Kritik am Bayern-Boss Rummenigges 50+1-Rundumschlag wird zum Boomerang

Frankfurt/Main · Die Kritik von Karl-Heinz Rummenigge an der Beibehaltung der 50+1-Regel ruft großen Unmut hervor. Verbände und der ewige Rivale Borussia Dortmund widersprechen dem Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern.

Karl-Heinz Rummenigge: Stürmer-Star, Legionär, Bayern-Boss
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Das ist Karl-Heinz Rummenigge

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Foto: dpa/Matthias Balk

Hans-Joachim Watzke griff sogar zum Hörer - ohne Erfolg. Selbst der "Intimfreund" von Karl-Heinz Rummenigge verstand dessen Plädoyer für die 50+1-Regel nicht, er war nach dem Gespräch vielmehr irritiert. "Bislang hatte ich selten den Eindruck gehabt, dass es den Bayern um die Chancengleichheit in der Bundesliga ging", sagte Borussia Dortmunds Geschäftsführer: "Das Argument ist - mit Verlaub - nicht stimmig."

Genau diesen Ansatz wählte Rummenigge allerdings, als er bei seinem verbalen Rundumschlug über die perfekte Lösung für eine gerechtere und bessere (deutsche) Fußball-Welt dozierte. Die Liberalisierung der Investorensperre würde nicht nur die Bundesliga ausgeglichener, sondern gleichzeitig auch seinen Klub international konkurrenzfähiger machen.

In Deutschland, forderte der Vorstandsvorsitzende der Münchner im kicker, müsse man "doch ein Interesse an Wettbewerbsfähigkeit haben". Weil in der vergangenen Woche aber nun einem Antrag des FC St. Pauli auf die Beibehaltung von 50+1 gefolgt worden war, "habe ich mich geistig ein Stück von der DFL verabschiedet. Ich finde die gesamte Entwicklung in der DFL im Moment bedenklich", monierte Rummenigge: "Da fehlt mir Führung."

Der 62-Jährige griff mit den Äußerungen die Spitze der Deutschen Fußball Liga (DFL) an, die nun ihrerseits in Person von Präsident Reinhard Rauball zurückschoss. "Der Vorwurf ist unberechtigt. Die Frage um 50+1 wird allein von 36 Profiklubs entschieden", konterte Rauball, gleichzeitig BVB-Präsident, im Gespräch mit der Funke-Mediengruppe. Es sei ein "fataler Irrtum" zu glauben, das Präsidium könne 50+1 aufheben - die ist Bestandteil der Satzung."

Als langjähriger Funktionär müsse Rummenigge das wissen, und er sollte - zumindest nach Ansicht von Watzke - auch etwas über den Tellerrand hinausschauen. "Was an einem demokratisch herbeigeführten Beschluss so schlimm sein soll, das weiß ich nicht", sagte Watzke im Interview mit der Welt: "Wir müssen aufpassen, dass wir die Bundesliga nicht so sehr spalten, wie sich gerade die deutsche Gesellschaft zu spalten scheint."

Und irgendwie ist Rummenigges Ansicht ja auch unausgewogen. So griff er auch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) an: Während auf Vereinsebene das Geld in großen Mengen fließen soll, dürfe die Gewinnmaximierung bei einem Verband wie dem DFB keinesfalls Priorität haben. "Ein Verband muss sich um den Sport und die Sportler kümmern, der Fußballverband also um den Fußball", kritisierte Rummenigge.

Dies rief dann letztlich noch DFB-Präsident Reinhard Grindel auf den Plan, der Rummenigge nicht minder vehement widersprach: "Der DFB hat gerade durch die Einrichtung seiner Akademie die Weichen gestellt, sich sportlich und wissenschaftlich fundiert den neuen Herausforderungen des Fußballs zu stellen", erklärte Grindel: "Insofern hat der Fußball im DFB absoluten Vorrang vor Fragen des Sponsorings oder Merchandisings."

(sid)
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