Radio-Rechte werden ausgeschrieben Kulturgut Bundesliga-Konferenz in Gefahr

Düsseldorf · Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) wird die Hörfunk-Übertragungsrechte an der Fußball-Bundesliga im kommenden Jahr erstmals ausschreiben. Die bald 50 Jahre alte Konferenzschaltung auf WDR 2 ist bedroht.

 Die Hörfunkrechte werden erstmals ausgeschrieben.

Die Hörfunkrechte werden erstmals ausgeschrieben.

Foto: AP

"Tor im Borussia-Park", "Elfmeter auf Schalke", "Rote Karte in Dortmund" — die Reporter überbieten sich gegenseitig. Sabine Töpperwien und Armin Lehmann, Edgar Endres und Martina Knief fallen einander ins Wort, ihre Stimmen überschlagen sich. Sie transportieren die Atmosphäre aus den Stadien der Bundesliga in alle Winkel des Landes. Samstagnachmittag ist Zeit für die Bundesliga-Konferenz im Radio. Zeit für Emotionen. Zeit fürs Kino im Kopf. Beim Autowaschen, bei der Gartenarbeit, mit dem Knopf im Ohr beim Joggen oder auf der Tribüne im Stadion, wenn das Spiel auf dem Rasen unten zu langweilig wird. Bis zu neun Millionen Menschen schalten in der Schlussphase der 15.30-Uhr-Spiele ein.

Bundesliga-Konferenz ist Kult

Vor zwei Jahren bekam die Hörfunk-Sportredaktion des Westdeutschen Rundfunks den Deutschen Radiopreis für "Liga live". "Genauso wenig wie man sich die Bundesrepublik ohne ihre Kanzlerin vorstellen kann, ist das Land denkbar ohne die samstägliche Bundesliga-Konferenz", hieß es in der Begründung der Jury. Das mag sein. Eine Garantie dafür, dass sie auf ewig vom Westdeutschen Rundfunk produziert und auf den Stationen der ARD zu hören sein wird, gibt es jedoch nicht.

Erst recht nicht, seit die Deutsche Fußball-Liga (DFL) am Donnerstag bekannt gab, dass sie die Hörfunkrechte — anders als bisher — ausschreiben werde. Damit erhalten auch private Sender die Möglichkeit, sich um die Übertragungen zu bewerben. Bislang bekommt die DFL jährlich sieben Millionen Euro für die Rechte im Rahmen eines Kooperationsvertrags mit der ARD.

"Die ARD hätte die bewährte Medienkooperation mit der DFL gerne fortgesetzt, allerdings haben wir auch kein Problem mit einer Ausschreibung", sagt WDR-Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz, der für die 14 normalerweise zugeschalteten Wellen der ARD die Verhandlungen mit der DFL führt. "Unser Ziel ist es, den Hörerinnen und Hörern den gleichen Service mit umfassenden Informationen und spannenden Live-Reportagen zu bieten wie bisher, natürlich zu vertretbaren Kosten. Wir gehen davon aus, dass auch die DFL weiß, was sie an der umfassenden Fußball-Berichterstattung in den Hörfunkwellen der ARD hat, deren Bundesliga-Konferenz am Samstagnachmittag längst Kultstatus besitzt." Eine Prognose, wie hoch er die Wahrscheinlichkeit beziffert, dass die Konferenz in der ARD bleibt, mochte Schmitz nicht abgeben. Die Situation erscheint noch unübersichtlich.

Die Rechte für eine kurze Hörfunk-Berichterstattung über Spiele von Clubs aus regionalen Verbreitungsgebieten sind von der anstehenden Ausschreibung nicht betroffen. Diese Rechte werden später mit interessierten Sendern verhandelt. Auch die Rechte der Vereine, die ihr eigenes Radioprogramm machen, bleiben im bisherigen Umfang bestehen.

Überbleibsel aus alter Zeit

Die Bundesliga-Konferenz im Radio wirkt wie ein Überbleibsel aus alter Zeit. Schon der Begriff! Konferenz! "Meeting" heißt so etwas heute. Im Internet gibt es mit "90elf" seit vier Jahren schon einen Konkurrenten. Der ehemalige WDR-Reporter Manni Breuckmann ist dort zum Beispiel zu hören. Die Fernsehsender "Sky" und "Liga total" ahmen mit ihren TV-Konferenzen das von Kurt Brumme fürs Radio entwickelte Konzept ja auch nach.

Der klassischen Hörfunkkonferenz der ARD könnte ein ähnliches Schicksal wie der Sportschau im Fernsehen widerfahren. Die galt auch als scheinbar unersetzliches Kulturgut, bis sie 1988 die Bundesligarechte an RTL verlor. 1992 übernahm Sat.1. Elf Jahre später sicherte sich das erste Programm wieder die Rechte, als erster Sender im frei empfangbaren Fernsehen von den Spielen am Samstagnachmittag zu berichten.

Auf dem Markt für Sportrechte gibt es noch eine Neuigkeit. Der Film- und Sportvermarkter Highlight Communications hat sich Uefa-Fußballrechte für drei weitere Spielzeiten gesichert. Die Firmentochter Team werde die Champions League, die Europa League und den Super Cup von 2015 bis 2018 vermarkten, teilte Highlight mit.

(RP/can/sap)
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