Bundesliga-Check, Teil 8 SC Freiburg, der kleine Gorilla

Düsseldorf · Christian Streich, Sohn eines Metzgers, ist erst seit gut acht Monaten Cheftrainer einer Bundesliga-Mannschaft. Doch diese kurze Zeit reichte, um den ehemaligen Industriekaufmann, der das Abitur nachholte und ein Lehramts-Studium abschloss (Germanistik, Sport, Geschichte), zu einem Typ zu machen, der die Bundesliga bereichert. Der 45-Jährige liebt den Job, braucht jedoch das ganze Drumherum des Fußballgeschäfts eigentlich nicht. Der SC Freiburg hat ihn aber ganz nötig.

Christian Streich: Das ist der Trainer des SC Freiburg
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Das ist Christian Streich

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Foto: AFP/INA FASSBENDER

Dank Streichs Arbeit schafften die Badener mit einer starken Rückrunde noch den Klassenerhalt. Und das ist auch in dieser Saison das Ziel. "Wenn ich sage, wir wollen Viertletzter werden, hört sich das vielleicht etwas negativ an", sagt Streich, der vor zu hohen Erwartungen warnt. "Wir spielen nicht um Platz acht oder zehn. Für uns geht es immer darum, nicht abzusteigen", ergänzt der Mann, der lange das Nachwuchsleistungszentrum des Klubs leitete, das zuletzt als bestes der Liga ausgezeichnet wurde.

Streich setzt auf Freiheiten

"Wir wollen so spielen, dass die Leute es nicht für eine blöde Idee halten, zu uns ins Stadion zu kommen", sagt Streich. Der ehemalige Fußballprofi findet Regeln wichtig, glaubt aber an die Selbstständigkeit seiner Spieler und fördert sie auch. "Mich hat es genervt, wenn der Trainer alles vorgegeben hat. Ich bin überzeugt: Ein Mensch bringt am meisten von seiner Persönlichkeit ein, wenn man ihm so viel Freiheit wie möglich gibt. Dann fühlt er sich am wohlsten."

Am wohlsten aber fühlen sich Funktionäre, Spieler und Fans eines Klubs, wenn erfolgreicher Fußball gespielt wird. Und da wird es in dieser Saison wieder sehr eng. Von Oliver Baumann wird viel abhängen. Der Torhüter war zwar schon deutscher Meister und Pokalsieger — doch das war bei den A-Junioren unter Trainer Streich. In der vergangenen Saison etablierte sich der 22-Jährige, der auch zum Kader des U21-Nationalteams gehörte, als einer der stärksten Bundesliga-Schlussmänner.

Freiburg, mit begrenzten finanziellen Mitteln ausgestattet, muss bei den Zugängen auf die Jugend setzen. Verteidiger Vegar Eggen Hedenstadt (21) hat bereits ein A-Länderspiel für Norwegen absolviert. Marco Terrazzino (22), der 2008 wie auch Mario Götze und Lewis Holtby die Fritz-Walter-Medaille (Auszeichnung für die besten deutschen Nachwuchsspieler) erhielt, versucht nach Hoffenheim und Karlsruhe nun seinen dritten Anlauf, sich im Profifußball durchzusetzen. Abwehrspieler Ezequiel Calvente (21), der in Mönchengladbach beim Probetraining durchfiel, wird für ein Jahr von Betis Sevilla ausgeliehen. Bekanntester Neuer ist Axel Kruse, zuletzt mit 13 Treffern bester Torjäger des FC St.Pauli.

Doch sie müssen sich bei Streich, der nur 250 Meter vom Stadion entfernt wohnt, noch beweisen. Der Fußballlehrer, der an der Außenlinie ständig in Bewegung und mit dem Herzen dabei ist, ist längst erstligatauglich und fordert: "Wir müssen schon auf Gorilla machen, also auf kleiner Gorilla."

Zugänge: Kruse (FC St. Pauli), Terrazzino (Karlsruher SC), Bickel (Jahn Regensburg), Hedenstad (Stabek IF/Norwegen), Calvente (Betis Sevilla).

Abgänge: Reisinger (Fortuna Düsseldorf), Lumb (Zenit St. Petersburg), Barth (VfR Aalen), Hinkel (Ziel unbekannt), Brandstetter (Karlsruhe).

(RP/seeg)
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