Analyse DFB sieht Aus für erste U23-Teams gelassen

Leverkusen/Düsseldorf · Ab Juli ist es für Profiklubs keine Pflicht mehr, ein U23-Team zu stellen. In Bayer Leverkusen zieht der dritte Verein seine Zweitvertretung zurück. Die Auswirkungen werden unterschiedlich bewertet.

 Die U23 hat keine Zukunft in Leverkusen.

Die U23 hat keine Zukunft in Leverkusen.

Foto: KSMedianet/Bearbeitung: RP

Dass Bayer Leverkusen zum Saisonende seine U 23-Mannschaft aus der Regionalliga West zurückzieht, konnte niemanden mehr überraschen. Schließlich war es der Werksklub, der bei der Versammlung der 36 DFL-Klubs am 24. März in Frankfurt am Main den Antrag eingebracht hatte, die Profivereine ab Juli von der Pflicht, eine U 23 zu melden, zu befreien. Eine große Mehrheit stimmte dem Antrag zu. Vor Bayer hatten bereits Eintracht und der FSV Frankfurt das Aus für ihre zweite Mannschaft angekündigt. Weitere könnten folgen.

Sollten die U 23-Teams indes in großem Stil aus dem Spielbetrieb verschwinden, hätte das gravierende Folgen für die oberen Amateurligen. Zahlen verdeutlichen dies: In den fünf Regionalligen spielen 90 Mannschaften, 25 Teams sind Zweitvertretungen von Erst- oder Zweitligisten. Fielen die weg, müssten entweder die Ligen verkleinert oder mit Vereinen aus unteren Spielklassen aufgefüllt werden - Klubs, die ein Aufstieg überfordern würde. Der DFB allerdings sieht kurzfristig erst einmal keine Bedrohung dieser Art. Es sei "derzeit nicht erkennbar, dass eine Vielzahl an Lizenzvereinen ihre 2. Mannschaft abmelden, so dass die kurzfristigen Auswirkungen überschaubar bleiben", sagte ein DFB-Sprecher unserer Zeitung. Gleichwohl stehe "dieses Thema aktuell auf der Agenda" und müsse "auch beobachtet werden".

Bei Bayer Leverkusen begründet Michael Schade den Verzicht auf die Reserve so: "Unsere Nachwuchsarbeit ist seit Jahren von der DFL mit den höchsten Noten bewertet worden. Gleichwohl ist es uns nicht wirklich gelungen, unsere Top-Nachwuchsspieler in großem Stile direkt in den Bundesliga-Kader zu integrieren", sagte der Geschäftsführer. Nachwuchs-Chef Sascha Lewandowski betonte, man wolle künftig "sicherstellen, dass unsere Toptalente schneller und besser gefördert werden".

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In Mönchengladbach gibt es derzeit dagegen noch keine Überlegungen, die "U23" abzumelden. "Diese Mannschaft ist für uns als höchste Ausbildungsstufe sehr wichtig", betont Borussias Sportdirektor Max Eberl. Jeder Verein solle natürlich, was die Nachwuchsarbeit angeht, seinen eigenen Weg gehen dürfen, sagt Roland Virkus, Borussias Direktor Jugend und Amateure. "Viele Spieler sind in dieser Mannschaft zum Einsatz gekommen, bevor sie Bundesligaspieler geworden sind, das jüngste Beispiel ist Verteidiger Julian Korb."

Bei Duisburg, in der Dritten Liga angesiedelt, sieht man es ähnlich. Uwe Schubert, Leiter des Nachwuchs-Leistungs-Zentrums des MSV Duisburg, sagt: "Ich glaube, dass über diesen Kanal immer wieder ein, zwei, drei gute Jungs dabei sind, die den Sprung schaffen. Für uns als MSV Duisburg ist es im Moment gut, eine U23 zu haben. Wenn du vier, fünf Nationalspieler hast, ist das was anderes, aber die haben wir nicht. Wir meinen, dass die Jungs aus der U 19 ein, zwei Jahre im Seniorenbereich brauchen. Deswegen haben wir einen relativ kleinen Kader, damit auch möglichst viele Spielpraxis bekommen."

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Bei Fortuna Düsseldorf hat es erst unlängst ein Spieler über die "U23" ins Profiteam geschafft. Der 23-jährige Timm Golley konnte sich durch gute Leistungen für höhere Aufgaben in der Zweiten Liga empfehlen. "Wir haben uns zu keinem Zeitpunkt mit dem Rückzug befasst", versichert Teammanager Michael Kuhn. "Es macht für uns Sinn."

(RP)
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