Neuer DFL-Geschäftsführer Rettig übt Schulterschluss mit den Fans

Frankfurt/Main · Kaum hatte Andreas Rettig den Fans die Hand gereicht und den größten Brandherd gelöscht, mahnte der neue Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) Ruhe und Besonnenheit an.

Chronologie der Sicherheits-Debatte im deutschen Fußball
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Foto: dpa, Tobias Kleinschmidt

Nach monatelangen Querelen um das neue Sicherheitskonzept und dem vorläufigen Ende aller Protestaktionen will Rettig das belastete Verhältnis zu den Anhängern nachhaltig verbessern - nichts und niemand soll den brüchigen Frieden noch einmal gefährden.

"Ohne viel Brimborium" will Rettig, dessen Angebot zur Aussprache an die Ultras am Mittwoch die Aktion "12:12" beendet hatte, mit den Fans kommunizieren. Ruhe ist ab sofort erste Bürgerpflicht. "Wir dürfen nicht wieder den Fehler machen, das zu einem Medienspektakel zu machen — das wäre fatal", sagte Rettig während seiner ersten Pressekonferenz im neuen Amt am Donnerstag in Frankfurt: "Es ist kein Fangipfel, sondern ein Treffen auf Arbeitsebene — also das, was wir immer wollten."

Das Treffen will Rettig deutlich "tiefer hängen" als die bisherigen Diskussionen rund um das am 12. Dezember beschlossene DFL-Sicherheitskonzept "Stadionerlebnis": "Es wird nicht 'das' Gespräch, es werden noch weitere folgen. Wir wollen glaubwürdig sein und auf beiden Seiten Vertrauen schaffen."

"Man es nicht so weit voneinander entfernt"

Der harte Kern der Fans hatte aus Protest gegen das Sicherheitskonzept an drei Spieltagen die ersten 12:12 Minuten lang geschwiegen, zahlreiche Spruchbänder richteten sich gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die DFL. Rettig will den Fans nun verdeutlichen, "dass man sich nicht so weit voneinander entfernt" hat. "Man darf nicht immer so tun: Die da oben denken nur an Medien und Vermarktung", sagte der 49-Jährige: "Da sind viele auch mit viel Herzblut bei ihren Vereinen dabei. Für mich gehören die Bratwurst und der Pappbecher Bier genauso zum Stadionerlebnis."

Gespräche will Rettig auch mit den Vereinen führen, die das beschlossene Sicherheitspapier deutlich kritisiert hatten. "Wir sollten auf direktem Wege miteinander kommunizieren", sagte Rettig. Bei der Liga-Vollversammlung hatte Zweitligist Union Berlin gegen alle 16 Punkte des Konzepts gestimmt, weitere Vereine hatten eine Vertagung beantragt. "Unsere Aufgabe ist es, diese Vereine zu überzeugen, und nicht mit dem Finger auf sie zu zeigen und sie in Schubladen zu stecken", sagte Rettig: "Wir wollen alle mitnehmen."

Nachwuchsfußballer sollen besser gefördert werden

Bereits im Herbst, nach der deutlichen Ablehnung des ersten Entwurfs des Konzepts, war Rettig als "Retter" in Erscheinung getreten. Auf einem Fangipfel in Berlin hatte der ehemalige Manager des SC Freiburg und des FC Augsburg für eine erste Wiederannäherung gesorgt und dem Ligaverband ein Gesicht gegeben — obwohl er nach seinem Vertragsende in Augsburg mit seiner Frau eigentlich den "Luxus" einer Auszeit genießen wollte.

In Frankfurt, wo der frühere Amateur-Fußballer eine Wohnung in Laufweite zur DFL-Zentrale bezieht, will Rettig als Geschäftsführer Spielbetrieb und Lizenzierung diesen Weg weiter gehen. "Wir wollen mehr wahrgenommen werden — nicht nur als Vermarktungsverband", sagte er: "Wir sind permanent dabei, zu helfen."

Dazu gehöre auch die Förderung der Nachwuchsfußballer. "Wir laden unseren Jugendspielern sehr viel in den Rucksack", sagte Rettig: "Wir müssen dieser neuen Qualität der Belastung Rechnung tragen." Eine Möglichkeit sei die Verankerung von verpflichtenden Fortbildungen in den Arbeitsverträgen. "Das ist zumutbar", sagte Rettig. Ziel sei dabei nicht die hochbezahlte Elite des Fußballs. "Die, die am Ende ein Problem haben könnten, sollten wir zu ihrem Glück zwingen", sagte er.

(sid)
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