Norbert Dickel wird 50 Dortmund feiert seinen Kult-Stadionsprecher

Dortmund · In Norbert Dickels Büro fällt einem das Poster sofort ins Auge. Die älteren Fußball-Fans kennen diese Momentaufnahme vom 24. Juni 1989. Dickel dreht mit ausgebreiteten Armen zum Torjubel ab.

BVB-Kommentatoren rasten im Fanradio aus
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Foto: ddp

Im Pokalfinale von Berlin erzielte der Mittelstürmer zwei Treffer zum 4:1-Triumph seiner Borussia gegen Werder Bremen und versetzte seinerzeit die rund 40.000 BVB-Anhänger unter den 76.000 Zuschauern im Olympiastadion und eine ganze Region in einen Freudentaumel.

22 Jahre später ist Dickel immer noch bei Borussia Dortmund. "Ich bin nicht nur ehemaliger Spieler und Angestellter des Vereins. Ich bin Fan. Ich liebe diesen Verein, die Fans, die Struktur. Das ist mein Leben", sagt der Ex-Profi der Nachrichtenagentur dapd. Norbert Dickel feiert am Sonntag seinen 50. Geburtstag - mit seiner stets fröhlichen Erscheinung wirkt er aber immer noch wie ein junger Mann, seine Leidenschaft hat gar jugendliche Züge.

Aus seinem großzügigen Arbeitszimmer in der modernen BVB-Geschäftsstelle an der B1 in Dortmund hat er einen schönen Blick auf die Nordtribüne des Stadions. Die WM-Arena ist sein Arbeitsbereich, jeder kennt ihn, auch die Jüngsten. Dickel ist im 20. Jahr Stadionsprecher, mit dem schneidigen Verlesen der Mannschaftsaufstellung peitscht er die Stimmung bei Heimspielen an. Dickel ist die Stimme des Vereins, seine Live-Reportagen für das BVB-Netradio und das BVB-Fernsehen sind legendär, sie haben immer Finalcharakter.

"Wenn wir verlieren, tut man mir persönlich weh"

Die Arbeit geht Norbert Dickel momentan besonders gut von der Hand. Dortmund ist deutscher Meister, hat wieder bei Bayern München gewonnen und spielt Champions League. Auf den Reisen durch Europa ist er dabei, betreut die Sponsoren, macht "Späßchen" und trinkt ein "Bierchen" mit. So auch beim Trip nach London zum Gastspiel beim FC Arsenal. Jeder Fan, ob er nun dem BVB nahe steht oder einem anderem Verein, erkennt sich wieder, wenn Dickel zum Beispiel sagt: "Wenn wir verlieren, tut man mir persönlich weh. Das finde ich total scheiße."

Dickel, der zehn Geschwister hat, stammt aus dem Sauerland, aus Bad Berleburg. Nach einer Lehre als Werkzeugmacher verpflichtet er sich für vier Jahre zur Bundeswehr. Nach zwei Jahren entscheidet er sich anders und wird Fußballprofi. Zwei Jahren beim 1. FC Köln folgt der BVB mit dem Höhepunkt 1989.

Sechs Wochen vor dem Pokalfinale wurde er operiert und hatte gerade ein Training mit der Mannschaft, dann seinen großen Tag im Pokalfinale. "Danach bin ich nicht mehr auf die Beine gekommen. Knorpel- und Meniskusschaden im rechten Knie. Ich musste mit 28 aufhören. Das war doof", erzählt Dickel und lächelt dabei. Er ließ sich nicht unterkriegen, weil er immer "ein gutes Netzwerk" hatte. Erst verkaufte er für einen der Klubsponsoren Antriebstrommeln für Fördergurtanlagen, danach war er beim damaligen Ausrüster Nike, danach betrieb er mit zwei Compagnons ein Küchenstudio.

3000 Euro Strafe für Schiedsrichter-Beleidigung

Seit 1996 ist er Angestellter des Vereins, seit zehn Jahren macht er Radio, seit einem Jahr auch TV. Mit seinem "Du Blinder" in Richtung von Schiedsrichter Wolfgang Stark, der beim 0:0 der Dortmunder in Leverkusen Mario Götze Rot gezeigt hatte, handelte er sich vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) eine Geldstrafe von 3000 Euro ein. "Ich hasse Ungerechtigkeiten", sagt er dazu. "Wir machen Fan-Radio. Wir haben bis zu 180.000 Hörer in 60 Ländern. Die wollen nicht hören: Ball rechts, Flanke, Lewandowski, Tor. Deswegen sind wir ein wenig emotionaler."

Dickel hat eingesehen, dass er mit seiner Beschimpfung zu weit ging und sich entschuldigt. Am Samstag, nach dem Höhepunkt der Fest-Woche mit dem Revierderby gegen Schalke, ist eine Woche BVB-Frei. Mit Ehefrau Annette geht es eine Woche nach Dubai. Dickel: "Wir sind 32 Jahre zusammen und sehr glücklich verheiratet."

(DAPD)
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