DFB-Wahl Rauball erhöht den Druck auf die Amateure

Frankfurt/Main · Kurz vor der Wahl des neuen DFB-Präsidenten am 15. April erhöht Ligapräsident Reinhard Rauball noch einmal den Druck.

Eine Woche vor der Präsidentschaftswahl beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) hat der designierte DFB-Boss Reinhard Grindel den nächsten Vorgeschmack auf die kommenden Machtspielchen bekommen. "Ich kann nur davor warnen, die Interessen der Bundesliga zu übergehen", sagte Ligapräsident Reinhard Rauball am Freitag der "Bild" - und kündigte zumindest indirekt den Konfrontationskurs an, sollte der DFB sich nicht mit dem Profifußball zusammenraufen.

"Die Amateure haben zwar die Mehrheit bei einem DFB-Bundestag, aber das sollte nicht zu Machtdemonstrationen genutzt werden", sagte Rauball (69), der den DFB derzeit als Teil der doppelten Interimsspitze zusammen mit Rainer Koch (57) führt. Zwar ist die Wahl Grindels am 15. April beschlossen - die Bestätigung des neuen Präsidenten beim dann folgenden Ordentlichen Bundestag am 3. und 4. November in Erfurt sei aber kein "Automatismus". Die kommenden Monate werden entscheidend.

"Im Sinne des Fußballs brauchen wir ein intaktes Verhältnis von Amateuren und Profis - einen ehrlichen Ausgleich der Interessen", sagte Rauball - das Vorpreschen des Ligapräsidenten legt zumindest nahe, dass das nicht immer so war und ist.

Belegt ist der Zwist zwischen Profis und Amateuren im Weltmeisterverband eben beispielhaft mit der Personalie Grindel. Der bisherige Schatzmeister (54) wurde im vergangenen Jahr von den mächtigen Landesfürsten, die beim Bundestag eine Zweidrittelmehrheit haben, ohne Absprache mit den Ligavertretern vorgeschlagen und damit quasi zum neuen Präsidenten ernannt. Erst nach ein paar Wochen gab der Vorstand des Ligaverbands seinen Segen, vermeintlich zähneknirschend.

"Nicht nur mir ist das damals etwas zu schnell gegangen. Der DFB steckte nach dem plötzlichen Rücktritt von Wolfgang Niersbach in einer der schwersten Krisen überhaupt - und nur wenige Tage später beschließen die Amateure unabgestimmt hinter verschlossenen Türen die Neu-Besetzung des höchsten Amtes im DFB", sagte Rauball: "Passt das in Zeiten, in denen Transparenz ganz oben auf der Agenda stehen sollte?"

Dennoch könne ein "Verband mit sieben Millionen Mitgliedern, 25.000 Vereinen und einem dreistelligen Millionen-Umsatz nicht dauerhaft von einer Übergangsspitze geführt werden - erst recht nicht als Weltmeister vor einer EM", sagte Rauball: "Deshalb hat der Ligavorstand empfohlen, diesen DFB-Bundestag und den Personal-Vorschlag der Amateure für das Präsidentenamt mitzutragen." Als eine Art Gegenleistung fordern die Profis nun mehr Mitspracherecht und Reformen.

"Wir haben in einem Eckpunktepapier einvernehmlich vereinbart, dass bis dahin noch wichtige Punkte hinsichtlich der künftigen Zusammenarbeit abzuarbeiten sind", sagte Rauball: "Viele Themen hätten ohnehin - auch ohne die Zusammenhänge rund um die WM 2006 - zur Klärung angestanden. Stichpunkte sind hier Verlängerung des Grundlagenvertrags, Vertretung der Liga in den Gremien, die Zukunft des Schiedsrichterwesens, mögliche Veränderungen des DFB-Pokals."

Grindels Nachfolger als Schatzmeister wird wieder aus dem Amateurlager kommen. Die Sport-Bild berichtete am Mittwoch, dass der Vizepräsident des Mittelrhein-Verbands, Stephan Osnabrügge (45), gewählt werden soll.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort