Köln - München 1:1 Podolski beendet Torflaute und stoppt Bayern

Köln (RPO). Lukas Podolski küsste den Geißbock auf dem Wappen, stürmte auf direktem Wege vor die Fankurve und schrie seine ganze Erleichterung einfach heraus. Als sich der Nationalspieler von seiner 1420 Minuten währenden Ladehemmung befreit und süße Rache an Bayern München geübt hatte, wurde das Kölner WM-Stadion in seinen Grundfesten erschüttert. Nach mehreren Monaten Flaute schwappt die "Poldi-Mania" wieder durch Köln.

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"Natürlich ist das erlösend, wenn man sich so lange nicht freuen konnte", sagte Podolski sichtlich befreit. 20 Spieltage oder 172 Tage lang hatte "Prinz Torlos" keinen Treffer für den 1. FC Köln erzielt. Ausgerechnet beim 1:1 (1:0) gegen den FC Bayern, wo er drei frustrierende Jahre erlebt hatte, vertrieb Podolski den Fluch.

"Das Ganze ist natürlich nicht spurlos an mir vorbeigegangen", meinte er, doch als er rund 90 Minuten nach dem Schlusspfiff mit Rollkoffer und einer Apfelschorle in der Hand aus der Doping-Kontrolle kam, huschte erstmals seit langem nach einem Spiel wieder sein verschmitztes Lächeln über das Lausbubengesicht.

"Ich hoffe, dass das jetzt der Befreiungsschlag war", sagte Manager Michael Meier, der den vermeintlichen "Heilsbringer" im Sommer für 10 Millionen Euro aus dem Münchener Exil zurückgeholt hatte: "Der Druck wurde immer größer und ist zuletzt fast unmenschlich geworden. Deshalb freue ich mich unheimlich für Lukas."

Selbst die ehemaligen Kollegen hatten mit dem 24-Jährigen mitgelitten. "Wenn ich kein Spieler vom FC Bayern wäre, würde ich sagen, dass ich mich für ihn freue", meinte Bastian Schweinsteiger, der den Münchnern nach Podolskis Führungstreffer (31.) zumindest noch einen Punkt rettete (58.). "Ich hätte mir zwar gewünscht, dass es nicht gegen uns passiert", meinte Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger: "Aber trotzdem freue ich mich für Lukas. Seit seinem Wechsel nach Köln war er einiger Polemik ausgesetzt."

Die Wochen des Leidens hatten sichtlich an Podolski gezehrt. Dem Jungen aus die Bergheim war zuletzt seine fast schon chronische Unbekümmertheit abhanden gekommen. Auf dem Platz wirkte er verunsichert, abseits des Spielfeldes immer angespannter. Bestes Beispiel war sein lautstarker Disput mit einem TV-Reporter nach dem Länderspiel gegen Argentinien am Mittwoch und die Aufforderung an den Medienvertreter, doch mal rauszukommen.

Dass der Bann ausgerechnet am Samstag brechen würde, konnte aber niemand ahnen. Wegen Prellungen an Fuß und Oberschenkel war Podolskis Einsatz bis kurz vor dem Anpfiff fraglich, und als er in der 7. Minute mit einem strammen Linksschuss die Latte traf, schien ihm auch das Pech wieder gefolgt zu sein. "Da hab ich gedacht: schade!", sagte er in der ihm eigenen Nüchternheit.

Dass Bayern-Keeper Jörg Butt bei Podolskis Freistoßtor kräftig mithalf ("Den hätte ich haben müssen"), änderte an der Euphorie dabei ebenso wenig wie die Tatsache, dass ausgerechnet der Publikumsliebling dem FC den möglichen ersten Heimsieg gegen die Bayern seit 1995 verdarb. Statt Sebastian Freis den Vortritt zu lassen, schoss der im Abseits stehende Podolski nämlich selbst, das vermeintliche 2:1 wurde zurecht nicht anerkannt (73.). "Er hat sicher nicht gewusst, dass er im Abseits steht, sonst hätte er mir den Ball nicht weggenommen", meinte Freis.

Auch bei den Bayern herrschte nach dem erst zweiten Remis aus den letzten zwölf Spielen kein allzugroßer Frust. Das Remis tue zwar "ein bisschen weh", meinte Philipp Lahm und es sei "natürlich zu wenig" ergänzte Schweinsteiger.

Doch auch Trainer Louis van Gaal wirkte nach dem Patzer - ausgerechnet am Wochenende nach dem erlösenden Sprung an die Tabellenspitze - gelassen. Die Situation im Titelrennen habe sich für ihn nicht geändert, zumal er ohnehin mit einem Dreikampf gerechnet habe. "Ich habe immer gesagt, dass Schalke oben mit dabei ist", sagte der Niederländer: "Und ich habe immer gesagt, dass der letzte Spieltag entscheiden wird."

Köln: Mondragon - McKenna, Geromel, Mohamad, Brecko - Petit, Matuschyk - Freis (90.+2 Ehret), Maniche, Podolski (90. Tosic) - Novakovic. - Trainer: Soldo

München: Butt - Lahm, van Buyten, Badstuber, Contento (72. Alaba) - Schweinsteiger, van Bommel - Altintop (56. Ribery), Müller - Gomez, Olic (56. Klose). - Trainer: van Gaal

Schiedsrichter: Babak Rafati (Hannover)

Tore: 1:0 Podolski (31.), 1:1 Schweinsteiger (58.)

Zuschauer: 50.000 (ausverkauft)

Beste Spieler: Geromel, Podolski - Schweinsteiger, Müller

Gelbe Karten: Petit (5/4), Maniche (5/2) - Schweinsteiger (5)

(SID/chk)
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