Doping-Vorwürfe Ex-VfB-Arzt schließt Missbrauch nicht aus — Dutt fordert Aufklärung

Der frühere Stuttgarter Mannschaftsarzt Winfried Laschner will nicht ausschließen, dass Professor Dr. Armin Klümper "Anabolika-Mittel wie Megagrisevit zu therapeutischen Zwecken" eingesetzt habe.

 VfB-Sportdirektor Robin Dutt.

VfB-Sportdirektor Robin Dutt.

Foto: dpa, jol jhe

Dies sagte der Mediziner, der den Bundesligisten VfB Stuttgart von 1976 bis 1984 betreute, den Stuttgarter Nachrichten. Der VfB habe sich in diesem Zusammenhang jedoch nicht schuldig gemacht, betonte er: "Ich habe davon nichts gewusst."

Er sei überrascht, dass der VfB in den Doping-Skandal verwickelt ist. "Wenn es ein Dokument geben würde, das belegt, dass der VfB Stuttgart Megagrisevit in größeren Mengen bestellt hätte, dann wäre das interessant. Allerdings kann ich mir das nicht vorstellen", sagte Laschner.

"Ich weiß nicht, was Klümper bei jedem einzelnen Patienten in seinen Spritzen hatte. Ich kann aber ausschließen, dass Mittel zur Leistungssteigerung eingesetzt wurden", führte Laschner aus. Klümper habe "besondere, intensivere und umfangreichere Sportmedizin betrieben als andere Ärzte". Klümper, der in Südafrika lebt, war für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen nicht zu erreichen.

Auch Francois Caneri, zur damaligen Zeit Masseur beim VfB, sagte den Stuttgarter Nachrichten, dass das Mittel Megagrisevit möglicherweise benutzt worden sei, "aber sicher nicht permanent". Bewusstes Doping beim VfB schloss der Schweizer nach wie vor aus. Wenn überhaupt sei das Mittel zum Muskelaufbau bei Verletzungen oder zur Rehabilitation eingesetzt worden.

Robin Dutt, Sportvorstand des VfB, will eine "lückenlose Aufklärung" der Doping-Vorwürfe gegen die Schwaben. "Für uns ist es schwer eine Auskunft dazu zu geben, weil wir überhaupt keine Fakten an die Hand bekommen haben und es weit vor unserer Zeit lag. Nichtsdestotrotz sind wir natürlich an einer lückenlosen Aufklärung interessiert, weil wir alle an einem sauberen Sport interessiert sind", sagte Dutt Sky Sport News HD. Weiter führte der ehemalige DFB-Sportdirektor aus: "Im Profi-Fußball gibt es regelmäßig Doping-Kontrollen und es taucht kein regelmäßiger Befund auf. Deshalb glaube ich fest daran, dass wir im Fußball flächendeckend einen sauberen Sport haben."

Doping-Experte Werner Franke sieht derweil auch im heutigen Fußball eine erhebliche Doping-Problematik. EPO sei im Fußball schon einige Male nachgewiesen worden, "warum sollte das plötzlich nicht mehr Thema sein?", sagte der 75-Jährige dem Münchner Merkur: "Es ist auffällig: Heute ist die Schnelligkeit viel höher als früher, dennoch bleiben die Ballkontakte im Fußball konstant. Gerade in den letzten zwei Jahren finde ich da eine gesunde Skepsis angebracht."

Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) mache man aber wie auch im Tennis "nicht genug". Es müsse noch mehr "überraschende Trainingskontrollen geben", forderte Franke: "Einen FC Bayern muss man zum Beispiel besonders in Katar abklopfen. Wenn etwas gemacht wird, dann in den Wettkampfpausen."

Mario Thevis, Dopingforscher an der Deutschen Sporthochschule Köln, hält einen effektiven Missbrauch durch Anabolika im Fußball für "durchaus vorstellbar". Im Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger sagte der Chemiker, Anabolika "sorgen nicht nur für einen Zuwachs an Muskulatur und Kraft, sondern sie können auch bei der Regeneration unterstützen". Dadurch seien Sportler in der Lage, "den hohen Belastungen von sehr intensiven Spiel- und Trainingswochen standzuhalten", führte Thevis aus.

Auf ein 90-minütiges Fußball-Spiel bezogen, könne das "durchaus einen Unterschied machen. Wie man Statistiken entnehmen kann: Die meisten Tore im Profifußball fallen in den letzten 15 Minuten eines Spiels, sodass auch ein geringfügiger Vorteil hier entscheidend sein kann".

(sid/dpa)
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