Zweikampf an der Bundesliga-Spitze Bayern - Dortmund: Das neue, alte Duell

München · Der FC Bayern und Borussia Dortmund sind nach dem vierten Spieltag in der Bundesliga die einzigen Teams mit vier Siegen. Die Münchner profitierten beim Sieg gegen Augsburg von einer Fehlentscheidung.

Bundesliga, 4. Spieltag: Elf des Tages
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4. Spieltag: Elf des Tages

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Pep Guardiola rügte seine schläfrigen Stars, die Derby-Sieger haderten aber auch mit sich selbst. "Die erste Halbzeit reicht auch nicht für die 2. Liga", kritisierte Abwehrchef Jérôme Boateng den Start in wegweisende Wochen mit dem Königsklassen-Auftakt am Mittwoch bei Olympiakos Piräus. "Wir müssen an der zweiten Halbzeit anknüpfen und es noch besser machen, weil das ist Champions League." Während die Münchner ihre sieben Spiele in 23 Tagen mit einem 2:1 (0:1)-Erfolgserlebnis beginnen und mit Borussia Dortmund weiter an der Tabellenspitze marschieren, muss der unterlegene FC Augsburg vor seinem Europapokal-Debüt erst einmal den Ärger über den "Witz"-Elfmeter in 90. Minute abschütteln.

"Wenn ich die Wahrheit sage, werde ich wahrscheinlich noch persönlich bestraft, nachdem die Mannschaft schon bestraft wurde", schimpfte FCA-Coach Markus Weinzierl wenige Tage vor dem Europa-League-Spiel bei Athletic Bilbao. "Wenn ich es knallhart sage: beschissen worden." Zerknirscht gab Schiedsrichter Knut Kircher, der sich beim Zweikampf von Markus Feulner und Bayerns Flügelflitzer Douglas Costa auf seinen Assistenten verlassen hatte, später den Fehler zu: "Das bringt dem FC Augsburg leider keine Punkte mehr, sorry, tut uns leid."

So möge er nicht gewinnen, räumte Guardiola ein. Viel mehr als die emotionale Diskussion um den von Thomas Müller zum sechsten Saisontor verwandelten Strafstoß beschäftigte den Spanier aber die Gesamtleistung seiner Formation. "Ich weiß, es ist schwer nach Länderspielen, aber das ist keine Entschuldigung", sagte der 44-Jährige. "Unsere Körpersprache war nicht gut. Ich hoffe, es ist uns eine große Lehre für die Zukunft."

War der 2:1-Erfolg vor drei Wochen in Hoffenheim ebenfalls mit einem Siegtor in der Schlussminute ein Akt des Willens und der Moral, so war es diesmal auch ein Sieg der Marke Bayern-Dusel.

Überlegen, aber nicht zwingend

80:20 Prozent Ballbesitz, 27:4 Torschüsse, 9:0 Ecken dokumentierten zwar die Münchner Übermacht, aber speziell die erste Spielhälfte stimmte keinen beim Rekordmeister zufrieden. "Wir waren einfach im Kopf ein bisschen schläfrig. Wir haben uns in der Nachländerspielphase ein bisschen gehen lassen und konnten uns in der ersten Halbzeit von dieser Gemächlichkeit nicht lösen", analysierte Siegtorschütze Müller. "Aber wir konnten den Schalter umlegen und daraus müssen wir lernen, so geht es nicht, auch nicht in der Bundesliga", ergänzte Kapitän Philipp Lahm.

In der Bundesliga führen die Münchner (12 Punkte/+10 Tore) das Feld mit den Dortmundern (12/+12) ungeschlagen an. "Dortmund will wieder attackieren. Das ist schön für die Liga, aber ein bisschen unentspannter für uns", erklärte Müller. "Aber das ist jetzt nichts Verrücktes, Dortmund ist bei mir vor der Saison als Meisterkandidat infrage gekommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es denen Spaß gemacht hat, die letzten drei Jahre deutlich hinter uns zu sein." Schon am 4. Oktober, zum Abschluss des Münchner Oktoberfests, kommt es zum Duell der Dauerrivalen.

Erst einmal steht für die Bayern, bei denen Kingsley Coman debütierte, der Königsklassen-Auftakt in Griechenland an. "Wir wollen am ersten Spieltag auch in der Champions League die Siegesserie beginnen", sagte Robert Lewandowski, der mit seinem neunten Tor im neunten Spiel gegen Augsburg ausgeglichen hatte (77. Minute).

Dortmund legt los wie die Feuerwehr

Bundestrainer Joachim Löw sieht Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund auch langfristig als möglichen Titelanwärter. "Dortmund ist nicht ganz überraschend. Sie haben eine sehr, sehr gute Mannschaft mit großer Qualität. Es wird dieses Jahr schon ein interessanter Kampf vorne werden", sagte der 55-Jährige bei der Verleihung der Goldenen Sportpyramide in Hamburg. Weiter betonte Löw: "Ich glaube, dass Wolfsburg eine gute Rolle spielen kann, Dortmund sowieso und die Bayern stehen ja außer Frage." Die Dortmunder hatten 4:2 bei Hannover 96 gewonnen.

Vor dem TV-Interview bei Fox Sports warf Mats Hummels noch einen raschen Blick auf die aktuelle Bundesliga-Tabelle, ehe er in flüssigem Englisch den schwarz-gelben Höhenflug erklärte. "Es läuft rund, wir sind sehr zufrieden mit unserer Situation. Wir müssen nur noch eine Tick stabiler werden", sagte Dortmunds Mannschaftskapitän nach dem ungefährdeten Sieg bei Hannover 96, bevor er sich mit einer Wasserflasche zur Dopingkontrolle zurückzog. Der Startrekord mit vier Auftaktsiegen in Folge, der Ausbau der Tabellenführung, all das fühlt sich für die vor einem Jahr noch so leidgeprüften Westfalen sehr komfortabel an. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke jedenfalls verließ die mit 49 000 Zuschauern ausverkaufte WM-Arena am Maschsee mit einer gehörigen Portion Optimismus für die kommenden Wochen: "Eine solche Serie gibt natürlich Selbstvertrauen. Wir spielen im Moment einfach guten Fußball." Und das soll auch so bleiben, denn bei den Westfalen sieht man sich im Vergleich mit Rekordmeister Bayern München mittlerweile wieder auf Augenhöhe. Hummels: "Der große Rückstand, den wir hatten, ist viel, viel kleiner geworden. Jetzt ist es richtig eng."

Bemerkenswerte Dominanz, gepaart mit beachtlicher Geduld, diese Mischung war gegen biedere, Hannoveraner das Erfolgsrezept. Zwar traf 96-Torjäger Artur Sobiech zur 1:0-Führung (18.) und zum 2:2-Ausgleich (53.), doch davon ließen sich die hochüberlegenen Gäste nicht beeindrucken - und antworteten stets prompt.

Zweimal (35. und 85. Minute) vollstreckte Pierre-Emerick Aubameyang vom Elfmeterpunkt, hinzu kam ein Treffer von Henrich Mchitarjan (44.) sowie ein Eigentor von Felipe (67.). Trainer Thomas Tuchel war sich nach der Länderspielpause über die Verfassung seiner Schützlinge nach eigenem Bekunden nicht ganz im Klaren gewesen, nun gab er sich erleichtert: "Einfach eine tolle Teamleistung. "Was den Coach nicht davon abhielt, seinen neuen Außenverteidiger Matthias Ginter ausdrücklich zu loben. "Ich habe ihn einfach mal gefragt, ob er sich diese Position vorstellen kann. Und er macht es mit einer großen Ruhe und Beharrlichkeit", sagte der 42-Jährige.

(dpa)
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