf mehr oder weniger prominente Menschen werden ab Freitag im australischen Urwald aufeinander losgelassen und 24 Stunden am Tag von Kakerlaken und Kameras begleitet. Ein ehemaliger Fußball-Star bezieht diesmal nicht das RTL-Dschungelcamp, dabei hätten manche die lukrative Gage und das Scheinwerferlicht gut gebrauchen können.

"Kugelblitz" Ailton, Ex-Nationaltorwart Eike Immel und Jimmy Hartwig hatten sich schon auf das Projekt eingelassen, dafür aber einen hohen Preis gezahlt: Durch ihre Teilnahme gaben sie öffentlich zu, dass sie ihr Leben nach der Karriere nicht in den Griff bekommen haben. Doch damit stehen sie nicht allein. Gerade im Fußball gibt es einige Beispiele von tief gefallenen Stars.

Viele Profis haben Geldsorgen

"Neun von zehn Profis haben nach ihrem Karriereende nicht ausgesorgt und sind vom Absturz bedroht", sagte Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der Vereinigung der Vertragsfußballer (VDV), dem SID. Ein Viertel der Spieler hätte sogar bereits zum Zeitpunkt ihres Rücktritts "erhebliche finanzielle Probleme".

Der Brasilianer Ailton gehörte zu den Top-Stars der Bundesliga, doch das schützte ihn nicht vor dem Absturz. Um seine Schulden abzutragen, verdient der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig inzwischen beim Sechstligisten Hassia Bingen sein Geld. Und mit Auftritten als unfreiwillige Witzfigur. Bei der von TV-Moderator Stefan Raab veranstalteten Wok-WM blieb der Südamerikaner zweimal im Eiskanal stecken, woraufhin Kommentator Ron Ringguth sagte: "Und wir dachten, das Dschungelcamp war der Tiefpunkt seiner Karriere."

Auch Günter Breitzke ist ein warnendes Beispiel für einen Fußballer, der über seine Verhältnisse lebte und aufgrund fehlender Ausbildung abstürzte. Er brach früh seine Lehre als Maler und Lackierer ab. Das Geld, das der Pokalsieger von 1989 mit Borussia Dortmund in seiner Blütezeit verdiente, gab er später für teure Autos aus oder verzockte er auf der Galopp-Rennbahn. Jetzt ist er pleite.

"Ich bin wütend auf mich, weil ich das Geld rausgeschmissen habe und jetzt ganz unten bin", sagte der 45-Jährige, der seit seinem Karriereende 1999 fast ausnahmslos ohne Arbeit ist.

Ganz unten, da war auch Uli Borowka. Bei ihm fingen die Alkohol-Probleme allerdings schon während der Karriere an. In seiner Autobiographie "Volle Pulle - mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker" berichtet der sechsmalige Nationalspieler schonungslos offen über seine Exzesse.

Borowka: Filmriss vor dem Training

"Es begann damit, dass ich morgens um kurz vor zehn in meinem Auto wach wurde und nicht wusste, wo ich war. Mein Mund war belegt von zu viel Schnaps. Mein Schädel schmerzte. Und mein Tank war leer. Zehn Minuten vor dem offiziellen Trainingsbeginn musste ich mein Auto zur Zapfsäule schieben und hatte einen Filmriss", schrieb Borowka über einen Vorfall in der Saison 1994/95.

Auch einen Selbstmordversuch im Jahr 1996 verschweigt der frühere Verteidiger nicht: "Das Glas mit dem Alkohol-Tabletten-Cocktail hatte ich geleert, aber ich wachte wieder auf." Sein Freund Christian Hochstätter verschaffte Borowka einen Platz in der Suchklinik. Inzwischen sei er trocken, sagt Borowka.

Für den ehemaligen Torwartstar Eike Immel, der vor vier Jahren Privatinsolvenz angemeldet hatte, gab es zuletzt immerhin eine positive Nachricht. Der 52-Jährige konnte vor Gericht die im Zusammenhang mit der Verletzung der Unterhaltspflicht gegen ihn erhobenen Kokain-Vorwürfe entkräften. Allerdings gewährte der Prozess einen Blick auf das zwielichtige Milieu, in das Immel hineingeraten war. Ein tragischer Einzelfall, so viel ist klar, ist Immel nicht.

(sid/can/seeg/csi/top)
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