Borussia Mönchengladbach Gladbacher Legende Bonhof wird 60

Mönchengladbach · Der Humor des Rainer Bonhof ist, wie seine Art Fußball zu spielen war. Ein wenig brachial an der Oberfläche, doch in der Tiefe mit viel Gespür für die Situation, fein, effektiv. Bonhof ist ein Fußballmensch durch und durch. Nach seiner Karriere arbeitete er für den DFB, war Scout für den FC Chelsea und Coach Borussias. Ausgerechnet er, einer der Protagonisten der Post-Netzer-Generation der Fohlen, stieg mit Gladbach 1999 ab und wurde entlassen nach einem schlechten Start in die Zweite Liga. Doch Bonhof lebt die Raute im Herzen, seit er mit 17 Jahren vom SuS Emmerich nach Gladbach kam. Darum hat er nie öffentlich gelästert über den Klub, für den er 231 Bundesligaspiele bestritt (42 Tore). Seit 2009 ist er Vizepräsident.

Rainer Bonhof als Vize-Präsident vorgestellt
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Zu seinem 60. Geburtstag ist Borussia im Höhenflug, hat Champions-League-Ambitionen und spielt zuweilen berauschend. Bonhof freut das, "aber abgerechnet wird am Ende der Saison". Er weiß, wie wichtig Borussia für die Stadt ist. Als Profi ging er zwar nach Valencia, spielte für den 1. FC Köln und in Berlin, wo er sich so schwer verletzte, dass die Karriere endete. Doch er blieb immer in Gladbach, wo er vor 38 Jahren seine Frau Roswitha kennenlernte. Er ist einer aus dem Volk, marschiert in Korschenbroich als Schütze mit, radelt an der Niers und schraubt als gelernter Automechaniker gern an seinem Oldtimer.

Viermal wurde er mit Borussia Meister, einmal Pokalsieger und gewann 1975 den Uefa-Cup. Er sollte ein Stürmer werden. "Aber ich habe nicht mal einen Möbelwagen getroffen", gesteht Bonhof. Meistertrainer Weisweiler machte aus dem schmalen Kerl einen Defensivspezialisten. Bonhof kam aus der Tiefe, war ein unermüdlicher Antreiber. Er gab im Spiel und im Training immer alles. "Das hat nicht allen gefallen, da gab es auch mal was auf die Socken", sagt er mit dem typischen Rainer-Bonhof-Grinsen. "Ohne Hennes Weisweiler wäre ich wohl Amateur geblieben. Ich muss dem Schicksal dankbar sein, dass es ihn zu mir geschickt hat."

Der gebürtige Niederländer war der erste deutsche Nationalspieler, der eingebürgert wurde, da war er noch Jugendlicher. 1972 wurde er ins Nationalteam berufen und Europameister. "Da habe ich nur die Bälle getragen", sagt Bonhof. 1974 gehörte er dann mit 22 Jahren zu denen, die Deutschland zum Weltmeister machten. Kurz vor der Pause des Endspiels stürmte Bonhof in den Strafraum der Holländer, legte den Ball zurück zu Gerd Müller, der drehte sich und schoss das Siegtor zum 2:1. "Von dem Gefühl, Weltmeister zu werden, träumt man, es ist unvergleichlich", sagt Bonhof, der später Assistent von Bundestrainer Berti Vogts war und 1996 als "Co" Europameister wurde.

Bonhof war bei den Torhütern wegen seiner Weitschüsse gefürchtet. "Er schießt schneller als Wyatt Earp", hieß es, nachdem er Liverpools Torwart Ray Clemence zweimal in einer Woche einen Ball um die Ohren geballert hatte. Seine Art zu spielen war die Mischung aus Spielwitz, Geschwindigkeit, Einsatz und Kampfkraft, die Borussia nach Netzer auszeichnete. Beim 5:1 im Uefa-Cup-Endspiel gegen Enschede "spielte die beste Borussia, die es je gab", findet Bonhof. Er war ein Herzstück dieser Mannschaft.

(can)
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