Erste Bundesliga-Schiedsrichterin Steinhaus freut sich nach Lob auf "Einzug der Normalität"

Berlin · Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus schreibt mit ihrem Debüt in der Bundesliga Geschichte. Nach ihrer souveränen Spielleitung bekommt sie viel Lob und ist erleichtert.

Bibiana Steinhaus gibt Debüt in der Bundesliga
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Steinhaus gibt Debüt in der Bundesliga

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Bibiana Steinhaus warf einen letzten prüfenden Blick auf ihre Uhr, dann beendete die erste Schiedsrichterin der Bundesliga ihre historische Premiere mit dem Schlusspfiff und einem breiten Lächeln. Beim 1:1 (1:0) zwischen Hertha BSC gegen Werder Bremen hatte die 38-Jährige eine ruhige und ansprechende Vorstellung abgeliefert - anschließend war sie einfach nur glücklich und erleichtert.

"Ich freue mich, wenn ab Montag die Normalität wieder Einzug hält", sagte Steinhaus, als sie in den Katakomben des Berliner Olympiastadions vor den Augen des DFB-Präsidenten Reinhard Grindel ein positives Fazit zog: "Für uns ist es entscheidend, nach 90 Minuten nicht im Fokus zu stehen. Das ist uns geglückt, damit sind wir sehr zufrieden."

Im Mai war Steinhaus nach zehn Jahren in der 2. Liga in die Riege der 24 Bundesliga-Schiedsrichter aufgestiegen - nun zeigte sie, dass sie dort auch angekommen ist. Steinhaus interpretierte ihre Rolle auf dem Rasen gewohnt unaufgeregt. "Sie stand unter einem unglaublichen Druck, und dann in allen wichtigen Szenen die richtige Entscheidung zu treffen, das ist eine souveräne Leistung", sagte Grindel, der von einem "gewissen historischen Moment" sprach.

Schon vor der Partie konzentrierte sich alles auf Steinhaus. Knapp zwei Stunden vor dem Anpfiff im Berliner Olympiastadion nahm sie zum ersten Mal als Hauptverantwortliche den Bundesliga-Rasen in Augenschein, ehe sie 30 Minuten zum Warmmachen einlief - natürlich nicht, ohne mit Hertha-Maskottchen Herthinho abzuklatschen. Auf den Rängen drückte Steinhaus' Lebensgefährte Howard Webb die Daumen.

Besondere Würdigung erfuhr die Unparteiische von der Hertha, die zu ihren Ehren einen Video-Einspieler produziert hatte, der Steinhaus in eine Reihe mit "Berliner Größen" wie Marlene Dietrich und Angela Merkel stellte. Vom Berliner Publikum erhielt Steinhaus bei Bekanntgabe der Aufstellungen vereinzelten Applaus. Pünktlich um 15.30 Uhr ertönte der historische Anpfiff.

Klare Kommunikation, lockeres Auftreten und dennoch ein strenges Regiment: hitzige Situationen löste sie souverän. Die Trainer beider Teams lobten Steinhaus. "Großer Respekt, sie hat viel laufen lassen, obwohl es ein körperbetontes Spiel war. Ich war sehr zufrieden", sagte Hertha-Coach Pal Dardai. Werders Alexander Nouri sagte: "Ich habe schon im Vorfeld gesagt, dass das Geschlecht egal ist. Bibiana Steinhaus hat das ordentlich gemacht."

Vor dem 1:0 der Gastgeber ließ Steinhaus etwa nach einem Foul an Herthas Vladimir Darida richtigerweise den Vorteil laufen, den Mathew Leckie (38.) zur Führung nutzte. "Das spricht für Erfahrung", sagte Dardai. Ansonsten blühte ihr der Alltag eines Bundesliga-Referees: Gemecker der Spieler, Unmutsbekundungen der Fans bei strittigen Situationen.

Videobeweis gibt Steinhaus recht

In der Schlussphase wurde es aber doch noch hitzig. Dass sie nach einem vermeintlichen Foul an Herthas Valentin Stocker (76.) im Strafraum nicht auf Elfmeter entschied, quittierte das Heimpublikum mit gellenden Pfiffen, der Videoassistent gab ihr jedoch schließlich recht. Als kurz darauf Werders Robert Bauer Berlins Torjäger Vedad Ibisevic (77.) im Sechzehner mit einer riskanten Grätsche vom Ball trennte, lag Steinhaus richtig damit, nicht auf Strafstoß zu entscheiden.

Mit ihrem Debüt in Berlin schloss sich für Steinhaus ein Kreis. Schon 2003 leitete die Schiedsrichterin im Olympiastadion als 24-Jährige das DFB-Pokal-Finale der Frauen, Jahre später pfiff sie in der 2. Liga Heimspiele von Hertha BSC. Neben dem Einspieler hatte Hertha anlässlich des Steinhaus-Debüt noch eine zweite Überraschung in petto. 500 "Bibiana-Steinhaus-Tickets" für Frauen mit einem Sondernachlass in Höhe von 50 Prozent waren im Vorfeld angeboten worden.

Steinhaus selbst hatte sich ihr Bundesliga-Ticket redlich verdient - genauso wie die Feier nach dem gelungenen Debüt: "Meine Zeitrechnung ging bis 17.22 Uhr. Insofern habe ich mir keine Gedanken darum gemacht, aber wir werden sicher die Gelegenheit finden, darauf angemessen anzustoßen."

(areh/sid)
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