Relegation gegen HSV Das spricht heute Abend für den KSC

Düsseldorf · Heute kämpfen Zweitligist Karlsruher SC und Erstligist Hamburger SV um das Ticket für die nächste Bundesliga-Saison. Einiges spricht nach dem 1:1 im Hinspiel für Karlsruhe. Nach einem Absturz ist der KSC wieder gut aufgestellt.

Die Chronologie der HSV-Saison
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Foto: dpa, mch htf

Auf dem Platz steht eine Mannschaft mit einigen Gescheiterten und Aussortierten. Vermutlich auch einigen Missverstandenen. Sie haben woanders keine Chance bekommen. Oder haben sie nicht genutzt. Dazu kommen Nachwuchsspieler. Talente, die andernorts vielleicht noch ein wenig reifen würden. Für sie alle gilt: Hier ist jeder wichtig. Beim Karlsruher SC sind sie zu einem Team geworden - und das kämpft nun als Dritter der Zweiten Liga um den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. Heute Abend (19 Uhr) ist die entscheidende Partie im Wildparkstadion gegen den Hamburger Sportverein. Der KSC ist als Verein gut aufgestellt.

Der Manager Jens Todt ist seit 2013 beim Karlsruher SC tätig. Der 45-Jährige war von 2008 bis 2009 für den Nachwuchsbereich des Hamburger SV verantwortlich. Nach seiner aktiven Karriere 2003 war er zunächst ein Jahr Chefscout von Hertha BSC Berlin, danach volontierte Todt bei "Spiegel Online", war dort sogar fest angestellter Redakteur im Ressort Panorama. Nach der WM 2006 dann die Rückkehr ins Fußballgeschäft. Der 45-Jährige arbeitete als Chef des Leistungszentrums von Wolfsburg, wurde Manager beim VfL Bochum, dann das Engagement in Baden.

Todt gilt als extrem gut vernetzt, hat enge Kontakte im Nachwuchsbereich und im asiatischen Markt. Philipp Max, Hiroki Yamada, Reinhold Yabo und Manuel Torres kannten vermutlich nur absolute Fußball-Feinschmecker. Beim KSC haben sie sich ins Rampenlicht gespielt. Die Möglichkeiten, Spieler langfristig zu beobachten, sind beim KSC beschränkt. Die Scoutingabteilung besteht aus genau einer Person.

Der Trainer Markus Kauczinski ist in Gelsenkirchen-Ückendorf geboren. Als Jugendlicher ist er mit seinen Freunden ehrfürchtig ins Gelsenkirchener Parkstadion gepilgert. Auf Schalke war er auch mal Nachwuchstrainer. Das ist aber schon eine Weile her. Seit 2001 arbeitet er beim KSC. Er hat sich von unten nach oben gearbeitet. Ein echter Malocher. Er war Trainer diverser Nachwuchsteams, war Jugendkoordinator, hat die zweite Mannschaft betreut. Bis 2012 war er insgesamt drei Mal Interimstrainer bei der Profi-Abteilung.

Die Handschrift von Kauczinski ist deutlich zu erkennen. Er legt extrem viel Wert auf Stabilität in der Abwehr und ein schnelles Umschaltspiel. Dazu hat der 45-Jährige viele erfahrene Kräfte und ein paar junge Spieler zu einem Team integriert. "Wir haben es selbst in der Hand", sagt er. "Wir sind schwer zu schlagen. Wir haben nichts zu verlieren, der HSV sehr viel."

Der Schlüsselspieler Rouwen Hennings schaffte einst beim HSV nicht den Durchbruch. Mittlerweile hat er mit seiner linken Klebe auch in Hamburg mächtig Eindruck geschunden. Nach nur vier Minuten erzielte er den Führungstreffer im Hinspiel der Relegation (1:1). Und der Zweitliga-Torschützenkönig Hennings (17 Treffer) kündigte hernach prompt an: "Es ist auf jeden Fall machbar, den HSV in die 2. Liga zu schießen." Thomas Doll wollte ihn beim HSV zum Bundesliga-Profi machen, doch Nachfolger Huub Stevens hatte etwas dagegen. "Ich habe keinen Groll gegenüber dem HSV", sagt Hennings. "Er hat mich letztendlich auch zu dem gemacht, was ich heute bin."

Die Finanzen Karlsruhe, zuletzt von 2007 bis 2009 in der Bundesliga und vor zwei Jahren gar in die Drittklassigkeit abgestürzt, lebt im Vergleich zum verschuldeten HSV auf kleinem Fuß. Mit einem Etat von lediglich 7,5 Millionen Euro sind die Badener in die Saison gezogen. Nur zum Vergleich: Beim HSV liegt der Etat geschätzt bei 120 Millionen Euro.

Der Präsident Ingo Wellenreuther hat wieder für Ruhe beim KSC gesorgt – zumindest für so viel, wie bei einem Verein, bei dem die Höhen nie so hoch sind wie die Tiefen tief, möglich ist. Der 55-jährige Jurist, CDU-Bundestagsabgeordneter, hat beim KSC in schweren Zeiten Verantwortung übernommen. 2010, als der Klub mal wieder kurz vor dem finanziellen Kollaps stand, wurde er als Not-Präsident vom Gericht bestimmt. Seither hat er verschiedene Projekte vorangetrieben. Bis 2018 soll ein neues Stadion entstehen – ein Aufstieg in das Oberhaus würde da natürlich gerade recht kommen.

Vielleicht kehrt dann auch ein großes Talent zurück zum Verein: sein Sohn. Timon Wellenreuther (19) ist vom KSC als dritter Torwart zum Bundesligisten FC Schalke 04 gewechselt.

(RP)
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