Abenteuerlicher Vertragspoker Farfan provoziert Schalke

Düsseldorf · Im Poker um den Torjäger will der Revierklub nach den Worten von Aufsichtsratschef Tönnies "nicht verrückt" spielen. Angeblich fordert der Peruaner allein für eine Vertragsunterschrift 14 Millionen Euro Handgeld.

Jefferson Farfan im Porträt
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Das ist Jefferson Farfan

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Foto: dapd, Martin Meissner

Fans des FC Schalke, und wohl nicht wenige, werden nur noch den Kopf schütteln: Ein Handgeld von 14 Millionen Euro soll Jefferson Farfan der "Bild-Zeitung" zufolge für die Unterschrift unter einen neuen Vertrag verlangt haben. Würde ihm der Klub, der das Gehalt des Peruaners angeblich auf rund sechs Millionen Euro verdoppeln wollte, eine solche Forderung erfüllen, käme der Fußballprofi in der Zeit von Juli 2012 bis Juni 2014 womöglich auf rund 26 Millionen. Zahlen, die abenteuerlich klingen und wegen der Schuldenlast des siebenmaligen Meisters nicht zu vertreten wären.

"Wir spielen auf Schalke nicht verrückt. Wir waren von seinen Forderungen ein Stück weit enttäuscht. Denen kommen wir nicht nach", sagte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies der "Sport Bild". Die Gelsenkirchener haben ihr Angebot an Farfan zurückgezogen und inzwischen vom Ligakonkurrenten 1899 Hoffenheim in dem Nigerianer Chinedu Obasi einen anderen Angreifer verpflichtet. Ein Ersatz für den Südamerikaner steht also bereit, sollte dieser schon in der Winterpause den Klub verlassen. Die Frage bleibt allerdings, ob der Offensivmann einen neuen Arbeitgeber findet, der willens ist, für seine Verpflichtung so viel zu investieren, dass Farfán unterschreibt.

"Ich bin überrascht, dass Schalke das Angebot, das es mir vor zwei Wochen gemacht hat, zurückgenommen hat. Vor allem wegen der Liebe, die ich für Schalke empfinde, und wegen meines Wunsches zu verlängern", wurde der Torjäger zitiert. Man kann sich ausmalen, wie ein Großteil der Fans angesichts des anhaltenden Farfán-Pokers über solche Worte denkt.

Horrenden Forderungen kann Schalke nicht zustimmen, auch wenn der 27-Jährige an besonderen Tagen Weltklasseniveau erreicht. Zu welch grandiosen Solo-Aktionen Farfan fähig ist, bewies er im Oktober in Leverkusen. Vor dem eigenen Strafraum erkämpfte er sich den Ball auf robuste, allerdings auch umstrittene Art gegen Andre Schürrle, dann rannte er mit einem fulminanten Sprint bis in den 16-Meter-Raum der Gastgeber und schoss den Ball präzise ins hintere Toreck. Es war der Treffer zum 1:0-Sieg. Die Führung und die Fans des Tabellendritten wissen, wie wichtig Farfan für das Offensivspiel ist. Nicht von ungefähr belegt "Foquita" (kleine Robbe) unter den Spielern von Schalke 04 mit einem Schnitt von 2,78 die Spitzenposition in der Bundesliga-Notenstatistik des "kicker", obwohl Kollege Klaas-Jan Huntelaar zur Saisonhalbzeit bereits mit 15 Treffern zu Buche steht. Farfan war in dieser Serie erst zweimal erfolgreich, verletzungsbedingt bestritt er freilich auch nur zehn der 17 Hinrundenspiele. Seine Gesamtquote für Schalke ist exzellent: In 102 Ligaspielen seit 2008 erzielte er 22 Treffer und gab 30 Torvorlagen. Im DFB-Pokalfinale gegen den MSV Duisburg (5:0) überragte er mit drei Torvorlagen.

Trainer Huub Stevens rechnet offenbar immer noch damit, dass Farfan, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, auch in der kommenden Saison für die Königsblauen spielen wird. "Die Forderungen seines Beraters konnten wir nicht erfüllen", wird der Niederländer von "Sport Bild" zitiert. "Ich hoffe noch, dass da eine Einsicht einkehrt und es womöglich noch eine Chance auf eine Verlängerung gibt." Manager Horst Heldt betont: "Wir sind weiter bereit für Gespräche und wollen ihn nicht abgeben."

Heute fliegt die Mannschaft zu einem neuntägigen Trainingslager nach Doha, Hauptstadt des Emirats Katar. Neben der Frage, ob Farfan bleibt, ist eine weitere bedeutende Personalie zu klären. Heldt dürfte die Tage am Persischen Golf auch zu Gesprächen mit Raúl (zehn Saisontore) nutzen. Über eine Zusammenarbeit mit dem 34 Jahre alten spanischen Weltstar über die Saison hinaus soll noch im Januar entschieden werden.

(RP/can)
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