Massive Schiedsrichter-Kritik Hertha schickt Protestbrief an den DFB

Berlin (RPO). Hertha BSC Berlin hat im nahezu aussichtslosen Kampf um den Klassenerhalt einen Nebenkriegsschauplatz eröffnet. Der Tabellenletzte sieht sich aufgrund von Fehlentscheidungen der Schiedsrichter massiv benachteiligt und schrieb einen Protestbrief an den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Darin nimmt sich der Klub nicht nur die Unparteiischen zur Brust, sondern übt auch Kritik an den Ansetzungen durch den DFB.

 Hertha-Manager Michael Preetz geht auf die Schiedsrichter los.

Hertha-Manager Michael Preetz geht auf die Schiedsrichter los.

Foto: ddp, ddp

"Es ist Fakt, dass die Summe der kapitalen Fehlentscheidungen - auch schon im Vorfeld bei Ansetzungen durch den DFB - langsam happig wird, weil sie gravierend Einfluss auf unser Saisonergebnis hat. Was uns in dieser Hinsicht schon widerfahren ist, ist eine Sauerei", sagte Hertha-Manager Michael Preetz der Berliner Morgenpost und ergänzte: "Ich verspüre eine Ohnmacht."

Hertha rechnete vor, dass Schiedsrichter-Fehlentscheidungen dem ums Überleben kämpfenden Verein allein in den vergangenen drei Heimspielen acht mögliche Punkte gekostet hätten. Das Fass zum Überlaufen brachte die 0:1-Niederlage am Samstag gegen den VfB Stuttgart. Dort blieb dem Team nach einem Handspiel von VfB-Verteidiger Serdar Tasci (47.) ein Strafstoß verwehrt, und der allein auf das Stuttgarter Tor zulaufende Stürmer Theofanis Gekas wurde zu Unrecht wegen Abseits zurückgepfiffen (23.).

"Ein riesiger Skandal"

Pikant daran ist, dass Schiedsrichter-Assistent Thomas Frank aus Hannover kommt. Hannover 96 ist unmittelbarer Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt. Auch der leitende Schiedsrichter Michael Weiner ist gebürtiger Niedersachse und lebt 25 Kilometer von Hannover entfernt. "Das ist unglaublich, ein riesiger Skandal. Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir ordentlich Rabatz gemacht", wird Preetz in der B.Z. zitiert.

In der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main reagierte man zumindest auf die Kritik an den Ansetzungen mit Unverständnis. "Eine Benachteiligung durch einen Linienrichter zu unterstellen, nur weil der aus Hannover kommt, ist lächerlich, abwegig, vollkommen unmöglich", sagte Volker Roth, der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichterausschusses.

Der Dienst wahretabelle.de, der eine von angeblichen Fehlentscheidungen bereinigte Tabelle erstellt, stützt die Hertha-These. Hier würde Berlin nach 30 Spielen mit sechs Punkten mehr auf dem Konto einen Nicht-Abstiegsplatz belegen. In die Tabelle wurde unter anderem das zu Unrecht nicht gegebene Tor von Gekas gegen Borussia Dortmund (0:0) vor zwei Wochen eingerechnet.

Allerdings bleibt die Frage, was Hertha mit dem Protestbrief bezwecken will. Eine Neuansetzung des Spiels gegen Stuttgart ist ausgeschlossen, doch es gibt andere Gründe. Sehr wahrscheinlich wollen sich Manager Preetz und Trainer Friedhelm Funkel ihrem Unmut Luft verschaffen, möglicherweise hoffen sie bei der nächsten kritischen Spielsituation auch auf eine Entscheidung pro Hertha.

Zu allererst aber kommt eine öffentliche Diskussion über die Benachteilung oder Nicht-Benachteilung des Klubs den Verantwortlichen gelegen, um vom drohenden Untergang in die 2. Liga abzulenken. "Wenn man von 15 Heimspielen nur eines gewinnt, dann muss man sich nicht wundern, wenn man da unten steht", sagte Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer bei einem Besuch am Montag in Berlin und gab zu: "Ich leide mit. Eine Bundesliga ohne einen Hauptstadtklub kann ich mir nur schwer vorstellen."

(SID/can)
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