Jahrestag des Horror-Unfalls Hoffenheim spielt für Boris Vukcevic

Sinsheim · Am Tag nach dem Einzug ins Pokal-Achtelfinale interessierte sich bei 1899 Hoffenheim schon niemand mehr für das 3:0 (0:0) nach Verlängerung gegen Energie Cottbus. Beim Kraichgauer Fußball-Bundesligisten blicken bereits alle auf den Samstag, an dem sich der schreckliche Unfall von Boris Vukcevic zum ersten Mal jährt.

Vukcevic-Unfall: Bundesliga-Profis wünschen gute Besserung
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Foto: dpa, Tobias Kleinschmidt

Am Tag nach dem Einzug ins Pokal-Achtelfinale interessierte sich bei 1899 Hoffenheim schon niemand mehr für das 3:0 (0:0) nach Verlängerung gegen Energie Cottbus. Beim Kraichgauer Fußball-Bundesligisten blicken bereits alle auf den Samstag, an dem sich der schreckliche Unfall von Boris Vukcevic zum ersten Mal jährt.

"Klar ist, dass dieser Tag kein alltäglicher sein wird. Wir werden uns gegen Schalke voll reinhauen und hoffen natürlich, dass wir Boris einen Sieg widmen können, das ist doch klar", sagte Kapitän Andreas Beck.

Ein Jahr nach seinem Autounfall hat sich Vukcevic ins Leben zurückgekämpft. Der mittlerweile 23-Jährige kann wieder laufen und sprechen. Diese großen Fortschritte reichen dem ehemaligen U21-Nationalspieler aber noch lange nicht, er quält sich weiterhin täglich in der Reha. Der gebürtige Kroate ist beseelt von dem Glauben, eines Tages auf den Fußballplatz zurückkehren zu können.

Darauf hofft auch Beck. "Natürlich wäre es ein Traum von uns allen, noch mal mit Boris zusammenspielen zu können. Wie realistisch das ist, kann ich allerdings nicht einschätzen", äußerte der Spielführer: "Ich wünsche ihm alle Kraft dieser Welt, um seine Ziele zu erreichen. Und wenn es irgendetwas gibt, womit wir ihm helfen können — dann werden Verein und Mannschaft für ihn da sein."

Dass Vukcevic überhaupt davon träumen darf, auf den Platz zurückzukehren, hätte in den Tagen und Wochen nach dem 28. September 2012 kaum jemand für möglich gehalten. Der Diabetiker, der als Folge einer Unterzuckerung den Unfall auf der B45 bei Bammental verursacht hatte, schwebte aufgrund seiner schweren Kopfverletzungen mehrere Tage in Lebensgefahr und lag sieben Wochen im Koma.

"Mir geht es immer besser"

Vor zwei Monaten meldete sich Vukcevic im Hoffenheimer Stadionmagazin dann erstmals seit seinem Unfall zu Wort. "Es muss sich niemand mehr Sorgen machen. Mir geht es immer besser", schrieb der in Osijek geborene Deutsch-Kroate, der von seinem Klub wie selbstverständlich auf der offiziellen Kaderliste für die Deutsche Fußball Liga (DFL) mit der Rückennummer 7 gemeldet wurde: "Ich bin ehrgeizig und lasse mich nicht unterkriegen."

Dieser Ehrgeiz und die mittlerweile hinzugekommene Geduld ist nach Ansicht Becks das große Plus seines Teamkollegen, der schon immer eine Kämpfernatur war. "Boris weiß, dass der Genesungsprozess kein Sprint, sondern ein Marathon ist", sagte der Hoffenheimer Kapitän: "Aber er war auf dem Platz ein Kämpfer — das ist er jetzt auch. Ich habe unfassbar viel Respekt davor, wie Boris diese Aufgabe angeht."

Diesen Respekt genießt Vukcevic nicht nur bei seinem Spielführer. Auch die anderen Mitspieler haben ihren Kollegen längst nicht abgeschrieben oder gar vergessen. "Natürlich ist das Thema immer wieder präsent. Boris war, ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil dieser Mannschaft — und er ist für uns alle mit seiner Mentalität auch ein Vorbild", sagte Beck: "Aber er ist ja nicht nur innerhalb der Mannschaft ein Thema, sondern im gesamten Umfeld. Auch die Fans haben ihn nicht vergessen. Ich hoffe und denke, dass ihm das Auftrieb gibt."

Da Vukcevic die Spiele seiner Teamkollegen intensiv verfolgt, wird ihm auch der Auftritt gegen den Zweitligisten aus Cottbus neuen Auftrieb verliehen haben. Schließlich war die Partie in gewisser Weise ein Spiegelbild seiner eigenen Situation: Die Kraichgauer mussten zwar lange bangen, am Ende behielten sie aber durch die Treffer von Niklas Süle (95.), Roberto Firmino (103.) und Seven Schipplock (117.) in der Verlängerung die Oberhand.

(sid)
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