Der Meister reist zu Schlusslicht Braunschweig FC Bayern: Charaktertest für das letzte Aufgebot

München · Nach der Kritik von Matthias Sammer bekommt das Spiel bei Eintracht Braunschweig für den FC Bayern München eine besondere Bedeutung: Vor dem Champions-League-Halbfinale bei Real Madrid ist es ein wichtiger Test für den Ernstfall.

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Foto: dpa, Alexander Hassenstein

Auf einmal ist sogar Eintracht Braunschweig verdammt wichtig für den FC Bayern. Nicht so wichtig wie Real Madrid — aber immerhin: Nach der beißenden hausinternen Kritik von Sportvorstand Matthias Sammer suchen die Münchner den schnellstmöglichen Weg aus ihrer "Kuscheloase" — da kommt ein Gegner, der noch gegen den Abstieg aus der Bundesliga kämpft, gerade recht. "Jeder einzelne Spieler", forderte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, "ist jetzt gefragt, dafür zu sorgen, dass wir in Madrid in bester Verfassung sind." Braunschweig wird eine Art Charaktertest.

Das viel wichtigere Spiel ist selbstverständlich jenes am kommenden Mittwoch in Bernabeu. Nach den alarmierenden Worten von Sammer nach dem Pokal-Halbfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern (5:1) kommt der Begegnung am Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) aber eine besondere Bedeutung zu. "Natürlich ist Real in unserem Kopf", räumte Pep Guardiola am Freitag gerne ein, der Trainer betonte allerdings auch: Das Spiel beim Tabellenletzten sei die "beste Vorbereitung auf das Spiel in Madrid", um dort "gut zu spielen, brauchen wir ein gutes Gefühl aus dem Spiel in Braunschweig".

Kritik von Sammer

Ein gutes Gefühl hatte Sammer am vergangenen Mittwoch nicht — also sagte er das auch. "Wir brennen nicht. Für die Aufgaben, die auf uns warten, reicht das nicht", schimpfte er nach dem Einzug ins Endspiel um den DFB-Pokal am 17. Mai in Berlin gegen Borussia Dortmund. Auch an der Stimmung in der Mannschaft mäkelte er herum. Es fehle ihm das "Miteinander", ebenso der Mut, einander die Wahrheit zu sagen. "Wir gehen zu lieb und nett in einer Kuscheloase mit uns um", kritisierte Sammer. Wenn Sammer das so sehe, "dann wird es so sein", sagte dazu Mannschaftskapitän Philipp Lahm. Er klang genervt.

Guardiola konnte auch am Freitag mit dem Begriff Kuscheloase nichts anfangen, dem Sportvorstand gestand er dessen Kritik allerdings zu. "Matthias hat eine große Nase", sagte er lächelnd - sollte heißen: Sammer habe einen guten Riecher für das, was in der Mannschaft und um sie herum geschehe, er rede mit allen und jedem, "er ist immer da, um uns zu helfen, er unterstützt uns", erklärte Guardiola: "Wir akzeptieren alles." Und "natürlich", ergänzte er, "müssen wir jetzt versuchen, unsere Spielweise zu verbessern".
Diesen Punkt betonte Guardiola mehrfach.

Personalprobleme beim Meister

Einspielen für Madrid können sich die Bayern in Braunschweig aber nur bedingt. Neben Torhüter Manuel Neuer, der wegen seiner Wadenverletzung weiter geschont und von Lukas Raeder vertreten wird, fehlen auch: die gesperrten Rafinha und Toni Kroos; die Linksverteidiger Diego Conteno und David Alaba (erkältet); Thiago, der aber womöglich im Pokalfinale wieder mitwirken kann; außerdem Xherdan Shaqiri, der etatmäßige Ersatztorhüter Tom Starke sowie der langzeitverletzte Holger Badstuber. Das letzte Aufgebot der Profis müssen Alessandro Schöpf und Benno Schmitz aus dem Regionalliga-Team komplettieren.

Auch keine guten Voraussetzungen für das Spiel in Madrid - aber zumindest einige Spieler scheinen verstanden zu haben, dass es erst mal auch einer veränderten Einstellung bedarf nach zuletzt immerhin drei Spielen ohne Sieg in der Bundesliga und dem ziemlich blutarmen Erfolg gegen Lautern. "Wir wissen, was wir drauf haben", versicherte Arjen Robben nach seiner persönlichen Glanzleistung gegen die Roten Teufel, "aber wir müssen es auch zeigen, wir müssen immer Vollgas geben." Und dann sagte er noch den schönen Satz: "In jedem Spiel musst du alles geben - mit ganzer Leidenschaft."

(sid)
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