Revier-Derby in Dortmund Dieses Werbeplakat sorgt für Wirbel

Dortmund (RP). "Geschmacklos", "beleidigend", "unerträglich". Politiker in Gelsenkirchen sind stinksauer auf den Evonik-Konzern. Der ist Hauptsponsor des ewigen Fußball-Rivalen Dortmund und hatte vor dem Revier-Derby zwischen dem BVB und Schalke am vergangenen Samstag eine rotzfreche Zeitungsanzeige geschaltet.

 Evonik leidet stark unter der Wirtschaftskrise.

Evonik leidet stark unter der Wirtschaftskrise.

Foto: Evonik

Da richtet ein Borussia-Fan mit fromm gefalteten Händen die Augen gen Himmel und daneben prangt: "Katholisch, evangelisch, neuapostolisch. Wir haben kein Problem mit Kirchen. Ausser, es steht ,Gelsen' davor.”

Nun gehört es zur Revier-Folklore, dass sich die Fans von Schalke und Borussia Dortmund mit Wonne verhöhnen. Aber diese schwarz-gelbe Attacke löste dann doch einen Aufschrei der Empörung aus. "Inakzeptabel", schimpfte Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski. "Nicht der Verein Schalke 04 wurde angegriffen, sondern unsere Stadt."

Das Stadtoberhaupt diktierte einen geharnischten Protestbrief an Evonik-Chef Werner Müller, nebenbei Mitglied im BVB-Beirat. Nun wartet man im Rathaus auf Friedenssignale aus der Essener Konzern-Zentrale.

Wenn daraus mal was wird. Klaus Haertel, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Gelsenkirchener Stadtrat ist jedenfalls schon mal abgeblitzt. In einem offenen Brief an Werner Müller hatte Haertel seiner Entrüstung ebenfalls freien Lauf gelassen.

Durch die Evonik-Anzeige werde eine ganze Stadt mit ihren Einwohnern beleidigt, schrieb Haertel nach Essen und verlangte von Müller eine Entschuldigung. Worauf eine Evonik-Sprecherin dem Schalke-Fan nur mitleidig mangelnden Humor bescheinigte

"Ich habe jede Menge Humor", schoss der Stadtrat gestern zurück. "Aber hier wurde gegen eine Stadt gepöbelt, ausgerechnet von einem Unternehmen, das jahrzehntelang von der Unterstützung der Menschen in Gelsenkirchen profitiert hat."

Früher, als Evonik noch als die gute alte Ruhrkohle-AG firmierte, da habe der Konzern peinlich darauf geachtet, niemanden im Revier zu vergrätzen. "Aber jetzt macht die Marketing-Abteilung da wohl, was sie will. Da fehlt jemand mit Fingerspitzengefühl", klagte Haertel.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Evonik-Kreativen BVB-Gegner vornehmen. Und auch Gelsenkirchen war in diesem Jahr schon mal dran. Im Februar ätzte eine Anzeige "Gelsenwer?!". Das löste damals keine Reaktion aus. Und Schalke siegte mit 3:2.

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