Bundesliga-Check, Teil 4 Entspannt zum Klassenerhalt

Düsseldorf · Der 1. FC Nürnberg will sein Image als Fahrstuhlmannschaft endgültig ablegen. Nach zwei erfolgreichen Jahren hoffen die Fans im Frankenland, dass die kontinuierlich gute Arbeit fortgeführt wird.

Dieter Hecking im Porträt: Trainerstationen, Erfolge
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Das ist Dieter Hecking

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Foto: dpa/Marius Becker

"Der Glubb is a Depp", sagen die Berufspessimisten aus dem Frankenland. Dieses Sprichwort hat in der Geburtsstadt von Albrecht Dürer einen bitteren Kultstatus erlangt. Zu oft hat der 1. FC Nürnberg, genannt Club, seine Fans nach guten Spielzeiten direkt wieder enttäuscht — zuletzt mit dem Abstieg 2008 nach dem Pokalsieg ein Jahr zuvor. Die vergangene Saison beendete das Team von Trainer Dieter Hecking auf dem zehnten Platz, die Spielzeit davor auf Platz sechs.

Die Fans haben deshalb nur einen Wunsch: Beim neunmaligen Deutschen Meister soll Kontinuität einkehren. Das Image als Fahrstuhlmannschaft zwischen Erster und Zweiter Liga soll endgültig der Vergangenheit angehören. Die magische 40-Punkte-Marke, die den Klassenerhalt signalisiert, erneut möglichst weit vor dem letzten Spieltag zu erreichen, ist das Ziel. Die Vorzeichen für eine weitere Nerven schonende Spielzeit sind aber nicht durchgehend positiv.

In Philipp Wollscheid (Bayer Leverkusen) verließ der überragende Innenverteidiger den Verein. Für den 23-Jährigen überwies Bayer immerhin ein sieben Millionen Euro teures Trostpflaster. Manager Martin Bader entschied sich dennoch für einen günstigen Ersatz ohne Erfahrung in der Bundesliga. Marcos António, Brasilianer, spielte in Europa bereits in Portugal, Frankreich, Griechenland und zuletzt bei Rapid Bukarest in Rumänien. Ob er auch das Zeug für die Bundesliga hat, bleibt abzuwarten. Den Nachweis für ihre Qualität in dieser Spielklasse haben die Männer für die Außenbahnen bereits erbracht. Timothy Chandler auf der rechten und Javier Pinola auf der linken Seite sind gesetzt.

Im Abstiegskampf — das betonen alle Trainer unisono — ist Erfahrung unerlässlich. Einen Pluspunkt verbuchen die Franken daher auf der Torwartposition mit Raphael Schäfer. Der in Polen geborene 33-Jährige bewies zuletzt seine Klasse. In der entscheidenden Saisonphase leistete er sich keine Schwächen.

Im Mittelfeld fehlt ein weiterer Schlüsselspieler aus der Vorsaison. Daniel Didavi, der neun Tore und vier Vorlagen beisteuerte, kehrte zu seinem Stammverein VfB Stuttgart zurück. Auch hier griff Bader in die preiswerte Trickkiste und verpflichtete den 22-jährigen Hiroshi Kiyotake, der zurzeit bei den Olympischen Spielen für Japan am Ball ist. Quasi im Austausch für Didavi wechselte Timo Gebhart vom VfB an die Pegnitz. Auf der rechten Außenbahn soll der 23-Jährige für neuen Schwung sorgen. Zusammen mit Alexander Esswein auf links bildet Gebhart die flinke Flügelzange — eine offensive Waffe.

Für die Defensivarbeit in der Schaltzentrale sind Hanno Balitsch und Timmy Simons zuständig. Ein erfahrenes Duo, hinter dem sich der verletzte Almog Cohen und Markus Feulner anstellen müssen. Im Sturm ist der tschechische Stoßstürmer Tomás Pekhart gesetzt. Dahinter wartet Sebastian Polter auf seine Chance. Der 21-Jährige, der in der vergangenen Saison sein Bundesliga-Debüt beim VfL Wolfsburg feierte, erzielte in zwölf Einsätzen zwei Tore.

Neben dem Wunsch nach einer entspannten Saison haben die Club-Fans einen weiteren Auftrag für das Team, der fast den gleichen Stellenwert besitzt: Derbysiege gegen Greuther Fürth.

Zugänge Kiyotake (Cerezo Osaka), Gebhart (Stuttgart), Korczowski (Schalke U19), Ngankam (Hertha BSC U19), António (Rapid Bukarest), Polter (Wolfsburg/ausgeliehen).

Abgänge Wollscheid (Leverkusen), Bunjaku (Kaiserslautern), Sauter (Karlsruhe), Okotie (Sturm Graz), Eigler (FC Ingolstadt), Maroh (Köln), Judt (RB Leipzig), Zeitz (Paderborn/ausgeliehen), Hegeler (Leverkusen/war ausgeliehen), Didavi (Stuttgart/war ausgeliehen).

(RP/chk)
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