Generalprobe des Finals in der Champions League Dortmund - Bayern: Härte, Karten, hitzige Debatten

Dortmund · Die Champions-League-Finalisten trennen sich in der Bundesliga mit 1:1. Es ist ein enges Spiel mit einem verschossenen Elfmeter, harten Zweikämpfen, einem Feldverweis und hitzigen Debatten.

Bundesliga 12/13: Klopp und Sammer zoffen sich nach Rafinha-Gelb-Rot
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Bundesliga 12/13: Klopp und Sammer zoffen sich nach Rafinha-Gelb-Rot

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Foto: dpa, bt wst

Und dann wurde es doch noch eine richtige Generalprobe. Das Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München, von beiden Trainern vorab nach der Qualifikation fürs Champions-League-Finale in den weiten Bereich der fußballerischen Belanglosigkeit abgestuft, wurde zu einer ziemlich hitzigen Angelegenheit. "Dieses Spiel hatte Würze, Action", sagte Bayerns Trainer Jupp Heynckes nach dem 1:1 der Endspielteilnehmer. Besondere Verdienste am erstaunlich hohen Unterhaltungswert erwarb sich der Münchner Ersatzverteidiger Rafinha. Mit einem schmutzigen Foul gegen Jakub Blasczczykowski sorgte er für minutenlanges Schubsen und Drängeln auf dem Platz und lautstarke Auseinandersetzungen am Spielfeldrand. Sein Ellbogenschlag wurde mit der Gelb-Roten Karte vergleichsweise milde belohnt.

Nicht nur in dieser Phase nach einer guten Stunde intensiver Auseinandersetzung wurde deutlich, dass niemand gewillt war, das Prestigeduell der beiden besten Klubs Europas zu verlieren. "Natürlich wollten wir gewinnen", bekannte Dortmunds Coach Jürgen Klopp. Er unterstrich seinen Anspruch, indem er sein Team für die Schlussphase mit Marco Reus verstärkte, der sich zuvor wie viele Prominente von den Strapazen der Halbfinalspiele in der Königsklasse erholen durfte. Der Nationalspieler brachte das Bayern-Tor noch einmal tüchtig in Gefahr.

Die beste Chance auf den wohl entscheidenden Treffer ließ ausgerechnet der Mann aus, der hauptberuflich mit dem Toreschießen beschäftigt ist. Robert Lewandowski scheiterte mit einem Handelfmeter an Manuel Neuer. Der Bayern-Torwart erlebte ohnehin ein Spiel nach seinem Geschmack. Im Gegensatz zu vielen anderen Begegnungen bekam er etwas zu tun, und die ständigen Anfeindungen durch die BVB-Fans schienen ihn noch zu beflügeln. Für ihn war die Bundesliga-Partie ein echter Vorgeschmack auf das Meisterklassen-Finale in London am 25. Mai. "Das ist ein Duell auf Augenhöhe", urteilte er, "und egal, wo es gespielt wird: Eine Begegnung zwischen Dortmund und Bayern wird nie ein Freundschaftsspiel." Das war auf dem Rasen zu besichtigen. Obwohl beide Mannschaften reichlich zweite Wahl auf den Platz geschickt hatten (vielleicht gerade deshalb), "sind alle richtig in die Zweikämpfe gegangen", wie Neuer feststellte. Teilweise sei das schon grenzwertig gewesen, aber Fußball sei nun mal "ein Männersport".

Abgesehen von Rafinhas grobem Ausreißer blieben die Attacken weitgehend im Rahmen des Regelwerks. Ein paar Gelbe Karten waren den meisten Akteuren Warnung genug, die Geschichte nicht zu überziehen. Klopp fand: "Da war Pfeffer drin, das ist eben Fußball."

Es war allerdings nicht nur kämpferisch eine ansprechende Partie. Auch fußballerisch war der Abend auszuhalten. Natürlich war bei den Bayern zu bemerken, dass ohne Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Javi Martinez, Arjen Robben und Franck Ribéry die große Leichtigkeit fehlte. Dennoch lief der Ball bei Tempogegenstößen manchmal sehr gut. Und dass Mario Gomez ein bemerkenswerter Torjäger ist, bewies er, als er eine seiner beiden Chancen eiskalt zum 1:1 nutzte.

Dortmund, das besser in die Begegnung gefunden hatte, musste einen kleinen Bruch verkraften, als sein Spielmacher Ilkay Gündogan nach einer Viertelstunde mit einer Muskelverhärtung ausschied, arbeitete sich aber über die wie immer beachtliche Laufleistung zurück. Spielerisch blieb der BVB unter den hohen Erwartungen seines Trainers. "Wenn wir mehr Fußball gespielt hätten, hätten wir den Bayern mehr Probleme gemacht", erklärte Klopp. Das ist nicht direkt nachzuprüfen, kann in London ja noch nachgeholt werden.

(RP/can/csi/jco)
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