Kosten sparen und Kräfte bündeln NRW will weniger Polizei beim Fußball

Düsseldorf · Als erstes Bundesland will NRW den Polizeieinsatz bei Bundesligaspielen reduzieren. Künftig soll es etwa keine Hundertschaften mehr im Stadion geben. Innenminister Ralf Jäger will damit Kosten einsparen und Kräfte bündeln.

Ein riesiges Polizeiaufgebot war notwendig, um Ausschreitungen zwischen rivalisierenden Anhängern von Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Köln zu verhindern. Mehr als 1000 Polizisten hatte allein die NRW-Polizei im vergangenen Dezember eingesetzt, um bei dem Spiel in Düsseldorf die wichtigsten Verbindungsstraßen vom Hauptbahnhof Richtung Stadion zu sichern. "Solche Hochsicherheitsspiele werden auch in Zukunft von uns in der erforderlichen Stärke bewacht", versichert eine Düsseldorfer Polizeisprecherin. Anders sehe es bei Fußballspielen aus, bei denen es in den vergangenen Jahren ruhig blieb. "Dafür werden wir vielleicht in Zukunft nicht mehr so viele Kräfte zur Unterstützung anfordern."

Diese Strategie entspricht der Vorgabe von Innenminister Ralf Jäger (SPD). Als erstes Bundesland will NRW die Polizeieinsätze bei vermeintlich friedlichen Spielen der drei Fußballprofiligen reduzieren. So soll die Polizei künftig nicht mehr ins Stadion, auch die Begleitung der Fans vom Bahnhof zum Stadion soll wegfallen. "Um die Polizei weiterhin präsent zu halten, wo sie gebraucht wird, müssen wir den Kräfte-Einsatz optimieren", erklärt Jäger.

Jäger will Personalkosten einsparen

Risikospiele blieben unangetastet. Der reduzierte Polizeieinsatz soll zunächst bis zum 27. September bei vier ausgewählten Spielen getestet werden. Sollte sich das Konzept bewähren, will Jäger es seinen Innenministerkollegen in den Ländern vorstellen. Hintergrund dürften Sparmaßnahmen sein. Jäger muss bei der Polizei die Personalkosten drücken. In der vergangenen Bundesligaspielzeit waren laut Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) Polizisten 302 946 Stunden bei Fußballspielen in NRW im Einsatz. Diese Einsatzzeit soll nun drastisch reduziert werden. Kritik an dem Vorhaben kommt vom NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei, Arnold Plickert.

"Dadurch werden Hooligans und Krawallmacher unkontrolliert in die Innenstädte ziehen können", befürchtet er. "Dann haben wir wieder die Bilder von herumfliegenden Stühlen und Tischen, die wir nicht sehen wollen." Christian Lindner, Chef der FDP im NRW-Landtag, lehnt die Pläne ebenfalls ab. "Jäger sollte lieber seinen Apparat verschlanken und auf PR-Aktionen wie Blitzer-Marathons verzichten", sagte Linder. Der Sicherheitsexperte der CDU-Fraktion im Landtag, Peter Biesenbach, schlägt als Alternative zu weniger Polizei vor, dass sich Großveranstalter an den Kosten für Polizeieinsätze beteiligen sollten.

Um die Sicherheit von Großveranstaltungen zu gewährleisten, die häufiger als zwei Mal pro Jahr stattfinden, bräuchte die Polizei landesweit zwei zusätzliche Hundertschaften. "Diese Kosten sollten solche Veranstalter übernehmen", fordert Biesenbach. Er spricht nicht von einer "Fußball-Abgabe", räumt aber ein, dass "die Regelung wahrscheinlich zunächst nur die Fußball-Veranstalter treffen würde".

Unterstützung erhält Jäger von den Grünen: Die sportpolitische Sprecherin Josefine Paul bezeichnet das Pilotprojekt als richtig. Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, kann sich vorstellen, dass "bei einer deutlichen Reduzierung der Einsatzstunden " die Diskussion um eine Kostenbeteiligung der Bundesligavereine nicht mehr nötig wäre. Positive Reaktionen kommen auch aus dem Fußball.

Stephan Schippers, Geschäftsführung von Borussia Mönchengladbach, erklärt: "Weil es zum einen ein Ansatz der Deeskalation ist, der den richtigen Fans das Vertrauen schenkt. Zum anderen kann Geld eingespart werden, was der öffentlichen Diskussion über die Finanzierung der Sicherheitsmaßnahmen beim Fußball entgegenkommt." Selbst die Deutsche Fußball Liga (DFL) reagiert nicht ablehnend: "Die Überlegungen sind im Grundsatz durchaus nachvollziehbar", sagt Ligapräsident Reinhard Rauball.

(RP)
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