Abstiegsangst in der Bundesliga HSV und Nürnberg zwischen Flehen und Taumeln

Köln · Die Relegation als letzter Strohhalm: Nach desolaten Auftritten taumeln die Altmeister Hamburger SV und 1. FC Nürnberg im Bundesliga-Abstiegskampf dem Abgrund entgegen und scheinen den Absturz in die zweite Liga nur noch auf Umwegen abwenden zu können. Werder Bremen, Hannover 96, der SC Freiburg und auch der VfB Stuttgart dagegen können nach wichtigen Siegen erst einmal durchatmen.

Bundesliga 13/14: Das Restprogramm der Abstiegskandidaten
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Bei den Sorgenkindern Hamburger SV und 1. FC Nürnberg stehen die Zeichen im Abstiegskampf der Bundesliga nicht nur sportlich auf Abstieg. Die Randale wütender Fans wie nach Hamburgs 1:3-Heimpleite gegen den VfL Wolfsburg gehörte bei früheren Absteigern ebenso zu den Vorboten des nahenden Absturzes wie die gespenstische Stille in Nürnbergs Stadion nach der 1:4-Klatsche gegen Bayer Leverkusen. Durch Siege der Konkurrenten Werder Bremen, SC Freiburg, Hannover 96 und besonders des VfB Stuttgart gerieten die beiden Traditionsklubs am Osterwochenende zu den großen Verlierern.

Calhanoglu bittet um göttlichen Beistand

"Nur Gott kann uns jetzt noch helfen", sagte HSV-Spielmacher Hakan Calhanoglu und offenbarte damit drei Runden vor Saisonsschluss unfreiwillig die ohnmächtige Hilflosigkeit beim letzten verbliebenen Bundesliga-Gründungsmitglied. Zur Untergangsstimmung beim einst so noblen Alster-Klub nach der achten Heimpleite (Rekord) passten die Krawalle von mehr als 100 vermummten Hooligans, die Leuchraketen zündeten und Absperrgitter warfen.

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Die nur von massiver Polizeipräsenz zu bändigende Wut erschien verständlich, bescheinigte doch auch Wolfsburgs Ex-Hamburger Ivica Olic seinen früheren Kollegen einen blutleeren Auftritt: "Sie haben nichts gezeigt", kommentierte der Kroate die auch kämpferisch enttäuschende HSV-Vorstellung (nur eine Gelbe Karte).

Angesichts des nach Stuttgarts Sieg gegen Schalke 04 (3:1) auf vier Punkte angewachsenen Rückstands zum rettenden Ufer deutete denn auch Hamburgs sonst daueroptimistischer Trainer Mirko Slomka eine Kurskorrektur für den angestrebten Klassenerhalt an: "Auch die Relegation kann ein Ziel sein." Sprach's und schickte seinen Co-Trainer am Ostersonntag zur Beobachtung möglicher Gegner zum Zweitliga-Hit SC Paderborn gegen SpVgg Greuther Fürth (2:2): "Wir müssen uns professionell vorbereiten."

Noch einen Punkt hinter dem HSV erscheinen auch für Nürnberg auf dem vorletzten Platz die K.o.-Spiele gegen den Zweitliga-Dritten die letzte noch einigermaßen realistische Chance zur Verhinderung des achten Erstliga-Abstiegs zu sein. "Wir werden alles versuchen", sagte Torhüter und Kapitän Raphael Schäfer. Der Trend indes spricht gegen den "Club": Gegen Leverkusen gingen die Franken zum vierten Mal nacheinander als Verlierer vom Platz.

Braunschweig hofft noch

Die Gefahr für den HSV wie Nürnberg ist umso größer, als die beiden auf der Stelle tretenden Altmeister bislang das nur gefühlt seit Wochen abgestiegene Schlusslicht Eintracht Braunschweig auch noch nicht abschütteln konnten. Nur zwei Punkte weniger als der HSV hat der Aufsteiger auf dem Konto, sodass Trainer Torsten Lieberknecht auch ohne einen "Big Point" aus dem Duell mit Triple-Gewinner Bayern München (0:2) für das Duell mit dem Rückrunden-Letzten Hertha BSC auf den Relegationsplatz schielen konnte: "Wir müssen optimistisch und gut vorbereitet sein."

Gut vorbereitet schien auch Stuttgart gegen Schalke. Doch trotz des wichtigen Erfolgs der Mannschaft von Huub Stevens gegen die "alte Liebe" ihres Trainers warnte Sportchef Fredi Bobic vor Schlendrian: "Wer glaubt, dass wir schon durch sind, bekommt Feuer.
Wir haben noch drei Endspiele."

Eine ganz ähnliche Sichtweise verbreitete auch Freiburgs Trainer Christian Streich nach dem 4:2 der Breisgauer gegen Borussia Mönchengladbach. Allerdings ließ sich der Coach gleichauf mit Hannover (am Gründonnerstag 3:2 beim nun punktgleichen Europa-League-Starter Eintracht Frankfurt) nach zuletzt nur einer Niederlage in sieben Spielen und bei acht Punkten Vorsprung auf den HSV immerhin zu einer positiven Bewertung hinreißen: "Gut und erfreulich."

Noch einen Zähler mehr auf dem Konto und damit nur noch einen Punkt vom Klassenerhalt entfernt ist Bremen nach seinem 3:1 gegen 1899 Hoffenheim. "Es müsste jetzt schon vieles sehr komisch laufen", bestätigte Trainer Robin Dutt die praktisch feststehende Rettung seines Teams.

(sid)
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