Hannes Wolf ausgezeichnet In Stuttgart entlassen - jetzt Trainer des Jahres

Neu-Isenburg · Ausgerechnet der beim VfB Stuttgart beurlaubte Hannes Wolf ist "Trainer des Jahres". Der 36-Jährige wurde vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) am Montagabend bei der Abschlussveranstaltung des 64. Fußballlehrer-Lehrgang in Neu-Isenburg geehrt.

 Hannes Wolf wird während der Trainergala des DFB von DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius und Lars Ricken mit dem Trainerpreis des deutschen Fußballs 2017 ausgezeichnet.

Hannes Wolf wird während der Trainergala des DFB von DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius und Lars Ricken mit dem Trainerpreis des deutschen Fußballs 2017 ausgezeichnet.

Foto: dpa, ade

Ein Arbeitsloser als "Trainer des Jahres": Mit der Auszeichnung für Hannes Wolf, der vor wenigen Wochen beim VfB Stuttgart entlassen worden war, hatte kaum jemand gerechnet.

Es wirkte fast so, als hätte Hannes Wolf vor Kurzem die Champions League gewonnen - oder die deutsche Meisterschaft, zumindest aber den Pokal. Die Huldigungen für den neuen "Trainer des Jahres" bei der Gala des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wollten kein Ende nehmen. Jürgen Klopp feierte den 36-Jährigen per Videobotschaft, Laudator Lars Ricken hatte nur Superlative parat, die DFB-Spitze verneigte sich, alte Weggefährten konnten nur Positives über den Preisträger berichten.

Dennoch hinterließ das ganze Tamtam in einem Nobelhotel im Frankfurter Vorort Gravenbruch mehr Frage- als Ausrufezeichen, es wirkte eher aufgesetzt als angebracht. Schließlich hat Wolf weder einen Titel im Profibereich gewonnen, noch hat er einen Klub vor dem sicheren Abstieg gerettet oder die Taktik revolutioniert.

Der Coach ist arbeitslos. Ende Januar wurde er beim Bundesligisten VfB Stuttgart entlassen - wegen Erfolglosigkeit. Seitdem haben die Schwaben unter ihrem neuen Trainer Tayfun Korkut nicht mehr verloren. Fünf Siege und zwei Unentschieden machten aus dem Abstiegskandidaten einen Europacup-Anwärter.

Da diese Fakten nicht wegzudiskutieren waren, geriet der Abend zu einem Erklärstück. Ständig musste begründet werden, warum Wolf den Preis als Nachfolger von Julian Nagelsmann verdient hat. Den Anfang machte Klopp, der sich als Trainer von Borussia Dortmund "schockverliebt" in den Coach Wolf hatte und ihn deshalb zum BVB holte. Der Teammanager des FC Liverpool bezeichnete es als "überragende Entscheidung", dass Wolf den Preis erhielt, obwohl er derzeit ohne Job ist.

Auch DFB-Präsident Reinhard Grindel verteidigte die Entscheidung zugunsten Wolfs, der drei Meisterschaften mit BVB-Juniorenteams (2014 bis 2016) feierte und den VfB vor einem knappen Jahr zurück in die Eliteklasse geführt hat.

"Wir sind uns bewusst, dass die Auszeichnung von Hannes Wolf zu einem untypischen Zeitpunkt erfolgt. Er erhält den Trainerpreis, weil wir von ihm und seiner Arbeit überzeugt sind", sagte Grindel: "Fast noch wichtiger ist, wie häufig es ihm gelungen ist, junge Spieler zu formen und zu entwickeln. Ich bin fest davon überzeugt, dass Hannes Wolf am Beginn einer sehr erfolgreichen Trainerkarriere steht."

Wohin Wolf diese Karriere führt, ist derzeit noch offen. Trotz der Äußerung Rickens ("Beim BVB ist immer eine Tür für Hannes offen") wollte der Coach nicht konkret werden. "Nach neun Jahren als Berufstrainer ist es nicht schlimm, mal ein paar Monate Abstand zu bekommen. Dennoch möchte ich natürlich wieder Trainer sein, das ist klar", sagte Wolf: "Man muss einfach gucken, wie sich die Dinge entwickeln."

Dass sich der VfB ohne ihn so gut entwickelt hat, freut Wolf. "Sie haben so viel gewonnen, das ist Wahnsinn. Sie machen das richtig gut. Ich hoffe, dass es so weitergeht", äußerte der Preisträger, der keinen Groll beim Blick zurück hegt: "Ich weiß schon ein paar Sachen, die ich hätte besser machen können. Auch insofern ist es eine besondere Auszeichnung - gerade in einer Phase, wo man auch mal die Schattenseiten des Trainerdaseins kennengelernt hat."

(dpa)
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