Hoyzer löste Wettskandal vor zehn Jahren aus Ein düsteres Stück Fußballgeschichte

Frankfurt · Am 21. August 2004 wurde deutsche Fußball-Geschichte geschrieben – im negativen Sinn. Schiedsrichter Robert Hoyzer manipulierte das DFB-Pokalspiel zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger SV. Die Folge war ein riesiger Skandal.

 Robert Hoyzer sorgte für einen handfesten Skandal.

Robert Hoyzer sorgte für einen handfesten Skandal.

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Am 21. August 2004 wurde deutsche Fußball-Geschichte geschrieben — im negativen Sinn. Schiedsrichter Robert Hoyzer manipulierte das DFB-Pokalspiel zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger SV. Die Folge war ein riesiger Skandal.

Die bisher letzten Schlagzeilen schrieb Robert Hoyzer vor drei Monaten. Der Skandal-Schiedsrichter von einst sorgte mit seiner Rückkehr in den Fußball für ein wenig Aufmerksamkeit. Das Engagement Hoyzers als Technischer Direktor beim Regionalligisten Berliner AK war den meisten Medien allerdings bestenfalls eine Meldung wert. Mit dem, was Hoyzer vor zehn Jahren tat, füllte der Berliner dagegen ganze Zeitungsseiten und TV-Sondersendungen.

Am 21. August 2004 manipulierte Hoyzer, der in der kommenden Woche seinen 35. Geburtstag feiert, in der 1. Runde des DFB-Pokals das Spiel zwischen dem damaligen Drittligisten SC Paderborn und Bundesliga-Dino Hamburger SV. Als es am Ende 4:2 für Paderborn stand, waren alle Beobachter noch der Ansicht, dass die Spuck-Attacken der HSV-Fans in Richtung der Profis der Aufreger dieser Partie war - doch mitnichten.

Die Begegnung war der Auslöser des Wettskandals, der den deutschen Fußball monatelang in seinen Grundfesten erschütterte und dessen Drahtzieher bis vor wenigen Wochen noch vor Gericht standen. Zu den Ereignissen von damals äußerte sich Hoyzer am Dienstag gegenüber dem SID nicht, eine entsprechende Anfrage blieb ohne Reaktion.

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Hoyzer, der im Januar 2005 seine vorsätzlichen Fehlentscheidungen bei Pokal- und Zweitliga-Spielen gestand, saß wegen Beihilfe zum Betrug 14 Monate hinter Gittern. 67.000 Euro hatte er von der Wettmafia für seine "Dienste" erhalten. Das Verb "hoyzern" als Synonym für betrügen schaffte es bei der Wahl zum Wort des Jahres 2005 sogar auf den siebten Platz.

Am 17. November desselben Jahres wurde Hoyzer zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung verurteilt. Diese trat er am 18. Mai 2007 an. 2008 wurde Hoyzer wegen guter Führung vorzeitig entlassen.

Außergerichtlich hatte der Ex-Schiedsrichter gegenüber dem DFB einen Schadensersatz in Höhe von 750.000 Euro anerkannt. Allerdings muss der frühere Referee nur 126.000 Euro in Raten zahlen. Dafür verzichtete Hoyzer darauf, einen wirtschaftlichen Nutzen in Form einer Buchveröffentlichung oder einer Filmproduktion aus dem Skandal zu ziehen.

Dass das frühere Mitglied von Hertha BSC nun beim BAK arbeiten darf, machte die teilweise Aufhebung seiner ursprünglich lebenslangen Sperre vor rund drei Jahren möglich. Im April 2011 akzeptierte der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger das Gnadengesuch Hoyzers.

Gleich im Anschluss an die Gnade Zwanzigers hatte sich Hoyzer dem Berliner Landesligisten Teutonia Spandau als Mittelfeldspieler angeschlossen. Nun soll sich Hoyzer beim Viertligisten ehrenamtlich um die Bereiche Marketing, Sales und Kommunikation kümmern.

An Gnade für Hoyzer konnte vor knapp zehn Jahren noch niemand glauben, schließlich hatte der Skandal weitreichende Folgen. Der DFB und die Justiz ermittelten Anfang 2005 auf Hochtouren. Es gab Hausdurchsuchungen, drei Wettpaten wurden verhaftet.

Spieler gaben zu, Geld angeboten oder sogar angenommen zu haben. Manipulierte Partien mussten wiederholt werden, der HSV erhielt zwei Millionen Euro vom DFB als Entschädigung für das verschobene Pokalspiel. Zudem beschloss der Verband ein Wettverbot für alle im Fußball involvierten Personen.

Als verspätete Reaktion führten der DFB, die Europäische Fußball-Union (UEFA) und auch der Weltverband FIFA verschiedene Frühwarnsysteme ein. Der Erfolg dieser Systeme steht allerdings bis heute infrage. Meldungen über Manipulationen rund um den Erdball sind nach wie vor an der Tagesordnung.

Der bisher letzte Bericht der Polizeibehörde Europol macht nur wenig Hoffnung auf Besserung. Im Februar 2013 präsentierte die Behörde ihre Zahlen, wonach zwischen den Jahren 2008 und 2011 weltweit 380 Spiele manipuliert worden sein sollen - auch ohne das Mitwirken Hoyzers...

(sid)
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