Hopfner übernimmt Hoeneß-Erbe Neue Zeitrechnung beim FC Bayern beginnt

München · Uli Hoeneß wirkte niedergeschlagen, ja traurig, als er am Dienstag kurz vor Mitternacht die Allianz Arena verließ. Es war wohl nicht allein die höchste Heimniederlage in der stolzen Europapokal-Geschichte des FC Bayern, die ihn so sehr betrübte. Hoeneß dürfte schmerzlich bewusst gewesen sein, dass es für ihn bis auf Weiteres das letzte Champions-League-Spiel im Stadion war.

Der Aufsichtsrat des FC Bayern
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Ohne den verurteilten Steuerhinterzieher, der in Kürze seine dreieinhalb Jahre Haft antreten wird, beginnt beim FC Bayern am Freitagabend (19.00 Uhr) eine neue Zeitrechnung.

Wenn der frühere Finanzchef Karl Hopfner (61) auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung im Audi Dome wie erwartet als neuer Präsident zu Hoeneß' Nachfolger gewählt wird, ist die fast 44-jährige Ära des gefallenen Patrons beim FC Bayern endgültig Geschichte. Ausgerechnet jetzt, raunen manche im Umfeld des Vereins, ausgerechnet nach der Demütigung gegen Real Madrid beim 0:4 im Halbfinal-Rückspiel der Königsklasse. Coach Pep Guardiola hatte danach einen Umbruch angedeutet. Hoeneß, der erste Bewunderer, aber auch der erste Kritiker des Trainers, wäre bei diesem Neuaufbau ein wertvoller Begleiter des Spaniers gewesen.

Nun aber übernimmt Hopfner. Dass die Mitglieder den bisherigen "Vize" und alleinigen Kandidaten beim einzigen Tagesordnungspunkt des Abends zum neuen Chef des e.V. küren, gilt als Formsache. Die Akzeptanz im Klub für Hopfner ist groß. "Er identifiziert sich zu hundert Prozent mit dem Verein und kennt das Geschäft", sagte Profi Thomas Müller. Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber als Vorsitzender des Verwaltungsbeirates meinte mit Blick auf das designierte Triumvirat mit Hopfner und den Stellvertretern Rudolf Schels sowie Dieter Maier: "Wir sind überzeugt, dass mit den vorgeschlagenen Herren die Geschlossenheit des FC Bayern München e.V. und die Kontinuität in der Führung des Klubs gewährleistet sind."

Alle Präsidenten des FC Bayern München seit 1900
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Foto: dpa/Tobias Hase

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gab gleichwohl zu bedenken: "Es wird nicht einfach, einen Mann wie Uli Hoeneß zu ersetzen." Der 62-Jährige diente seinem Verein zunächst als Spieler (1970 bis 1978), dann als Manager (1979 bis 2009) und schließlich als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender (seit 2009 bzw. 2010). Letztere Position hat seit Hoeneß' Rücktritt adidas-Boss Herbert Hainer (59) inne. Wird Hopfner Präsident, dürfte er auch auf diesen Posten rücken.

Hopfner ist seit 1983 im Verein und prägte den Aufstieg des FC Bayern neben Hoeneß als graue Eminenz im Hintergrund mit. Der gelernte Betriebswirt scherzte einmal, er habe den Job als Finanzchef damals nur bekommen, "weil alle Besseren abgesagt haben". Doch Hopfners Rolle kann kaum hoch genug eingeschätzt werden. Er segnete die großen Transfers über viele Jahre als nüchternes Gegengewicht zum Bauchmenschen Hoeneß ab. Dieser nannte ihn einst "einen Glücksfall" für den FC Bayern. Im Darlehensstreit mit Borussia Dortmund zeigte Hopfner zuletzt, dass er auch die "Abteilung Attacke" beherrscht.

Auch deshalb betonte Sportvorstand Matthias Sammer mit Blick auf den Freitag wohl: "Das ist keine Stunde null. Unter strategischen Gesichtspunkten kann das sportliche Tagesgeschäft weiterlaufen wie bisher."

(sid)
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