"Fall Amerell" DFB-Präsident Zwanziger kontert Kritik

Frankfurt/Main (RPO). Präsident Theo Zwanziger hat die Vorgehensweise des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Fall "Manfred Amerell" verteidigt und den staatlichen Behörden die Unterstützung des Verbandes bei der Aufklärung zugesagt.

 DFB-Boss Zwanziger hatte großes Glück.

DFB-Boss Zwanziger hatte großes Glück.

Foto: ddp, ddp

"Wir kehren nichts unter den Teppich und sind transparent mit den Vorgängen umgegangen. Aber wir können auch nicht immer alles gleich sagen, weil wir auch eine Schutzpflicht gegenüber unseren jungen Schiedsrichter haben", erklärte Zwanziger am Mittwoch in Frankfurt. Zuletzt hatte es Kritik an der Aufklärungsarbeit des DFB gegeben.

Amerells Anwalt Jürgen Langer reagierte mit Unverständnis auf die Aussagen Zwanzigers. "Die Persönlichkeitsrechte der Schiedsrichter werden geschützt, aber die Intimsphäre meines Mandanten mit Füßen getreten", sagte Langer dem SID und kündigte an: "Der DFB wird nächste Woche Farbe bekennen müssen." Darauf antwortete am Abend ein DFB-Sprecher: "Vorrangige Aufgabe des DFB ist, seine Mitarbeiter zu schützen. Herr Amerell ist nach seinem Rücktritt kein DFB-Mitarbeiter mehr, die Schiedsrichter hingegen schon."

Der mündlichen Verhandlung vor dem Landgericht München I am 4. März, zu der die DFB-Spitze nicht geladen ist, blickt Zwanziger gelassen entgegen. "Sollten wir von den staatlichen Behörden gebeten werden, unsere Erkenntnisse in dem Fall herauszugeben, dann werden wir das tun", betonte Zwanziger.

Kempter vor Rückkehr

Der DFB-Boss stellte zudem die rasche Rückkehr von Michael Kempter auf den Platz in Aussicht. "Er sollte schnell wieder pfeifen", sagte Zwanziger und präzisierte später im DSF: "Wir denken daran, dass das zum übernächsten Wochenende der Fall sein könnte. Er muss natürlich in der entsprechenden Verfassung sein. Und wir müssen natürlich den Vereinen die Gewähr bieten können, dass er physisch und psychisch im absoluten Bestzustand ist. Sonst können wir das den Vereinen nicht zumuten. Volker Roth wird das letztlich entscheiden und auch mit Herrn Kempter eng abstimmen." Kempter hatte am Dienstag Amerell mit intimsten Details über den Skandal öffentlich schwer belastet.

Zwanziger unterstrich nochmals die Notwendigkeit von Amerells Rücktritt vom Posten des Schiedsrichtersprechers. Dem DFB-Boss liegt seit 15. Februar ein Brief von einem Unparteiischen des Bayerischen Verbandes vor, der darin ein "merkwürdiges Verhalten" und "öffentliche Liebkosungen" zwischen Amerell und einem Schiedsrichter im Rahmen eines Lehrganges in Duisburg-Wedau beschreibt.

"Das, was er in dem Brief schildert, deckt sich mit den Angaben in unseren Unterlagen. Deshalb gab es für uns keine andere Entscheidung, als Amerells Rücktritt zu akzeptieren", meinte Zwanziger, der nochmals auf die Intention des DFB hinwies. Es gehe nicht darum, wer mit wem etwas habe, wer Täter und wer Opfer sei. "Es geht darum, dass eine Persönlichkeit wie Amerell in seinem Amt eine besondere Verpflichtung hat", sagte der Verbands-Präsident: "Und wer sich in diesem Auftrag auf Beziehungen mit einem oder mehreren Schiedsrichtern einlässt, der ist bei uns nicht mehr zu gebrauchen."

Unverständnis äußerte Zwanziger darüber, dass sich Amerell vom DFB offenbar im Stich gelassen fühlt. "Wenn er sich ungerecht behandelt fühlt", sagte der 64-Jährige, "dann nicht vom DFB, sondern von den Menschen, die seiner Meinung nach nicht in allen Punkten die Wahrheit gesagt haben."

Neustrukturierung

Für die Zukunft kündigte Zwanziger die Neustrukturierung des Schiedsrichterwesens an. Der, der bewerte, müsse distanziert sein. Dabei wird an einen ständigen Wechsel des Aufsichts-Personals und an die Installierung von Gremien gedacht, "die die Logik von Entscheidungen wie Ansetzungen hinterfragen".

Derzeit arbeiten der designierte DFB-Schiedsrichter-Obmann Herbert Fandel, DFB-Direktor Stefan Hans, DFB-Abteilungsleiter Lutz Michael Fröhlich und DFL-Referee-Experte Hellmut Krug an einem Modell, das dem DFB-Präsidium Mitte März vorgestellt wird.

(SID/can)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort