"Werde Karriere bei Hertha fortführen" Skibbe bestätigt Wechsel nach Berlin

Berlin · Am Ende konnte Michael Skibbe dem Hilferuf von Fußball-Bundesligist Hertha BSC nicht mehr widerstehen: Der Trainer des türkischen Erstligisten Eskisehirspor bestätigte am Mittwoch seinen Wechsel zum Hauptstadt-Klub.

Das ist Michael Skibbe
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Foto: dpa, av ss

"Ja, ich habe einen Vertrag ab 1. Januar 2012 bis Sommer 2014. Er gilt nur für die erste Liga. Mein erster Arbeitstag ist der 3. Januar. Und dann geht es ja auch schon wieder zurück in die Türkei - ins Hertha-Trainingslager", sagte Skibbe der Bild-Zeitung.

Zuvor hatte Skibbe der größten türkischen Sportzeitung Fanatik gesagt: "Ich liebe die Türkei, ich liebe Eskisehir. Wir haben hier mit wenigen Möglichkeiten viel erreicht. Aber ich werde meine Karriere bei Hertha fortführen."

An Berlin reizt Skibbe, dass "Verein und die Stadt ein enormes Potenzial haben. Außerdem bin ich ein Kind der Bundesliga." Der 46-Jährige wird ohne sein Trainerteam in die Hauptstadt kommen: "Ich komme alleine. Rainer Widmayer (Co-Trainer der Hertha, d. Red.) ist anerkannt beim Team, macht seine Sache gut. Von mir aus kann er bleiben. Wer gut ist, den muss man nicht wegschicken."

Skibbe, der von Eskisehirspor noch Geld bekommt ("Ja, es ist richtig, dass der Klub mir offene Gehälter schuldet"), wird bei der Hertha die Nachfolge vom Markus Babbel antreten, von dem sich der Klub nach einer wochenlangen Schlammschlacht am Sonntag getrennt hatte.

In der Türkei lebte der Coach zuletzt auf. Der Klub aus Anatolien setzte unter ihm zum sportlichen Höhenflug an. Nach neun Siegen aus 16 Spielen kletterte man auf Platz drei und hat nur noch die Istanbuler Traditionsvereine Galatasaray und Fenerbahce vor sich. "Michael Skibbe ist ein großartiger Trainer", sagte Eskisehirspors Sportdirektor Zafer Tüzün der BZ. Allerdings meinte er auch: "Wenn Hertha ihn will, dann werde ich mit den Verantwortlichen sprechen".

In Berlin soll der frühere Co-Trainer von DFB-Teamchef Rudi Völler bei der deutschen Nationalmannschaft (2000 bis 2004) die Hertha nach dem Schmieren-Theater um den Abgang von Babbel vor dem Fall in den Abstiegskeller bewahren. Hertha weigerte sich zuletzt offenbar noch, die Ablösesumme von 250.000 Euro zu zahlen, um Skibbe aus seinem laufenden Vertrag herauszukaufen. Mittlerweile soll es auch in der Frage eine Lösung geben.

Ein wenig überraschte es schon, dass der frühere Schalker Bundesliga-Spieler so schnell ins Haifischbecken Bundesliga zurückkehrt. Als Trainer von Bayer Leverkusen (2005 - 2008) und Eintracht Frankfurt (2009 - 2011) erlebte er am Ende schmerzhafte Trennungen. Im Sommer 2011 dann der Wechsel in die Türkei. "Als ich in Frankfurt entlassen wurde, wollte ich nicht warten, bis ein Kollege seinen Job verliert", sagte er.

Als Assistent von Rudi Völler bei der Nationalelf musste er vor allem in der letzten Phase seiner Amtszeit viele Tiefschläge einstecken. Bei der EM 2004 soll er seinem "Chef" zu falschen Aufstellungen und Einwechselungen geraten haben. Ein Foto zeigte ihn, wie er auf Rudi Völler einredete. Anschließend wurde von der Boulevard-Presse zum "Fehlerflüsterer" ernannt. Nach dem Rücktritt von Völler musste auch Schattenmann Skibbe gehen und übernahm im DFB zunächst die U18.

Hertha setzt auf die Erfahrung, die Trainer Skibbe seit seinem Bundesliga-Debüt bei Borussia Dortmund (1998 bis 2000) gesammelt hat. Rund eine Million Euro soll der Coach pro Jahr erhalten. Viel Geld für die Hertha, die das Restgehalt für den geschassten Babbel sparen könnte, wenn der Gang vor das Arbeitsgericht wegen vereinsschädigendem Verhalten von Babbel erfolgreich endet.

Babbel indes sieht dem Rechtsstreit gelassen entgegen. "Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen und werde auf kein Geld verzichten", sagte der Ex-Coach der Sport Bild. Der 39 Jahre alte langjährige England-Legionär hat offenbar schon ein neues Betätigungsfeld ins Auge genommen: "Das Ausland würde mich reizen. England wäre überragend. Aber erst einmal fahre ich in den Urlaub."

(sid)
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