Schwere Vorwürfe nach Abstiegsduell Verbeek verteidigt seinen Wutausbruch: "Das ist meine Wahrheit"

Freiburg · Nürnbergs Coach Gertjan Verbeek sorgte mit schweren Vorwürfen gegen Freiburgs Trainer Christian Streich und den Schiedsrichter für einen Eklat.

 Gertjan Verbeek boykottierte nach der bitteren Niederlage im Abstiegsduell beim SC Freiburg die offizielle Pressekonferenz.

Gertjan Verbeek boykottierte nach der bitteren Niederlage im Abstiegsduell beim SC Freiburg die offizielle Pressekonferenz.

Foto: dpa, pse hak

Der Stuhl des Anklägers blieb leer. Gertjan Verbeek hatte nach seinem denkwürdigen Wutausbruch gegen den "Kollegen" Christian Streich und "den zwölften Mann" Jochen Drees schlicht keine Lust auf die offizielle Pressekonferenz. Beleidigt und gekränkt verzog sich der Trainer des 1. FC Nürnberg nach der bitteren Niederlage im Abstiegsduell beim SC Freiburg (2:3) in den Mannschaftsbus. So fiel nach Verbeeks TV-Frontalangriff die mit Spannung erwartete Konfrontation mit dem Adressaten seiner schweren Vorwürfe aus.

Doch nicht nur dem beschuldigten Streich werden die Attacken des Niederländers noch lange in den Ohren klingen. "Wenn man sieht, wie der Trainer mich beschimpft hat, das ist unverschämt, brutal, respektlos! Wie ein Verrückter hat er agiert, bei jedem Mal, wenn etwas passiert ist", schimpfte Verbeek bei Sky und zeigte sich unversöhnlich: "Das ist kein Kollege. Eine Entschuldigung würde ich nicht annehmen." Tags darauf stand er zu seinen Aussagen: Streich solle ihn und seine Arbeit "in Ruhe lassen. Er war respektlos, das ist meine Wahrheit."

Auch an Referee Drees (Münster-Sarmsheim), der zwei Elfmeter pfiff und den Nürnberger Emanuel Pogatetz des Feldes verwies (90.+3), ließ der Club-Coach kein gutes Haar. Er bezeichnete ihn als "zwölften Mann" des Gegners, als zu zimperlich. Mehr noch: Verbeek forderte den Deutschen Fußball-Bund (DFB) auf, Drees aus dem Verkehr zu ziehen. "Wenn ein Spieler so schlecht spielt, dann spielt er nicht das nächste Mal. Das heißt: Er darf nicht mehr pfeifen", sagte der 51-Jährige. Seiner Ansicht nach hatte sich Drees von der hitzigen Atmosphäre und Streichs Dauer-Lamento an der Außenlinie beeinflussen lassen.

Allein in der ersten Halbzeit der rassigen, aber keineswegs überharten Partie verwarnte Drees vier Nürnberger — in der Nachspielzeit zückte er Gelb-Rot gegen Pogatetz. "Natürlich versucht Freiburg, mit der Atmosphäre einen Vorteil rauszuholen. Wenn der Schiedsrichter nicht dagegen besteht, dann muss er was anderes machen. Da muss der Deutsche Fußball-Bund Maßnahmen ergreifen", sagte der lizenzierte Box-Trainer Verbeek mit bebender Stimme.

Streich weist Vorwürfe zurück

Streich ("Eine unglaubliche Diffamierung") wies die Vorwürfe an seine Person erschüttert zurück und bezichtigte seinen Kollegen der Lüge. "Das ist die völlige Unwahrheit, der völlige Wahnsinn. Mir ist es völlig unerklärlich, wie er darauf kommt", sagte Streich: "Er hat mir doch den Vogel gezeigt. Ich habe ihn kein einziges Mal beleidigt." Laut Streich hätte zudem der vierte Offizielle Robert Kampka eingegriffen, wenn es wüste Beschimpfungen in Richtung Verbeek gegeben hätte. "Er stand doch zwischen uns."

Der Freiburger Trainer nannte die Reaktion seines Kollegen aufgrund der bitteren Pleite nach zweimaliger Führung durch Pogatetz (6.) und das 16. Saisontor von Josip Drmic (45./FE) "nachvollziehbar", zeigte aber kein Verständnis für die Schärfe. "Wenn er versucht, die Niederlage so zu kaschieren, ist das unfassbar", sagte Streich, der selbst mit seiner übertriebenen und aggressiven Gestik am Spielfeldrand auffällt.

Von DFB-Seite wird es zu Verbeeks Verhalten keine Stellungnahme geben. Der frühere Fifa-Schiedsrichter Markus Merk sagte bei Sky treffend, der Club-Coach habe sich "insgesamt vergaloppiert". Für Drees sei es in einem emotionalen Spiel "schwierig" gewesen.

Der Verlauf der Partie zwischen den abstiegsgefährdeten Teams war nichts für schwache Nerven. Die zweimalige Führung der Franken glichen Pavel Krmas (23.) sowie Admir Mehmedi (53./FE) aus, ehe Felix Klaus (65.) die Breisgauer mit einem Traumtor aus halbrechter Position in den linken Winkel erlöste. Die Elfmeterpfiffe von Drees nach einem Foul von Krmas an Pogatetz (45.) und später von Pogatetz an Klaus (53.) waren unumstritten.

(sid)
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