Neue Rekordergebnisse Die Bundesliga schwimmt im Geld

Frankfurt/Main · Die DFL hat erneut Rekordergebnisse verkündet: Die Bundesliga-Vereine haben zusammen einen Reingewinn von mehr als 200 Millionen Euro erwirtschaftet. Amateurvereine fühlen sich derweil vernachlässigt und wollen ein größeres Stück vom Kuchen.

 3,24 Milliarden Euro hat die Fußball-Bundesliga in der Saison 2015/16 umgesetzt.

3,24 Milliarden Euro hat die Fußball-Bundesliga in der Saison 2015/16 umgesetzt.

Foto: dpa, tha hak soe hpl

Weihnachten ist am 24. Dezember, der 1. Mai ist der Tag der Arbeit, und im August beginnt die Bundesliga. Inzwischen gehört auch die jährliche Rekordmeldung der Deutschen Fußball Liga (DFL) zum Jahreskalender. Zum zwölften Mal in Folge verkündete gestern DFL-Geschäftsführer Christian Seifert Bestergebnisse, diesmal in der Zentrale in Frankfurt am Main. Der Umsatz der Bundesliga stieg in der Saison 2015/16 auf 3,24 Milliarden Euro, das Ergebnis aus der Vorsaison wurde um 23,7 Prozent übertroffen. Noch nie wurden mehr Zuschauer gezählt -42.421 im Schnitt. Und noch nie wurde so viel verdient. "16 von 18 Klubs schrieben nach Steuern schwarze Zahlen", erklärte Seifert. Unterm Strich blieben in der Liga 200 Millionen Euro. "Ein sehr guter Wert", wie Seifert urteilte.

"Dem deutschen Fußball geht's blendend." Das ist die alljährliche Botschaft. "Stolz und zufrieden" stellte der DFL-Geschäftsführer fest, "dass die Bundesliga ein stabiles Geschäftsmodell hat." Sie finanziert sich aus Spieleinnahmen, medialer Verwertung, Werbung, Transfererlösen und Merchandising. Es ist kein Wunder, dass die mediale Verwertung über TV-Einnahmen längst die größte Einnahmequelle bildet. Fast eine Milliarde Euro stammte 2015/16 aus diesem Bereich - Tendenz steigend. Und damit die Tendenz steigend bleibt, hat die DFL in den nächsten TV-Vertrag unter anderem fünf zusätzliche Sonntags-Termine um 13.30 Uhr eingebaut. Darüber sind vor allem die Amateurvereine nicht gerade begeistert. Sie müssen schon jetzt ihr karges Dasein im immer tieferen Schatten des Profifußballs fristen, der ihnen Zuschauer nimmt, Spieler und ehrenamtliches Personal, das den großen Fußball im Bezahlfernsehen dem zweifelhaften Vergnügen vorzieht, bei Wind und Wetter auf dem Dorfplatz zu stehen.

An der Basis regt sich Widerstand

Der Deutsche Fußball-Bund und seine Tochter DFL lassen zwar rund zehn Millionen Euro im Jahr in die jeweiligen Landesverbände rieseln, aber in Teilen der 25.000 Vereine hat sich Widerstand gegen die großen Verbände gebildet. Der ehemalige Unterhachinger Klub-Präsident Engelbert Kupka führt eine kleine Revolte an. Seine Initiative hat sich den dramatischen Namen "Rettet die Amateurvereine" gegeben. Kupka und seine Kollegen fühlen sich vom DFB nicht gebührend vertreten. Sie erklären: "Der DFB hat den Kontakt zur Basis verloren." Unter anderem verlangen sie mehr Geld.

Das wiederum hält DFL-Geschäftsführer Seifert für zu kurz gedacht. Und er rechnet kühl vor: "Wenn wir allen Vereinen 500 Euro geben, haben wir 13 Millionen Euro ausgegeben. Aber wie kann man einen Verein mit 500 Euro retten?" Wenn die Idee sei, mit der Initiative "Rettet die Amateurvereine" etwas dafür zu tun, dass Kinder und Jugendliche Fußball spielen, dann finde die Geschichte seine Unterstützung, sagte Seifert. Aber Vereine zusätzlich zu unterstützen, die mit namhaften Summen für ihre Spieler Aufstiege in die Oberliga finanzieren, komme für ihn nicht in Frage.

Ganz unvorbereitet traf Seifert die Frage nach dem drohenden Aufstand an der Basis offenbar nicht, denn er hatte schnell ein Beispiel für die Entwicklung des Amateurfußballs zur Hand. "Ich selbst stamme aus einem kleinen unbeugsamen badischen Dorf", sagte er, "da kamen früher zu B-Jugendspielen gegen ein anderes badisches Dorf 200 Zuschauer. Heute brauchen die Dörfer Spielgemeinschaften. Da wirken gesellschaftliche Fliehkräfte. Und darüber müssen wir uns Gedanken machen. Das ändern Sie nicht mit 500 Euro im Monat."

Ohnehin habe er beim Bundestag des DFB nicht unbedingt den Eindruck gewonnen, dass sich entschiedener Widerstand der 200 Amateurvertreter gegen die Verabschiedung des Grundlagenvertrags zwischen DFB und DFL geregt habe, erklärte Seifert. Die Kluft zwischen den Sportarten Profifußball und Amateurfußball hatte er damit natürlich nicht überbrückt. Während die einen um 500 Euro betteln, streicht ein durchschnittlicher Bundesliga-Spieler im Jahr knapp zwei Millionen Euro ein. Das war auch so eine bemerkenswerte Zahl gestern in Frankfurt am Main.

(pet)
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