Erinnerungen an Hasan Salihamidzic Ivica Olic — Bayerns neuer Hoffnungsträger

Düsseldorf (RPO). Der FC Bayern befindet sich nach dem 3:0 (1:0)-Erfolg in Hannover wieder im Aufwind. Verantwortlich für den Stimmungsumschwung beim Rekordmeister sind nicht die vermeintlichen Superstars oder Rekordtransfers, sondern "Schnäppchen" Ivica Olic. Erinnerungen an einen Transfer-Coup von einst werden wach.

Ivica Olic: Dauerläufer mit Torriecher
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Das ist Ivica Olic

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Der kroatische Nationalspieler wechselte im Sommer zum Nulltarif vom Hamburger SV an die Säbener Straße, und kaum jemand nahm von seiner Verpflichtung Notiz. Allenfalls als Überraschung — stets in Erinnerung an den ebenfalls lauf- und kampfstarken Hasan Salihimidzic, der 1999 ebenfalls ablösefrei den Sprung von der Elbe an die Isar wagte — wurde der 29-Jährige vor Saisonbeginn im Star-Ensemble von Trainer Louis van Gaal gehandelt.

Für den Offensiv-Allrounder, der vor seiner Zeit beim HSV bereits 1999 ein halbes Jahr ohne Erfolg bei Hertha BSC Berlin spielte, in der Hauptstadt aber seine Ehefrau Natalie kennenlernte, schien es keinen Platz in der Startelf der Bayern zu geben. Zu übermächtig war die Konkurrenz um die Platzhirsche Luca Toni, Miroslav Klose und Franck Ribery sowie den millionenschweren Zugängen Mario Gomez und Arjen Robben.

Pferdelunge mit Biss

Doch Olic offenbarte bereits in der Vorbereitung seine Vorzüge gegenüber den eher filigran agierenden Kollegen. Großer Einsatz, enorme Schnelligkeit sowie eine schier unerschöpfliche Laufbereitschaft zeichnen sein kampfbetontes Spiel aus. Olic ist kein klassischer Torjäger, spielt selten spektakulär, glänzt aber durch Effizienz und Dynamik.

Nach nur zwei Einsätzen in Berlin kehrte er in seine Heimat nach Zagreb zurück und stieg schnell zum Nationalspieler auf. Es folgten dreieinhalb erfolgreiche Jahre bei ZSKA Moskau. Mit den Russen gewann er drei nationale Titel, zwei Mal den Pokal und 2005 den Uefa-Cup, ehe er seiner in Berlin geborenen Frau zuliebe nach Hamburg wechselte.

Das Laufwunder, das einst beim HSV für seine Söhne Luca und Toni den Torjubel seines gleichnamigen (jetzigen) Mannschaftskameraden aus Italien imitierte, eroberte in München auf Anhieb einen Stammplatz. Er war es auch, der am ersten Spieltag beim 1:1 bei 1899 Hoffenheim den ersten Saisontreffer erzielte.

Bis zum achten Spieltag kam Olic trotz der Wechsel-Orgien van Gaals in jedem Bundesligaspiel zum Einsatz — bis ihn ein Muskelbündelriss außer Gefecht setzte. Die Verletzung warf ihn jedoch nicht aus der Bahn. Ruhig und konzentriert arbeitete er am Comeback und kehrte nach knapp siebenwöchiger Pause gegen Leverkusen (1:1) als Joker zurück.

Spieler der Stunde

Schon in der folgenden Partie schlug seine Stunde. Während Ribery, Robben und Klose verletzt im wichtigen Champions-League-Spiel gegen Haifa ausfielen und der nörgelnde Toni nach öffentlicher Kritik am Trainer auf der Tribüne schmorte, avancierte der stets aufopferungsvoll ackernde Kroate als einziger Torschütze zum Matchwinner. Nur vier Tage später brachten seine Vorlage zum ersten Treffer und sein Kopfball zum zwischenzeitlichen 2:0 die Bayern in Hannover auf die Siegerstraße — der Aufstieg zum Hoffnungsträger der angeschlagenen Bayern war perfekt.

Trainer van Gaal weiß, was er an Olic hat. "Er gibt immer 100 Prozent", schwärmt der Niederländer vor den wegweisenden Spielen in Bundesliga und Champions League gegen Borussia Mönchengladbach und bei Juventus Turin von der Einstellung des Angreifers, der stets gewissenhaft seinem Job nachgeht. Abseits des Spielfeldes tritt er ruhig, gereift und als Familienmensch auf. Olic produziert keine Schlagzeilen, ist bodenständig.

Doch wer nun das Bild eines biederen Langweilers und grauer Maus zeichnet, der liegt falsch. Am Anfang seiner Karriere galt er in seiner Heimat als Lebemann, der nach Feierabend das Nachtleben von Zagreb in vollen Zügen genoss. Bei der Nationalmannschaft wurde er 2006 nach einem unerlaubten Partyausflug sogar für ein EM-Qualifikationsspiel suspendiert.

Vorbild "Brazzo"

Auch sein Vorgänger Salihamidzic, nach neun Jahren beim FCB mittlerweile bei Juventus Turin unter Vertrag, galt in München als Stimmungskanone, erfüllte auf dem Spielfeld seine Aufgaben aber pflichtbewusst. Am kommenden Dienstag treffen beide im direkten Duell aufeinander und kämpfen um den Einzug ins Achtelfinale der Champions League (ab 20.45 Uhr im Live-Ticker).

Im Gegensatz zu "Brazzo", der verletzungsbedingt erst eine Partie in der laufenden Saison absolvierte, ist Olic in diesem "Endspiel" eine Hauptrolle zugedacht. Eines hat Salihamidzic seinem Nachfolger jedoch voraus: 2001 gewann er mit den Bayern die europäische Königsklasse, traf dabei im Elfmeterschießen gegen den FC Valencia in Mailand.

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