Phantomtor-Jahrestag Das Loch im Netz und die Lücke im System

Düsseldorf · Das Phantomtor von Stefan Kießling hält die Fußball-Bundesliga auch ein Jahr danach noch in Atem. Seit jenem Abend von Sinsheim nimmt die Debatte über die Torlinientechnik kein Ende.

Die Phantomtore im deutschen Profi-Fußball
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Foto: afp, DANIEL ROLAND

Das Loch im Netz befeuert nach wie vor den Streit über die Lücke im System. Das Phantomtor von Stefan Kießling vom 18. Oktober 2013 hält die Bundesliga auch ein Jahr danach noch in Atem. Seit jenem denkwürdigen Freitagabend von Sinsheim nimmt die Debatte über die Torlinientechnik kein Ende. Erst am Jahresende wird entschieden, ob mit der Diskussion endlich Schluss ist oder ob sie weitergeht.

Die Leidtragenden von damals gehen jedenfalls mit einer klaren Forderung in die Versammlung der Profiklubs im Dezember. Die Chefetage von 1899 Hoffenheim, die am Ende des zehn Tage dauernden Nachspiels vor einem Jahr mit ihrem Einspruch gegen die 1:2-Niederlage gegen Bayer Leverkusen gescheitert war, will endlich die Technologie.

"Wir dürfen uns den Neuerungen nicht verschließen", sagte Sportdirektor Alexander Rosen mit Blick auf die Abstimmung der Bundesligisten dem SID: "Die Technik verändert nicht den Charakter unseres Sports, sondern regelt im Sinn aller Beteiligten einfach und schnell die elementare Entscheidung über Tor und kein Tor."

Bundesliga 13/14: Das Phantom-Tor von Stefan Kießling
10 Bilder

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Rosen geht davon aus, dass die notwendige Zweidrittel-Mehrheit bei der Versammlung zustande kommen wird. "Mein Gefühl sagt mir, dass wir diesmal diesen Schritt gehen", äußerte der 35-Jährige: "Der Fußball wird dadurch nicht klinisch oder steril, und es wird jeden Spieltag weiterhin ganz bestimmt genügend diskussionswürdige Ereignisse geben, da mache ich mir keine Sorgen."

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hatte die Technik für die Bundesliga Ende September offiziell ausgeschrieben. Die Einführung ist aber frühestens zur kommenden Saison geplant. Im Dezember werden die Erstligisten über den neuen Antrag von Rekordmeister Bayern München abstimmen.

Bei der Mitgliederversammlung im März war die erforderliche Zweidrittelmehrheit unter den 36 Klubs (1. und 2. Liga) für die Neuerung nicht erreicht worden. Die Eindrücke des Phantomtors waren bei den Verantwortlichen verblasst, die Mehrzahl der Klubchefs scheuten die Kosten.

Deshalb soll die Technik nun nur für die "reichen" Erstligisten kommen. So wird auch die Mehrheit für die Technologie bei der Abstimmung wahrscheinlicher - auch wenn einige Klubs bereits angekündigt haben, bei ihrer Ablehnung bleiben zu wollen.

Bei der Versammlung wird aber nicht nur das Phantomtor, das es in der offiziellen Liste des Weltverbands FIFA auf Platz sieben der "größten Schiedsrichter-Flops" gebracht hat, als Argument für die Technik-Einführung vorgebracht werden.

Es wird auch um den nicht anerkannten Treffer des Dortmunder Weltmeisters Mats Hummels im DFB-Pokalfinale zwischen den Bayern und dem BVB (2:0 n.V.) gehen. Danach hatte die Debatte eine neue Dynamik bekommen. Dass die Technologie bei der WM-Endrunde in Brasilien ihren Härtetest bestanden hat, ist zudem Wasser auf die Mühlen der Befürworter.

Falls sich die Vereine für die Technik entscheiden, will sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) anschließen. Dann soll die Technik ab den Viertelfinals im DFB-Pokal zum Einsatz kommen.

Das würde auch die Schiedsrichter freuen, die seit langer Zeit für die Einführung des Hilfsmittels plädieren - auch wenn es Felix Brych (München) trotz seiner groben Fehlentscheidung von Sinsheim zum WM-Referee gebracht hat.

(sid)
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