Mehr Verantwortung für Guardiola Kommentar: Ehrenwerte Bayern

Meinung | Hamburg · Vor vielen Jahren hat der FC Bayern München mal Jupp Heynckes entlassen. Als Uli Hoeneß noch Manager war, hat er das als größten Fehler seiner Laufbahn bezeichnet. Dennoch ereilte auch andere Großtrainer das garstige Schicksal, von den Bayern gekündigt zu werden.

Ribery überrascht mit Räuber-Hotzenplotz-Bart
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Der vielleicht prominenteste in dieser Reihe ist Louis van Gaal, der weniger über einen Mangel an Begabung und Selbstbewusstsein als vielmehr über ein zu hohes Maß an Begabung und Selbstbewusstsein vom Sockel fiel. Unvergesslich, wie er den Ober-Bayern die Lektüre seines Standardwerks empfahl, damit auch ihnen endlich die Geheimnisse des Fußballs enthüllt würden.

Auf so eine Idee käme Pep Guardiola nicht. Er ist (wie sein Vorgänger Heynckes) dem Vernehmen nach ein ganz feiner Mensch, dem van Gaals so offenkundiger Hang zu ätzender Arroganz und Selbstgerechtigkeit völlig abgeht. Darüber hinaus ist er fachlich wahrscheinlich ebenso gut wie van Gaal, obwohl der das sicher bestreiten würde.

Weil Guardiola derart viele Tugenden auf sich vereinigt, beschließt Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nun öffentlich den Abschied seines Klubs von den vermeintlich so ehernen Gesetzen der Branche, zu denen an vorderer Stelle das Feuern von Trainern gehört. Er hat in einem Interview erklärt, dass der Klub den Katalanen niemals entlassen würde.

Das ist eine ehrenwerte Erklärung. Es ist allerdings keine Jobgarantie für Guardiola. Es ist lediglich eine ganz neue Verteilung der Verantwortung. Die Bayern bauen darauf, dass ihr Trainer selbst am besten merkt, wie viel er dem Verein geben kann. Sollte er eines Tages feststellen, dass sich nicht mehr viel bewegen lässt, wird er schon die Konsequenz daraus ziehen. Das ist Rummenigges Rechnung. Sie setzt auf Ehrbarkeit auf beiden Seiten. Schön.

Einstweilen ist der Tag aber auch noch sehr fern, an dem Guardiola dem Klub keine Impulse mehr geben kann. Das wissen beide Vertragsparteien. Auch deshalb fällt es Rummenigge leicht, dem Trainer noch mehr Verantwortung zu geben.

(RP)
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