Schiedsrichter-Hetze bei Facebook "Gegen Deniz Aytekin im Profifußball"

Düsseldorf · Vor wenigen Wochen sorgte der "Fall Pezzoni" für großes Aufsehen: Der Profi des 1. FC Köln bat um die Auflösung seines Vertrags, nachdem er von Anhängern des Vereins bedroht wurde. Auslöser war eine "Facebook"-Gruppe. Jetzt hetzen einige User gegen Schiedsrichter Deniz Aytekin.

Bundesliga 12/13: Stranzl fliegt gegen Hamburg vom Platz
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"Kevin Pezzoni zeigt die Kölner Chaoten an" oder "Fall Pezzoni ist inakzeptabel": Vor nicht einmal einen Monat war sich ganz Deutschland sicher — so etwas darf nicht noch einmal passieren. Anhänger des 1.FC Köln waren mit den Leistungen des Profis nicht einverstanden und iniziierten kurzerhand eine Hetze, die bisher ihresgleichen sucht. Das Ergebnis: Pezzonis Vertrag wurde aufgelöst, der 23-Jährige tauchte im Ausland unter.

Die Hoffnung, dass diese Aktion einen Einzelfall darstellen würde, scheint sich momentan nicht zu erfüllen. Mittlerweile lassen sich erneut hetzerische Gruppen in dem sozialen Netzwerk finden, in denen dieses Mal der Fifa-Schiedsrichter Aytekin ins Visier der anonymen Hetzer geraten ist.

Was ist passiert?

In den vergangenen Wochen stand der Referee gleich einige Male im Rampenlicht. Am 15. September leitete er die Partie zwischen Hannover 96 und Werder Bremen. Da verweigerte er den Gästen einen regelkonformen Treffer und schickte den Siegtorschützen Szabolcs Huszti vom Platz — er hatte das Trikot beim Jubel ausgezogen und war zusätzlich auf den Zaun geklettert. Das machte zwei Mal Gelb, dementsprechend gab Aytekin dem Ungarn die Gelb-Rote Karte. Regelkonform ja, Fingerspitzengefühl nein.

Bei der Partie von Borussia Mönchengladbach und dem Hamburger SV am vergangenen Mittwoch konnte der Unparteiische auch nicht überzeugen. Zunächst übersah er ein Foul von Martin Stranzl vor dessen Ausgleichstor. Der Abwehrspieler hatte sich nach einer Ecke klar bei seinem Gegenspieler aufgestützt.

In der 53. Minute zeigte der Unparteiische dem Österreicher die Rote Karte, er hatte Ivo Ilicevic im Elfmeter angeblich gefoult. Die Fernsehbilder aber beweisen, dass Stranzl seinen Gegenspieler bei der Grätsche gar nicht getroffen hat. Aytekin verweigerte Stranzls Vorschlag, den Gefoulten zu fragen, ob er getroffen wurde oder nicht und schickte den Gladbacher mit Rot vom Platz. Elfmeter und Platzverweis — zwei beinahe spielentscheidende Fehlentscheidungen in einer Aktion.

"Seite löschen, um Internethetze zu vermeiden?"

Somit ist Aytekin in den Mittelpunkt der Facebook-Gemeinde getreten, Gruppen wie "Aytekin Pannenschiri" oder "Gegen Deniz Aytekin im Profifußball" wurden mittlerweile gegründet. Und diese erfreuen sich einer großen Beliebtheit: Knapp 1000 Usern gefallen die Seiten.

"Ich war Montag schon entsetzt, als ich laß, dass er uns gegen HSV pfeifft. Und gestern hat er das gemacht,was er immer macht: SCHEISSE PFEIFEN. Wir in Mönchengladbach haben ja schon genug schlechte Erfahrungen mit dem", wird dort unter anderem geschrieben.

Die "Facebook"-User sind sich dabei über die möglichen Folgen ihrer Aktion — widererwartend — im Klaren. Auf einer Seite findet sich ein Voting mit dem Titel: "Seite löschen, um Internethetze zu vermeiden?" Das Ergebnis ist enttäuschend, mehr als die Hälfte der Befragten antworten mit "Nein". Ein User ist hingegen für "Ist doch nur Spaß".

Dass aber die vergleichbaren Fälle der Vergangenheit nicht vergessen worden sind, zeigen vereinzelte Einträge von diversen Usern. "Das hier ist wohl die schwachsinnigste Seite im ganzen Facebook!!! So hat's doch schon mal angefangen. Denkt mal drüber nach!!", sagt dort Uwe Klaka. Diese Einsicht sollte bei den restlichen Besuchern dieser Seite nicht zu spät kommen, ansonsten droht ganz schnell ein zweiter Fall Pezzoni.

(seeg/can/rm)
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