2:2 zwischen Schalke und Dortmund Das Freundschafts-Derby

Gelsenkirchen · Andrè Breitenreiter hatte gleich ein paar Vorlagen bekommen, um sein Team angemessen auf das 170. Derby gegen Borussia Dortmund in der Bundesliga einzustimmen. Die Anhängerschaft des FC Schalke 04 hatte in der Nordkurve vor der Partie ein Banner ausgerollt mit einer deutlichen Botschaft: "Spieler in unseren Farben laufen, grätschen, sprinten und kämpfen bis zum Umfallen".

Schalke - Dortmund
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Foto: dpa, a hpl

Die Aufstellung von BVB-Trainer Thomas Tuchel war indes noch etwas besser dazu geeignet, die Hausherren von Beginn an auf Betriebstemperatur zu bringen. Tuchel nominierte im Vergleich zum Viertelfinale in der Europa League gegen den FC Liverpool auf acht Positionen neue Spieler in seiner Startelf. Am Ende war die Besetzung immerhin ausreichend, um zu einem 2:2 zu kommen.

Der Weg dahin war extrem beschwerlich und über weite Strecken eine zähe Angelegenheit. Schalke konnte nicht mehr, Dortmund wollte nicht mehr in das Derby investieren. Dementsprechend verhalten war auch die Stimmung in der Arena. Die Gäste schienen gedanklich schon beim Rückspiel auf europäischer Bühne an der Anfield Road. Die Knappen fürchteten offenbar so sehr, ein Debakel gegen den Rivalen zu erleben, dass sie vorsichtshalber erst gar nicht versuchten mitzuspielen. Und so gefielen die Gäste sich in der Rolle, den Kontrahenten auch mit angezogener Handbremse nach Belieben zu dominieren.

Völlig zufrieden mit dem Unentschieden waren sie nicht. "Wir hatten nach dem 2:2 noch drei hundertprozentige Chancen, das Spiel zu gewinnen. Wir haben nach unseren Führungstreffern jeweils zu früh wieder den Ausgleich bekommen. Die Mannschaft hat es insgesamt gut gemacht", sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc, der die Rotation verteidigte: "Das ist zu diesem Zeitpunkt der Saison absolut notwendig."

Der US-Amerikaner Ivan Pulisic brachte die Schalker Defensive mit nur einem beherzten Sprint bereits an ihre Grenzen - nach 23 Minuten hätte das die Führung sein müssen. Die Gelsenkirchener entwickelten hernach immerhin den Mut, sich auch einmal in der gegnerischen Hälfte zu versuchen. Leroy Sané scheiterte am Pfosten (33.), sieben Minuten später vergab Junior Caicara eine Chance. Immerhin drei spielerische Lichtblicke in einer bis dahin schwachen Begegnung.

Das Niveau steigerte sich auch im zweiten Durchgang nicht sonderlich. Aber es gab bessere Unterhaltung. Shinji Kagawa verwertete ein Zuspiel von Moritz Leitner sehenswert, in dem er den Ball zur Führung ins linke Eck schlenzte. Schalke ergab sich aber nicht in sein Schicksal. Sané behielt im Gewühl den Durchblick und traf zum Ausgleich. An taktische Zwänge fühlte sich fortan keiner der Akteure mehr gebunden. Das war sehr frustrierend für die Trainer am Spielfeldrand und sehr amüsant für das Publikum und verbunden mit zwei weiteren Toren. Matthias Ginter hatte Dortmund erneut in Führung gebracht, Klaas-Jan Huntelaar verwandelte einen berechtigten Elfmeter. Dabei blieb es — 2:2, ein Ergebnis, mit dem beide gut leben können. Dortmund hat seine Ziele in der Liga längst erreicht. Schalke hat nach wie vor Chancen auf einen Platz auf einen internationalen Wettbewerb.

"Wir haben gezeigt, was wir als Mannschaft erreichen können", frohlockte der Gelsenkirchener Torwart Ralf Fährmann. "Das war heute wieder ein Schritt in die richtige Richtung." Auch das Publikum war mit seinem Team versöhnt.

(gic)
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