"Kein Umsatzphantom jagen" DFL stapelt beim TV-Poker tief

Die Spitze der Deutschen Fußball Liga (DFL) stapelt beim Poker um die Vergabe der Bundesliga-Medienrechte ab der Saison 2017/2018 bewusst tief.

Die TV-Einnahmen der Bundesliga-Klubs
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Foto: ddp, ddp

DFL-Boss Christian Seifert will sich nicht von der Debatte um das Durchbrechen der Milliarden-Schallmauer unter Druck setzen lassen - obwohl diese Marke nach dem Willen der Klubs (allen voran Branchenführer Bayern München) auf jeden Fall erreicht werden soll.

"Ob eine Milliarde Euro oder nicht - wir setzen uns nicht dieses Ziel", sagte Seifert bei einer Podiumsdiskussion des Bundesligisten FSV Mainz 05: "Einem Umsatzphantom hinterherzujagen, um ein seit 1963 vernünftig laufendes System zu erschüttern, halte ich für den falschen Weg. Unser Ziel muss es sein, eine Umsatzgröße zu erzielen, die die Bundesliga in den Top drei in Europa hält."

Laut Seifert ist noch immer unklar, wie die rechtlichen Voraussetzungen der Vergabe aussehen werden. So ist es nach wie vor offen, ob das Bundeskartellamt der DFL die sogenannte "No Single Buyer Rule" vorschreiben wird oder nicht. Fünf Montagsspiele wird es ab der Saison 2017/18 aber in jedem Fall geben.

"Noch wissen wir nicht, wie die Ausschreibung aussieht. Wir sind noch im Dialog mit dem Kartellamt. Im Kern wird sich nicht so schrecklich viel ändern", sagte Seifert mit Blick auf die Anstoßzeiten: "Aufgrund des Terminplans der Europa League wird es aber nicht nur an fünf Sonntagen drei Spiele geben. Es wird zehn Spiele mehr geben, fünf am Sonntag, fünf am Montag. In der 2. Liga wird es am Freitag ein Spiel weniger geben, das wird auf den Samstag verlegt."

Zuletzt waren Spekulationen laut geworden, wonach das Kartellamt auf der "No Single Buyer Rule" beharren will. Sollte dies der Fall sein, wird es zu einer veränderten Situation bei der Bundesliga-Berichterstattung im TV kommen. Derzeit ist die Lage übersichtlich: Der Pay-TV-Sender Sky zeigt alle Partien der Bundesliga und der 2. Liga live. Die ARD ist unter anderem mit der Sportschau der Erstverwerter im frei empfangbaren Fernsehen.

Sollte die "No Single Buyer Rule" (die Rechte dürfen nicht nur an einen Käufer gehen) künftig greifen, kann Sky oder einer anderer Interessent nicht mehr die Exklusivrechte an allen Spielen erwerben. Ob diese verordnete Konkurrenzsituation auf dem TV-Markt auch tatsächlich zu mehr Einnahmen für die Klubs führt, ist umstritten.

Für die DFL würde die neue Regelung in jedem Fall bedeuten, dass sie kein "Komplettpaket" für einen Interessenten ausschreiben darf. Der neue Vertrag soll vor der EM in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) unterschrieben werden.

Das Thema ist vor allem mit Blick auf die englische Premier League brisant. Die Engländer kassieren ab der kommenden Saison 3,2 Milliarden Euro pro Spielzeit für die nationalen und internationalen Medienrechte. Die 36 deutschen Profiklubs müssen sich in der kommenden Saison mit 835 Millionen Euro zufrieden geben.

(sid)
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