Stürmer hat schon elfmal getroffen Kevin Kuranyi begeistert Schalke

Gelsenkirchen (RP). Kevin Kuranyi erzielt beim 2:0-Sieg gegen die TSG Hoffenheim seinen elften Saisontreffer. Doch der Stürmer kann noch so viele Tore schießen – einen Platz im Kader für die Weltmeisterschaft in Südafrika bekommt er nicht.

Kevin Kuranyi: Torjäger und "DFB-Flüchtling"
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Das ist Kevin Kuranyi

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Foto: dpa, bw_gr hak

Gelsenkirchen (RP). Kevin Kuranyi erzielt beim 2:0-Sieg gegen die TSG Hoffenheim seinen elften Saisontreffer. Doch der Stürmer kann noch so viele Tore schießen — einen Platz im Kader für die Weltmeisterschaft in Südafrika bekommt er nicht.

Wenn Kevin Kuranyi einen Tag seines Lebens wie an einem Computer mit dem Befehl "rückgängig machen" noch einmal ganz neu gestalten könnte, würde er sich vermutlich für den 11. Oktober 2008 entscheiden. Denn damals ging für ihn die Karriere in der Nationalmannschaft zu Ende, zumindest wohl, solange Joachim Löw Bundestrainer ist.

Er verließ das Dortmunder Stadion und das Team während des WM-Qualifikationsspiels gegen Russland fluchtartig, und Löw ist nicht bereit, dem Fußballprofi des FC Schalke 04 eine zweite Chance zu geben und ihn wieder in seine Auswahl aufzunehmen. Die Weltmeisterschaft in Südafrika findet auf jeden Fall ohne Kuranyi statt, da kann der 27-Jährige in dieser Saison noch so viele Tore für die "Knappen" erzielen.

Elf sind es bereits nach dem 2:0-Sieg des Tabellendritten gegen die TSG Hoffenheim. Der Stürmer bewies wieder Torinstinkt, als Rafinha den Ball nach geschicktem Doppelpass mit Joel Matip und glanzvoller Einzelleistung präzise vor das Tor der Gäste gespielt hatte. Aber Kuranyi war ehrlich genug einzugestehen: "Ich wollte eigentlich quer spielen, und der Ball ist reingegangen."

Nur Kießling ist erfolgreicher

In der Bundesliga wird er nur vom Leverkusener Stefan Kießling (13 Tore) übertroffen. Fünf der letzten zehn Schalker Treffer gehen auf sein Konto. Noch eindrucksvoller: Der in Rio de Janeiro geborene Profi hat zum achten Mal hintereinander innerhalb einer Saison eine zweistellige Torquote erreicht. Das haben in der Geschichte dieser Klasse nur die Münchner Stürmerlegende Gerd Müller (13 Mal in Folge) und Manfred Burgsmüller (zehn Mal) übertroffen.

Angesichts solcher Zahlen mutet Kuranyis Fehlverhalten im Herbst 2008 fast wie ein tragischer Blackout an, für den er sich zwar entschuldigt hat, den er aber nicht wiedergutmachen kann. Ohne seine Angriffswucht stünde die junge Schalker Mannschaft trotz der fast magisch erscheinenden Fähigkeiten des Erfolgstrainers Felix Magath nicht so sensationell gut da.

"Wir sind alle froh, dass Kevin hiergeblieben ist. Er macht seinen Job gut, er macht seine Tore besser denn je", sagt Torhüter Manuel Neuer über den Kollegen, den die Fans nach Toren mit "Kuranyi"-Rufen feiern — das "u" im Namen betonen sie dabei jedes Mal besonders. "Schön, dass du noch da bist, Kevin", lautete ein Transparent auf den Rängen.

Die Fans lieben Kuranyi wieder

Der Stürmer ist bei der Achterbahnfahrt seiner Laufbahn wieder Publikumsliebling, auch weil er mit großem Einsatz Fußball "arbeitet", wie man dies im Kohlenpott liebt. In der Winterpause hätte er wohl zum FC Sunderland in Englands Premier League wechseln können. Ein halbes Jahr vor Ablauf seines Vertrags hätte Schalke dann für ihn noch eine Ablöse kassiert.

"Ich glaube, dass wir als Mannschaft gut drauf sind. Jeder versucht, für den anderen da zu sein", beschreibt Kurzhaar-Kuranyi das Erfolgsrezept der Gelsenkirchener. "Wir haben im Trainingslager sehr viel Gas gegeben, deswegen sind wir als Mannschaft so stark. Wir wollen das nächste Jahr international spielen, dafür werden wir arbeiten."

Kuranyi sagt "wir". Doch niemand weiß, ob der FC Schalke sich eine Vertragsverlängerung mit ihm überhaupt leisten kann und der Torjäger auch noch in der kommenden Saison das königsblaue Trikot tragen wird.

Voraussetzung für ein weiteres Engagement beim Revierklub ist unzweifelhaft der Einzug in die Champions League oder zumindest in die Europa League. Denn dann könnte Schalke seine äußerst angespannte finanzielle Situation durch die Millioneneinnahmen aus dem internationalen Geschäft wohltuend verbessern.

(RP)
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