Torhüter zum Fußballer des Jahres gewählt Neuer setzt lange Tradition fort

Düsseldorf/München · Manuel Neuer hat den nächsten Titel gewonnen. Der Torwart von Bayern München wurde zum zweiten Mal nach 2011 gewählt und setzt die lange Tradition der deutschen Torhüter fort.

Deutschlands Fußballer des Jahres 2014
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Es gehört schon was dazu, die ganze Welt zu überraschen. Manuel Neuer ist das gelungen. Es hatte sich auf dem Globus zwar schon herumgesprochen, dass Bayern Münchens Torwart seinen Job ziemlich offensiv auslegt. Aber dass er sich bei der Weltmeisterschaft im Achtelfinale gegen Algerien als Deutschlands bester Libero seit Franz Beckenbauer vorstellen würde, hatten nicht mal Experten so eindrucksvoll erwartet. Und weil er darüber hinaus in seinem eigentlichen Fachgebiet in Brasilien makellose Arbeit ablieferte, ist er von den deutschen Sportjournalisten zum Fußballer des Jahres gewählt worden. Das war dann wieder weniger überraschend.

Neuer landete bei der alljährlichen Umfrage des "Kicker" zum zweiten Mal nach 2011 ganz vorn. Und er ist höflich genug, öffentlich ordentlich verblüfft zu sein. "Das ist eine Ehre für mich", sagte der Nationaltorwart, "ich bin genauso überrascht." Erstaunlich war aber allein die Tatsache, dass er sich mit dem Dortmunder Offensivspieler Marco Reus ein sehr knappes Rennen um den Titel liefern musste. Neuer erhielt 144 Stimmen, Reus 135. Die Sportjournalisten würdigten damit die großen Leistungen des Dortmunders vor der WM. Beim Turnier in Brasilien war Reus nicht am Start, weil er sich im letzten Vorbereitungsspiel (6:1 gegen Armenien) schwer verletzte.

Die WM wurde dann die große Bühne für Neuer. Mit einer im Spitzensport äußerst seltenen Mischung aus Lust am Spiel, Risikobereitschaft, Abgeklärtheit, Konzentrationsfähigkeit und ganz großem Können prägte der deutsche Torwart das Turnier. Niemand auf der Welt hat seine Präsenz auf dem Platz, seine Ausstrahlung. An seinen guten Tagen wächst Neuer in seiner Spielhälfte zur beherrschenden Figur. Und schlechte Tage hatte er nicht in Brasilien.

Deutschlands Trainer des Jahres 2014
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Neuers Wirkung wird durch seine Körperhaltung unterstrichen. Er macht sich nicht klein, was bei 1,93 Meter Körpergröße ohnehin ein Problem ist, er läuft sehr aufrecht. Wenn er die Arme ausbreitet, wird die Welt hinter ihm immer kleiner und mit ihr das Ziel, das Stürmer anvisieren. Wer auf Neuer zuläuft, scheint wie das Tor selbst zu schrumpfen. Auf jeden Fall fängt er das Grübeln an, weil er einerseits um die besonderen Qualitäten des deutschen Torwarts weiß, andererseits ein ziemliches Gebirge von Mensch vor sich sieht. Im Finale gegen Argentinien gab es ein schönes Beispiel dafür. Toni Kroos hatte mal ausnahmsweise den falschen Mann freigespielt, und Gonzalo Higuain lief ganz allein auf das deutsche Tor zu. Neuer atmete tief ein und wuchs. Higuain erschrak und verfehlte mit einem Schussversuch den Kasten. Einen Otto-Normal-Torwart hätte Higuain auf seinem Weg zum Treffer wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen. Neuer kann niemand ignorieren.

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Foto: dpa/Martin Rickett

Er steht in einer langen Torwart-Tradition. Vorgänger als Fußballer des Jahres waren unter anderen Hans Tilkowski, der Vize-Weltmeister von 1966, Andreas Köpke, der Bundestorwart-Trainer, Sepp Maier, der Weltmeister von 1974, und Oliver Kahn, der einstige Titan. Jeder von ihnen war auf seine besondere Art eine herausragende Figur seiner Zeit. Neuer ist wahrscheinlich der kompletteste Spieler von allen. Sicher ist er der kompletteste Torwart der Gegenwart.

(RP)
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