Nur ein Strohfeuer des Kölner Stürmers? Podolski zwischen Leid und Leidenschaft

Köln (RPO). Als sich Lukas Podolski wieder einigermaßen gefangen hatte, reagierte der Stürmer des 1. FC Köln doch noch ein wenig pampig. Dass er sich die Zahl 1425 demnächst eintätowieren wolle, sagte er mit Trotz in der Stimme, nachdem er auf seine gerade beendete Flaute angesprochen wurde.

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Den Fluch, das Bundesligator nicht zu treffen, konnte er nach 1425 Minuten ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub Bayern München endlich beenden. Doch die Szenen, die sich in Köln abspielten, spiegelten deutlich den Gemütszustand des Nationalangreifers wider. Auf Podolski wartet noch ein lange Weg, ehe er seine Formkrise vollends beendet hat und sich wieder als Top-Stürmer bezeichnen lassen darf.

Für den erst 24-Jährigen war es ein Spiel der Emotionen, in dem er ein perfektes Drehbuch zugeschnitten bekam. Viel zu lange fühlte er sich beim FC Bayern demütigt, wollte unbedingt zurück zu seinem Lieblingsklub nach Köln - und durfte es vergangenen Sommer auch für eine satte Abslösesumme von rund 10 Millionen Euro. Doch als Podolski in die Domstadt zurückgekehrt war, war er plötzlich nicht mehr der einst so beliebte "Prinz Poldi".

Der Stürmer traf das Tor lange nicht, wurde Opfer von Rochaden, die Trainer Soldo mit ihm auf dem Spielfeld beging und fand die in München verlorene Leichtigkeit, die ihn einst so ausgezeichnet hatte, nicht mehr zurück. Podolski hatte seine persönliche Krise von München nach Köln mitgeschlappt, der Ballast wog zentnerschwer. Und als ihm plötzlich seine torlosen Minuten vorgerechnet wurde, reagierte er garstig, wurde stellenweise wütend und trotzig.

Garstig, trotzig, wütend

Dem Jungen aus Bergheim war zuletzt sogar seine fast schon chronische Unbekümmertheit abhanden gekommen. Auf dem Platz wirkte er verunsichert, abseits des Spielfeldes immer angespannter. Bestes Beispiel war sein lautstarker Disput mit einem TV-Reporter nach dem Länderspiel gegen Argentinien am Mittwoch und die Aufforderung an den Medienvertreter, doch mal rauszukommen.

"Poldi" litt so wie wohl noch nie in seinem Leben und mindestens genauso heftig wie in München. Auf dem Spielfeld drückte sich das nicht nur in den fehlenden Toren aus, sondern auch in schwachen Gesamtauftritten. Selbst in der Nationalelf, in der er für gewöhnlich auftrumpfte, konnte er wie beim jüngsten Match gegen Argentinien keine Akzente mehr setzen. Sein Platz in der WM-Startelf ist in Gefahr.

WM-Platz in Gefahr

Daran ändert auch sein Treffer gegen die Bayern rein oberflächlich wenig. Podolski nutzte aber das Spiel gegen seinen Ex-Verein, um ein starkes Match abzuliefern und durfte sich dafür euphorisch feiern lassen. Aus Leid wurde - zunächst für 90 Minuten - Leidenschaft. Und auf einmal passte wieder alles. Podolski spielte großartig, Bayern-Keeper Jürg Butt ließ seinen Freistoß großzügig in Netz flattern und die Münchner trafen mit einer Ausnahme nur das Aluminuim, so dass Köln beim 1:1-Endstand einen Punkt behalten durfte.

So werden Helden (wieder-)geboren.

"Natürlich ist das erlösend, wenn man sich so lange nicht freuen konnte", sagte Podolski sichtlich befreit. 20 Spieltage oder 172 Tage lang hatte "Prinz Torlos" keinen Treffer für den 1. FC Köln erzielt. Ausgerechnet beim 1:1 gegen den FC Bayern, wo er drei frustrierende Jahre erlebt hatte, vertrieb Podolski den Fluch.

Schon wieder "Poldi-Mania"?

Manche sprechen schon wieder von einer "Poldi-Mania". Beim 1. FC Köln, dem Klub der Extreme, werden sie aber genau hinschauen, ob die Partie gegen die Bayern wirklich "Poldis" persönlicher Befreiungsschlag oder nur ein Strohfeuer war. Gerade in Hinblick auf die WM in Südafrika wünschen sich viele Fußballfans, dass Podolski schnell seine Top-Form wiederfindet. Der König, der er werden wollte, ist Podolski noch lange nicht. Aber Prinz zu sein und zu bleiben, wäre ja auch schon eine Menge.

(rl)
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