Huub Stevens ist zurück auf Schalke "Die Null muss stehen"

Gelsenkirchen (RPO). Der alte, neue Trainer des FC Schalke 04 zeigte beim Dienstbeginn sofort, wo er Schwerpunkte setzt. Überpünktlich um kurz vor 8 Uhr erschien Huub Stevens an seinem ersten Tag bei den Gelsenkirchenern, schon wenige Minuten vor dem offiziellen Beginn um 10 Uhr begann die Schalker Mannschaft am Dienstag mit dem ersten Training unter der Leitung des 57 Jahre alten Niederländers.

Bundesliga 11/12: Stevens trainiert wieder auf Schalke
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Als "harter Knochen" und großer Freund von Disziplin hatte sich Stevens bereits in seiner ersten Amtszeit vom Oktober 1996 bis zum Juni 2002 präsentiert.

Der Nachfolger des am Donnerstag wegen eines Erschöpfungssyndroms zurückgetretenen Ralf Rangnick ist zudem ein Verfechter eines defensiven Spielstils. "Die Null muss stehen." Dieser Spruch, dass die Mannschaft keine Gegentore kassieren solle, wurde von Stevens geprägt. Dass seine Mannschaften eine strenge taktische Ordnung einhalten, war ihm immer wichtig, zuletzt bis zu seiner Entlassung im April diesen Jahres bei Red Bull Salzburg.

Vertrag bis 2013

Andererseits gilt Hubertus Jozef Margareta Stevens als ein Trainer mit recht altmodischen taktischen Auffassungen und Methoden. Obwohl Manager Horst Heldt erklärt hatte, der neue Mann solle die progressive Linie von Rangnick fortsetzen, erhielt Stevens einen Vertrag bis 30. Juni 2013.

Bereits am Donnerstag wird Stevens die Schalker im ersten Heimspiel der Gruppenphase der Europa League gegen Maccabi Haifa (19 Uhr/Live-Ticker) betreuen, am Sonntag tritt er mit dem Pokalsieger beim Hamburger SV an, wo er ebenfalls für eine zweite Amtszeit im Gespräch war.

Für Stevens ist es die fünfte Station bei einem Bundesliga-Verein nach Schalke, Hertha BSC Berlin, dem 1. FC Köln und dem HSV. Fast sechs Jahre war er schon einmal Trainer von Schalke 04, wo er mit dem Team der "Eurofighter" in seiner ersten Saison 1996 den Uefa-Pokal, 2001 die Vizemeisterschaft in einer Last-Minute-Entscheidung hinter dem FC Bayern sowie 2001 und 2002 den DFB-Pokalsieg gewann. Danach legte er sein Amt nieder, obwohl im Manager Rudi Assauer einen Vertrag auf Lebenszeit versprochen hatte. Doch er suchte eine "neue Herausforderung", wie er sagte. Zudem plagten ihn Sorgen um seine schwer kranke Ehefrau Toos.

Hertha, Köln und der HSV

Danach arbeitete er für Hertha BSC Berlin (2002/03), führte das Team auf Platz fünf, wurde aber im Dezember 2003 entlassen. Es folgte ein Engagement beim Absteiger 1. FC Köln, den er zurück in die erste Bundesliga führte, dann jedoch erneut wegen seiner kranken Frau aufhörte. In der Spielzeit 2005/06 ging er zu Roda JC Kerkrade, dem Klub, den er im Oktober 1996 verlassen hatte, um zu Schalke zu wechseln. Dort bat er im Februar 2007 um die Auflösung seines Kontrakts, um zum HSV zu gehen.

Auch bei den Hanseaten beendete Stevens den Job im Sommer 2008 wegen seiner Frau und ging zurück in die Heimat zum niederländischen Spitzenklub PSV Eindhoven. Dort blieb der ehemalige Verteidiger, der 18 Länderspiele für die Niederlande bestritt, aber nur bis Februar 2009. Seine letzte Station vor Schalke war seit dem Sommer 2009 Red Bull Salzburg, mit dem er 2010 Meister in Österreich wurde. Entlassen wurde er dort im April diesen Jahres.

"Guten Draht zu jungen Spielern"

"Dass ich ein Disziplinfanatiker bin, ist doch nur eine Legende, die sich seit Jahren hält", sagte Stevens einmal in einem Interview mit dem Internetportal "Spox". Für seine erneute Dienstzeit sieht sich der aus Sittard nahe der deutschen Grenze stammende Limburger gut gewappnet. In Schalke trifft er nach den zahlreichen Angängen von Spielern zu Saisonbeginn auf eine weitgehend junge Mannschaft. "Ich habe einen guten Draht zu den jungen Spielern. Ich weiß, dass sehr viel auf sie einstürzt. Sie brauchen viel mehr Hilfe als wir damals", sagte Stevens, der selbst erfolgreich für Fortuna Sittard und den PSV Eindhoven spielte.

Für psychologisches Feingefühl ist der oft bärbeißig und missgelaunt auftretende Holländer, der klaren Prinzipien folgt, bisher nicht bekannt geworden. Bei Schalke schied er vor neun Jahren nach einer Phase aus, in der er selbst für Vereinsmitarbeiter schwer erträglich geworden war. "Hart, aber herzlich" - diese Charakterisierung trifft auf Stevens an guten Tagen zu. Die Schalke-Spieler werden es kennenlernen in einem Verein, der mit Huub Stevens bis Juni 2013 die Zukunft nach dem Motto "Zurück in die Vergangenheit" meistern will.

(DAPD/can)
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