Fragen und Antworten zur Rechte-Vergabe Was der Verlust des Bundesliga-Monopols für Sky bedeutet

Frankfurt/Main · Es gibt eine neue Regelung bei der Vergabe der TV-Rechte ab 2017. Die DFL hofft auf Einnahmen in Milliardenhöhe.

Das kosten die TV-Rechte der Bundesliga seit 1965
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Foto: dpa/Jan Woitas

Der Milliarden-Poker um die Live-Berichterstattung in der Bundesliga ist in vollem Gange. Das Bundeskartellamt hat der Deutschen Fußball Liga (DFL) grünes Licht für das geplante Vermarktungsmodell gegeben. Demnach dürfen die Rechte an Live-Spielen ab der Saison 2017/2018 nicht mehr allein an einen einzelnen Bieter vergeben werden. Die DFL erwartet mit der neuen Ausschreibung eine Steigerung der Einnahmen um mehr als 20 Prozent auf über eine Milliarde Euro pro Saison. Dem Münchner Pay-TV-Anbieter Sky, dem aktuellen Rechteinhaber, droht ein harter Konkurrenzkampf.

Das sogenannte Alleinerwerbsverbot ("No-Single-Buyer-Rule"), das Vorgabe des Kartellamts war, besagt, dass künftig nicht ein einzelner TV-Sender alle Live-Spiele der Bundesliga kaufen kann. Bisher werden alle Spiele der 1. und 2. Liga live auf Sky gezeigt. Der Pay-TV-Sender hält die Live-Rechte für Kabel, Satellit, Internet und Mobilfunk. Dafür zahlt das Unternehmen etwa 486 Millionen Euro pro Spielzeit.

Was bringt die Regelung der DFL?

Die englische Premier League kassiert ab der kommenden Spielzeit 3,2 Milliarden Euro pro Saison für die nationalen und internationalen Medienrechte. Die 36 deutschen Profi-Vereine müssen sich im selben Zeitraum mit insgesamt 835 Millionen Euro (Pay-TV und sonstige Rechteinhaber) zufrieden geben. Die DFL hofft, durch die neue Regelung, Einnahmen zwischen 1 und 1,5 Milliarden Euro zu generieren. "Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir beim Umsatz die Nummer zwei in Europa bleiben", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert.

Welche Spiele-Pakete werden ausgeschrieben?

Ein Paket könnte beispielsweise das Top-Spiel am Samstag umfassen, das dann auf TV-Sender A läuft. Die übrigen Partien könnten auf Sender B live übertragen werden. Sollte sich allerdings nur ein Sender finden, der für die Live-Spieltage im TV bietet, greift die sogenannte "Online-Lösung". Mit ihr soll ein Konkurrenzangebot mit ausgewählten Spielen im Internet geschaffen werden. "Wir haben Wert gelegt auf Regelungen, die sicherstellen, dass im Ergebnis mehr als ein einziger Bieter die Live-Rechte erwirbt. Solange nur ein Inhaber der Live-Rechte am Markt ist, birgt dies die Gefahr, dass der Innovationswettbewerb beschränkt wird", sagte Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts. Details zu der Ausschreibung will die DFL heute bekannt geben.

Das ist nicht auszuschließen, aber eher unwahrscheinlich. Mundt sagte gestern: "Wie die Erfahrungen aus anderen Ländern - zum Beispiel England - zeigen, führt ein solches Modell meist nicht dazu, dass der Verbraucher am Ende mehr als ein Abonnement benötigt, um alle Spiele sehen zu können." Rechteinhaber könnten sich nach seinen Angaben gegenseitig auch Unterlizenzen einräumen. Sollte also der Fall eintreffen, dass ein Bieter erneut alle Spiele kauft, ist die Liga dazu verpflichtet, bis zu ein Drittel der Live-Spiele einem anderen Unternehmen anzubieten, das die Begegnungen dann im Internet und über Mobilfunkgeräte wie etwa Smartphones oder Tablets zeigt. Das Kartellamt sieht es als ausreichend an, wenn künftig zwischen 30 und 102 Bundesligaspiele von insgesamt 306 Partien von einem alternativen Bieter erworben werden.

Wie reagiert Sky auf die neue Situation?

Das Unternehmen wollte die neue Regelung bei der Vergabe der TV-Rechte gestern auf Nachfrage unserer Redaktion nicht kommentieren. Trotz der "No-Single-Buyer-Rule" ist es durchaus denkbar, dass sich für Sky-Kunden nichts ändern wird, sollten die Münchner den Bieterstreit für sich entscheiden. Dann könnte der Pay-TV-Sender weiterhin mit dem Slogan "Alle Spiele, alle Tore" werben - auch wenn dieses Versprechen nicht mehr exklusiv ist.

Wer steigt in den Poker um die Live-Berichterstattung ein?

Die Liste potentieller Konkurrenten für Sky ist groß: Zu den heißesten Kandidaten gehören die Deutsche Telekom, Eurosport (Discovery), RTL und die britische Perform Group (spox.com). Auch Amazon, der Google-Tochter Youtube und Apple werden Interesse nachgesagt.

Mit großer Wahrscheinlichkeit bleibt es dabei, das zumindest Zusammenfassungen wie gewohnt gezeigt werden. Zu Live-Spielen gibt es noch keine Infos. Dennoch rechnet die ARD, bisher mit der Sportschau Erstsender im Free TV, auch für das frei empfangbare Fernsehen mit einem Wettbieten. Schließlich seien "Bundesliga-Rechte eine ausgesprochen interessante Ware", sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres.

(sb)
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