Völler schimpft über Sky-Experten "Die drei von der Muppet Show da"

Gelsenkirchen/Leverkusen · Bayer Leverkusen droht sogar die Europa-League-Qualifikation zu verspielen. Seit der 1:7-Abfuhr beim FC Barcelona hat die Werkself keinen Bundesliga-Punkt geholt. Doch Sportdirektor Rudi Völler ärgert sich über die "Muppet Show".

Bundesliga 11/12: Rolfes erwischt Draxler mit dem Ellbogen
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Bundesliga 11/12: Rolfes erwischt Draxler mit dem Ellbogen

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Auch am Tag danach hatte sich Rudi Völler noch nicht beruhigt. Dabei regte sich der Sportdirektor von Bayer Leverkusen am Sonntag kaum noch über die sportliche Talfahrt seiner Mannschaft auf, dafür aber umso heftiger über die Diskussionen um den Ellbogenschlag seines Kapitäns Simon Rolfes. "Viel mehr haben mich die drei von der Muppet Show geärgert, da bei Sky", ereiferte sich der Weltmeister von 1990 im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Merk: "Völler ist ein verbaler Brandstifter"

Eingeschossen hatte sich der ehemalige Torjäger auf die Experten Markus Merk, Steffen Freund und Jan Age Fjortoft, die beim Pay-TV-Sender bei der 0:2 (0:1)-Pleite auf Schalke ausführlich über Rolfes Schlag in das Gesicht von Julian Draxler diskutiert hatten. Vor allem Ex-Schiedsrichter Merk bekam eine volle Breitseite ab: "Was der Merk da von sich gibt, über Simon Rolfes, das ist unfassbar! Der denunziert einen Spieler und fällt seinem Ex-Kollegen in den Rücken."

Merk reagierte empört auf die Äußerungen. "Herr Völler ist ein verbaler Brandstifter", sagte Merk dem Express: "Seine Aussagen sind deplatziert. Das lasse ich mir in dieser Form auch nicht gefallen, auch wenn ich ihn eigentlich sehr schätze. Aber er sollte sich vorher einmal anhören, was ich gesagt habe."

Der ehemalige Weltschiedsrichter hatte nach der Szene in der 34. Minute erklärt: "Das ist eine klare Rote Karte." Rolfes schien nach Ansicht der Fernsehbilder selbst überrascht. "Ich wollte den Körperkontakt suchen. Das war mit Sicherheit nicht meine Absicht, es tut mir leid", sagte der Bayer-Kapitän, der in dieser Saison noch nicht eine einzige Gelbe Karte gesehen hat.

Jetzt droht ihm allerdings die erste Sperre seiner Karriere. Denn der schwache Schiedsrichter Deniz Aytekin gab zu, "die Szene überhaupt nicht gesehen" zu haben. "Was im Nachgang passiert, obliegt der Sportgerichtsbarkeit", sagte er weiter. Der Schalker Draxler, der nach dem Schlag zu Boden gegangen war, wollte "die Aktion nicht an die große Glocke hängen - Schwamm drüber."

Völler indes holte gleich zu einem Rundumschlag aus. Ex-Europameister Freund sei "beim DFB angestellt, ist U16-Nationaltrainer, der soll mal lieber auf die Plätze gehen und junge Spieler beobachten! Da sollten sich der DFB und sein Vorgesetzter Matthias Sammer mal mit befassen. Unsere Jugendtrainer scheinen sehr viel Zeit zu haben, das ist unglaublich! Das ist sehr, sehr grenzwertig." Völler hatte in seiner Zeit als DFB-Teamchef selbst als Experte für den Sky-Vorgänger Premiere gearbeitet. Auch der ehemalige Frankfurter Fjortoft bekam sein Fett weg: "Dieser Comedian, macht auf Stefan Raab oder Oliver Pocher, kann es aber nicht."

Kein Punkt seit der Barca-Pleite

Völler lenkte damit vom erschreckend leblosen Auftritt der Leverkusener auf Schalke und der immer prekärer werdenden Lage ab. Seit dem 1:7 gegen Bayer Leverkusen und Weltfußballer Lionel Messi hat der Vizemeister in drei Bundesligaspielen keinen einzigen Punkt mehr geholt. Das Saisonziel Champions League ist längst unerreichbar, selbst die Teilnahme an der Europa League ist in Gefahr. Denn die Verfolger sitzen Bayer im Nacken.

"Alle sind enttäuscht über die Vorstellung der Mannschaft", sagte Völler und forderte: "Wir müssen mehr tun, müssen uns zerreißen. Die Champions League hat sich erledigt. Wir müssen zusehen, dass wir den fünften Platz verteidigen." Den Leverkusenern fehlte auf Schalke jegliche Leidenschaft, sie spulten fast teilnahmslos ihr Pensum ab, einzig zu Beginn der zweiten Hälfte schalteten sie kurz einen Gang höher. Rolfes zwang Torhüter Timo Hildebrand zu einer Glanzparade (47.), Andre Schürrle schoss den Ball freistehend auf die Tribüne (65.) - das wars.

"Unsere Mannschaft geht auf dem Zahnfleisch", stellte Trainer Robin Dutt fest und verwies auf die Verletztenliste: "Uns fliegt jede Woche ein Muskel um die Ohren." Jüngstes Opfer war Rechtsverteidiger Danny da Costa, der schon nach einer knappen halben Stunde verletzt vom Platz musste. Wenn der Körper nicht mehr mitmache, sei auch die Körpersprache nicht positiv, meinte der Coach. Im Rennen um die drei Europa-League-Plätze sieht er sein Team am Ende aber dennoch vorne: "Für die, die den Kopf in den Sand stecken, wird es am Ende nicht reichen. Aber für meine Mannschaft wird es reichen, das kann ich versprechen."

(sid)
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