Talente im Profibereich Neuer Jugendwahn undenkbar in der Bundesliga

Düsseldorf · In Schottland und in der Türkei werden ein 13- und ein 14-Jähriger bei den Profis eingesetzt. Die DFL-Statuten verbieten solch ein Vorgehen.

 Der 14-jährie Mustafa Kapi durfte bei den Profis von Galatasaray Istanbul ran.

Der 14-jährie Mustafa Kapi durfte bei den Profis von Galatasaray Istanbul ran.

Foto: Twitter / @Galatasaray

Die Ärmel baumeln über seine Hände hinaus. Das Trikot von Galatasaray Istanbul ist Mustafa Kapi einfach einige Nummern zu groß. Kein Wunder, Kapi ist erst 14 Jahre alt. Er wird dennoch beim Testspiel der Profimannschaft gegen Lewski Sofia in der 89. Minute eingewechselt. Kapi ist nun jüngster Spieler der Vereinsgeschichte - ein neuer Höhepunkt, was Jugendwahn im Profifußball angeht.

Auch Karamoko Dembele von Celtic Glasgow schaffte es zuletzt in die Schlagzeilen. Der 13-Jährige lief in der vergangenen Woche für die U 20 des schottischen Meisters auf. Die Argumentation war die gleiche wie in Istanbul: Er sei einfach zu gut für seine Altersklasse.

In Deutschland wären Fälle wie Kapi oder Dembele undenkbar. Das versichert die Deutsche Fußball-Liga (DFL) auf Anfrage unserer Redaktion. Nachwuchsspieler unter 16 Jahren dürfen laut geltendem Reglement generell nicht in einem offiziellen Test- oder Ligaspiel auflaufen. Wer hier mitwirken will, muss mindestens älterer B-Jugendjahrgang sein und im Laufe der Rückrunde 17 Jahre alt werden. Oder er ist jüngerer A-Jugend-Jahrgang und wird im Laufe der Hinrunde 17. Dortmunds Nuri Sahin kam als bis dato jüngster Bundesligaspieler am 6. August 2005 mit 16 Jahren und 335 Tagen zu seinem Debüt.

Nachwuchsförderung ist dennoch das große Thema im weltweiten Profigeschäft. Jeder Verein ist auf der Suche nach dem nächsten Superstar. Die Jagd nach Talenten wird dabei teilweise unerbittlich geführt. Obwohl es entsprechende Regularien gibt, um Kinder zu schützen. Vonseiten der Fifa gibt es in ihrem Reglement klare Vorgaben, was Verträge für minderjährige Fußballer betrifft. So beträgt für Spieler unter 18 Jahren die maximale Vertragslaufzeit drei Jahre. Klauseln für eine längere Laufzeit werden per se nicht anerkannt.

In Widerspruch dazu steht die Spielordnung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die es Vereinen im Profibereich erlaubt, mit B- und A-Junioren einen Fördervertrag nach dem explizit genannten Modell "3+2" zu schließen, also über drei Jahre Laufzeit und eine Option über zwei weitere Jahre. Der Fördervertrag sieht monatlich einen Mindestverdienst von 250 Euro vor.

Verträge über drei Jahre spiegeln in der Praxis auch nicht das Interesse der Vereine wieder, denen es wichtig wäre, Talente längerfristig an sich zu binden, um nicht jahrelang in die Ausbildung eines Nachwuchsspielers zu investieren und diesen dann für eine geringe Entschädigung ziehen lassen zu müssen. Die Spielergewerkschaft VdV rät jungen Spielern und deren Eltern generell vom Unterzeichnen langfristiger Verträge ab, um auf sportliche und schulische Entwicklungen reagieren zu können.

Ahmet Akcan, Galatasarays früherer Nachwuchskoordinator, erklärte derweil gegenüber türkischen Medien: "In der Türkei gibt es keinen wie Kapi, er ist beispiellos. Wenn man ihn sieht, denkt man sofort an Paul Pogba." Angesichts solcher Äußerungen über Minderjährige helfen alle Beteuerungen der Fußballfunktionäre, den Leistungsdruck auf einem Normalmaß halten zu wollen, nichts.

(RP)
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