Abstiegskampf in der Bundesliga HSV hatte den richtigen Gegner zur richtigen Zeit

Meinung | Hannover · 52 Jahre spielt der Hamburger Sportverein schon in der Bundesliga, vom Tag ihrer Gründung an. Er war lange mittelmäßig, ein paar Jahre lang das Maß der Dinge und ganz oben. Zuletzt waren nur noch die Ansprüche groß. Trotzdem könnte es wieder ein Jahr mehr geben mit dem ewigen HSV.

Hamburger SV: Fans feiern Relegation wie die Meisterschaft
8 Bilder

HSV-Fans feiern Relegation wie die Meisterschaft

8 Bilder

Wie im Vorjahr hat sich das Gründungsmitglied der Liga in die Relegationsspiele gerettet. Hamburg hatte den richtigen Gegner zur rechten Zeit, Schalke 04 hat den Abstiegskampf mit entschieden. Ganz zum Schluss mussten Hamburg und der kleine HSV, den Deutschland besser als Hannover 96 kennt, sogar noch mal ordentlich zittern in einem Bundesliga-Abstiegskampf, der spannend wie lange nicht mehr war.

SC Paderborn nach Abstieg zwischen Trauer und Stolz
12 Bilder

Paderborn nach Abstieg zwischen Trauer und Stolz

12 Bilder

Ein weiteres Tor des SC Freiburg in Hannover hätte die Geschichte wieder auf den Kopf gestellt. Bei einem 2:2 der Breisgauer hätte Freiburg den Abstiegsplatz verlassen, wäre Hamburg Zweitligist und Hannover in den Entscheidungsspielen. So aber muss Freiburg neben dem großen Außenseiter Paderborn mal wieder zurück in die Zweitklassigkeit. Das mag bedauern, wer Sympathie für die Fußballschule des Christian Streich aufbringt (das werden viele sein), es ist aber auch keine Katastrophe von biblischem Ausmaß. So sicher, wie die nächste Saison im August beginnt, so sicher wird der Sportclub eines nicht allzu fernen Tages zurückkehren in die erste Liga.

Ob Paderborn das gelingt, ist eine offene Frage. Noch weiß niemand, ob nicht ein zahlungskräftiger Verein den hochbegabten Trainer Breitenreiter weglocken kann. Und es ist eher unwahrscheinlich, dass Paderborn das kleine Wunder an Zusammenhalt und taktischer Klasse wiederholen kann, das den Klub vor einem Jahr in die Bundesliga führte.

Der VfB Stuttgart wurde seinem Ruf gerecht, unter den sechs Teams, die um den Klassenerhalt bis zur letzten Minute der Saison (der HSV sogar darüber hinaus) kämpften, die Mannschaft mit der größten Substanz zu haben. Er ließ sich in Paderborn nicht vom Weg abbringen, obwohl er mit einem Rückstand klarkommen musste. Er schaffte den Bundesliga-Erhalt mit seinem 2:1-Erfolg. Vielleicht geben die Vorstellungen auf der Zielgeraden der Saison, als der VfB vom letzten Platz durchstartete, ordentlich Rückenwind für die nächste Saison.

VfB Stuttgart bejubelt die Rettung
10 Bilder

Stuttgart bejubelt die Rettung

10 Bilder

Hannover und Hertha BSC gehen mit einem blauen Auge aus diesem Behauptungskampf hervor. Hannover entdeckte die Schönheit von Siegen erst in den letzten Begegnungen. Der Erfolg in Augsburg und das 2:1 gegen Freiburg waren die ersten Siege der Rückrunde. Zu lange hatte sich die Mannschaft mit der Aussicht auf europäischen Fußball selbst geblendet. Erst als Michael Frontzeck vor fünf Wochen das Traineramt übernahm, erkannte 96 den Ernst der Lage. Hannover rückte zusammen und hat aus diesem Abstiegskampf möglicherweise viel für die nähere Zukunft gelernt.

Hertha hat zuletzt überhaupt nicht mehr gewonnen und bleibt nur mit viel Glück Erstligist. Der Trainerwechsel hin zum guten Kumpel Pal Dardai ist in seiner Wirkung schon verpufft. Die Berliner müssen die Trendwende auch in Fragen der Mentalität schaffen, damit sie nicht im nächsten Jahr durchgereicht werden.

Es kann sein, dass diese Saison auch für den HSV eine Lehre sein wird. Aber das wurde auch vor einem Jahr schon vermutet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort