Kolumne: Die Woche im Sport HSV fühlt sich schon wieder wie der FC Bayern

Der Hamburger SV hat nicht nur ein lustiges Maskottchen. Auch die Klubführung und das Umfeld sorgen seit Jahren zuverlässig für beste Unterhaltung. Es vergehen wenige Tage ohne eine bedeutende Wortmeldung.

Ende Juli spielten vier Bundesligisten in Mönchengladbach um den bestimmt sehr wichtigen Telekom-Cup. Noch schöner als die fußballerischen Darbietungen von Bayern München, Borussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund und Hamburger SV fanden die Zuschauer die Pausenauftritte eines tapsigen Wesens mit großen Füßen und Saurierkopf . "Dino", das Maskottchen des HSV, lud die Kollegen "Bernie" (Bayern), "Jünter" (Mönchengladbach) und "Emma" (BVB) zum Elfmeterschießen vor die Fankurve. "Dino" war der Star der Veranstaltung, deutlich eindrucksvoller als jene Mannschaft, die als einziges Gründungsmitglied der Bundesliga nie abgestiegen ist und deshalb von einigen Witzbolden eben auch "Dino" genannt wird.

Der Hamburger SV hat aber nicht nur ein lustiges Maskottchen. Auch die Klubführung und das "Umfeld" des Vereins sorgen seit Jahren für beste Unterhaltung. Der gute Ruf verpflichtet. Das führte in dieser Saison unter anderem zum schnellen Abschied des Übungsleiters Thorsten Fink. Wie zehn weitere Kollegen in den vergangenen zehn Jahren ist er der Wunschtrainer der Vereins-Bosse gewesen. In Bert van Marwijk haben sie diese Woche den nächsten Wunschtrainer vorgestellt. Mal sehen, was sie in einem Jahr über ihn sagen.

Dass sie etwas sagen werden, ist jedenfalls sicher. Es vergehen schließlich wenige Tage ohne eine bedeutende Wortmeldung. Mal fühlt sich die Vereinsleitung verpflichtet, in staatstragenden Beiträgen zur Ruhe zu mahnen. Mal meldet sich einer der Veteranen aus ruhmreicher Vergangenheit mit einer treffenden Lagebeschreibung wie das einstige Kopfballungeheuer Horst Hrubesch ("Beim HSV sind einfach zu viele, die es nicht können"). Mal muss sich die Klublegende Uwe Seeler öffentlich für den HSV schämen ("Über den HSV schütteln alle den Kopf"). Und ganz bestimmt ereilt den so genannten Investor Klaus-Michael Kühne wöchentlich ein Anfall von Sprechzwang. Dabei nennt er die handelnden Figuren im Verein Dilettanten und winkt für den Fall, dass der Klub endlich seinen abstrusen Vorstellungen folgt, mit dicken Geldbündeln. Das alles geschieht selbstverständlich nie unter Ausschluss der Öffentlichkeit in irgendeinem verschwiegenen Kämmerchen, sondern immer im Scheinwerferlicht der Medien.

Weil auch nach der Verpflichtung des langjährigen Wunschtrainers van Marwijk offenkundig immer noch nicht genug gesagt worden ist, hat sich jetzt der ehemalige Präsident Wolfgang Klein zu Wort gemeldet. Die Älteren werden sich erinnern, dass es zu seiner Zeit Titel gab, die über den Ehrennamen "Dino" hinausreichten. Der HSV gewann deutsche Meisterschaften und den Europapokal der Landesmeister, die heutige Champions League. In den frühen 80ern war das. Klein kann sich natürlich noch besser als andere ältere Menschen daran erinnern. Und er weiß sogar, wie der HSV wieder zu solcher Stärke finden wird. Dazu braucht es allein die Umwandlung der Profiabteilung in eine Aktiengesellschaft, wofür sich die Initiative "HSVPlus - Aufstellen für Europa" stark macht, der Klein gern beigetreten ist. Wenn die Profis zur AG geworden sind, "werden wir in einigen Jahren wieder auf Augenhöhe mit dem FC Bayern München sein können", sagt der frühere Präsident.

Unter den Bayern tun sie es in Hamburg nämlich nicht. Zumindest in dieser Hinsicht sind sich an der Elbe alle einig. Deshalb diese Voraussage: Auch in den kommenden Jahren bleibt "Dino" der erfolgreichste Sportler beim HSV.

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(RP)
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