Supercup zwischen Wolfsburg und Bayern Es geht um das erste Titelchen

Wolfsburg/Düsseldorf · Von Kevin De Bruyne ist bekannt, dass er ziemlich gut Fußball spielt. Ferner ist bekannt, dass er – anders als die meisten seiner Berufskollegen – seinen Körper nicht mit Tätowierungen verziert hat. Es ist auch bekannt, dass er aussieht wie Prinz Harry. Und es ist bekannt, dass er nicht viel redet. Das ist es aber fast schon.

Von Kevin De Bruyne ist bekannt, dass er ziemlich gut Fußball spielt. Ferner ist bekannt, dass er — anders als die meisten seiner Berufskollegen — seinen Körper nicht mit Tätowierungen verziert hat. Es ist auch bekannt, dass er aussieht wie Prinz Harry. Und es ist bekannt, dass er nicht viel redet. Das ist es aber fast schon.

Es ist nicht bekannt, ob er in dieser Saison in der Meisterschaft für den VfL Wolfsburg spielt. Und es ist nicht einmal bekannt, ob er heute Abend (20.30 Uhr/ZDF) bei dem Versuch mitwirkt, dem Pokalsieger VfL Wolfsburg im eigenen Stadion zum Erfolg im Supercup-Finale gegen Meister Bayern München zu verhelfen. Daran könnte ihn ein hartnäckiges Zwicken im Rücken hindern. Das Training hat er deswegen schon mal beendet.

Die Frage, ob er dem Klub treu bleibt, den er vergangenes Jahr maßgeblich zur zweiten Kraft hinter den Bayern gemacht hat, werden vielleicht nächste Woche ernsthafte Angebote der europäischen Geldprominenz beantworten. Wolfsburgs Manager Klaus Allofs hatte noch im Frühjahr lächelnd erklärt: "Bei einem Angebot von 50 Millionen Euro für De Bruyne zucken wir nicht mal." Möglicherweise bringt ihn nun Manchester City zum Zucken. Der Klub von Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan (Abu Dhabi) will tatsächlich 80 Millionen Euro aufrufen. De Bruyne weicht klaren Antworten zu seiner Zukunft so geschickt aus wie den Gegenspielern. Er wisse nicht, wo er in der Saison spielen werde, sagte er dem "Kicker", "ich muss gut trainieren. Dann sehen wir weiter". Er ist eben keine Plaudertasche. Manchmal ist er ein Mann der großen Geste. Im Pokalfinale gegen Borussia Dortmund (3:1) hat er Ende Mai nach einem Treffer auf das Vereinslogo des VfL gezeigt. Meist wird das als Treuebekenntnis gedeutet. Womöglich wollte er sich nur vergewissern, ob es richtig aufgeflockt war.

Die Gerüchte um De Bruyne bestimmen das Vorspiel zum ersten Pflichttermin des Fußballjahres. Eine Woche vor der ersten Runde im DFB-Pokal und zwei Wochen vor dem Bundesligastart geht es um eine Trophäe, es geht um einen Eintrag in den Briefkopf. Aber es geht bei aller Hochschätzung des jeweiligen Gegners nur um "ein Titelchen", wie Bayern Münchens Sportvorstand Matthias Sammer kundig feststellte.

Das "Titelchen" wollen die Bayern trotzdem ganz gern gewinnen. Es wurmt sie nämlich noch immer, dass sie zu Beginn des Jahres in der Wolfsburger Arena vom VfL buchstäblich eiskalt erwischt wurden. Mit 1:4 verlor der Meister. Damit war zumindest der Glaube an die Unbesiegbarkeit im eigenen Land mal dahin. Und es war der Auftakt für ein halbes Jahr, das noch viel mehr Erschütterungen für das bayerische Selbstvertrauen bereithielt. Mehr, als der Serienmeister für erträglich hält. Deshalb sollen heute die Kräfteverhältnisse gerade gerückt werden.

Es steht schon fest, dasss die Bayern ebenfalls nicht ihr bestes Personal auf den Rasen schicken können. Franck Ribéry ist nach wie vor verletzt, Arjen Robben erst auf dem Weg zu seiner Topform. Und Arturo Vidal hat in jüngerer Vergangenheit mehr im Flugzeug gesessen als auf dem Fußballplatz gestanden. Er reiste dennoch mit nach Niedersachsen. Sein Trainer Pep Guardiola will ihn auf jeden Fall bei der Mannschaft haben. Möglicherweise spielt er sogar. Er würde sich sicher selbst aufstellen, denn Tatenlosigkeit mag er so wenig wie allzu freundschaftliches Verhalten auf dem Rasen.

Nach dem Abstecher ins VW-Land geht es zurück in die Vorbereitung auf das nächste Privatturnier. Dafür ist der Bayern-Sponsor Audi Namenspate, die Geschichte bleibt also unter einem Konzerndach. Dienstag und Mittwoch stellen sich in München die Bayern, AC Mailand, Real Madrid und Tottenham Hotspur bei einem kleinen Turnier vor. Diesmal geht es zwar auch um eine Trophäe, aber nicht um einen Eintrag in den Briefkopf. Und Kevin De Bruyne ist ganz bestimmt nicht dabei.

(RP)
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