"Kalli" Feldkamp wird 80 "Habe nie Dinge gefordert, die die Spieler nicht konnten"

Braunschweig · Uerdingen, Frankfurt und Kaiserslautern führte er zum DFB-Pokalsieg, mit den Pfälzern wurde "Kalli" Feldkamp zudem völlig überraschend 1991 deutscher Meister. Jetzt feiert der frühere Erfolgscoach seinen 80. Geburtstag und denkt an neue Herausforderungen.

 "Kalli" Feldkamp wird am Montag 80 Jahre alt.

"Kalli" Feldkamp wird am Montag 80 Jahre alt.

Foto: KEYSTONE, AP

Für einen WM-Tipp und eine klare Meinung zu Fußball-Themen ist Karl-Heinz Feldkamp immer zu haben. "Deutschland hat das Zeug, ins WM-Endspiel zu kommen. Wenn wir aber im Turnier einen Klasse-Fußball spielen und nicht so kläglich rausfliegen wie bei den letzten Turnieren, bin ich damit auch zufrieden", sagt der ehemalige Bundesliga-Coach. Wichtig sei der Gesamteindruck. "Das muss auch für Bundestrainer Jogi Löw der Maßstab sein. Werden die gesteckten Ziele nicht erreicht, sollte er seinen Posten überdenken", meint Feldkamp im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Am Montag (2. Juni) feiert der Mann, den fast alle "Kalli" rufen, seinen 80. Geburtstag. Probleme, die gesteckten Ziele zu erreichen, hatte er während der langen Trainer-Karriere selten. Im Gegenteil: Mit Bayer Uerdingen (1985), Eintracht Frankfurt (1988) und dem 1. FC Kaiserslautern (1990) gewann er jeweils den DFB-Pokal, als kaum jemand damit rechnete.

Eine noch größere Überraschung war der deutsche Meistertitel 1991 mit dem FCK, den Feldkamp noch ein Jahr zuvor aus der Abstiegszone geführt hatte. "Ich habe immer die Stärke meiner Mannschaft in den Vordergrund gestellt und von den Spielern nie Dinge gefordert, die sie nicht konnten", erzählt der Coach. 1992 beendeten die "Roten Teufel" die Saison auf dem 5. Tabellenplatz. "Damit war der Klub zwei Jahre nach dem Abstiegskampf nicht mehr zufrieden. Da habe ich gesagt: Danke, ihr Lieben, das wars."

Das wohl spektakulärste Match seiner Laufbahn kann Feldkamp auch heute nicht erklären. 0:2 hatte Uerdingen das Europapokal-Hinspiel bei Dynamo Dresden verloren, zur Pause des Viertelfinal-Rückspiels am 19. März 1986 lagen die Krefelder 1:3 hinten. "In der Kabine habe ich bereits an die nächste Bundesliga-Partie gegen Köln gedacht. Dann nahm das Dresden-Spiel aber eine unglaubliche Dynamik." Binnen 28 Minuten schoss Uerdingen sechs Tore und erreichte mit dem 7:3 das Halbfinale. Feldkamp: "Damals gab es nicht mal Balljungen, wir mussten uns alle Bälle, die Dresden ins Aus geschossen hatte, selber holen. Wie dieses Wunder zustande kam, kann ich wirklich nicht erklären."

Die Zeit in Uerdingen sei ein Karriere-Highlight gewesen. "Wir haben nicht nur den Pokal gewonnen, sondern uns auch oben in der Bundesliga gehalten. Köln, Leverkusen, Düsseldorf standen hinter uns, das war für viele unbegreiflich", sagt der Junge aus dem Ruhrpott, der bis 1967 in 316 Spielen für RW Oberhausen am Ball war.

Später trainierte er unter anderem Al-Ahly Kairo in Ägypten und sorgte für Aufsehen, als er im Alter von 73 Jahren noch beim türkischen Top-Club Galatasaray Istanbul anheuerte. "Meine Ärzte hatten das befürwortet und mir geraten, mal wieder aus dem Kessel zu kommen", erklärt Feldkamp und betont, dass er sich noch immer richtig wohlfühle: "Wenn man seine Grenzen akzeptiert, dann kann man noch viele Dinge machen, die Körper und Geist guttun." Ein Vorbild sei der französische Chansonnier Charles Aznavour: "Er ist neulich 90 geworden und gibt immer noch Live-Konzerte. Aznavour ist eine echte Motivation. Als Trainer werde ich wahrscheinlich nicht mehr arbeiten, aber es macht Spaß, mit 80 über neue Herausforderungen nachzudenken."

Zunächst will sich der nimmermüde Trainer, der am Pfingstsamstag über 100 Gäste zur großen Geburtstagsparty erwartet, aber seiner Familie widmen. Um in der Nähe der Enkelin Marina zu sein, ist das Ehepaar Feldkamp vor einem Jahr zu Tochter Miriam nach Braunschweig gezogen.
"Das war eine tolle Entscheidung, in all den Trainerjahren hatte ich ja nie so viel Zeit für die Enkelkinder", sagt Feldkamp.

(dpa)
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