Hannovers achte Niederlage in Serie Slomka holt gegen seine Spieler aus

Dortmund (RPO). Niveaulos, leblos und auch hilflos wie sein Trainer Mirko Slomka taumelt Hannover 96 scheinbar unaufhaltsam der 2. Liga entgegen. Die gesamte Ratlosigkeit des neuen Coaches nach der fünften Niederlage im fünften Spiel unter seiner Regie zeigte sich nach dem Abpfiff in einem verbalen Rundumschlag gegen seine Profis, die er beim 1:4 (0:1) bei Borussia Dortmund als "unprofessionell", "Bundesliga-untauglich" und teilweise "wie eine Schülermannschaft" gesehen hatte.

Mirko Slomka – Trainer, TV-Experte, Niedersachse
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Das ist Mirko Slomka

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Fest steht: Dem erst vor einer Woche engagierten Psychologen Dr. Andreas Marlovits steht im Kampf um den Klassenerhalt viel Arbeit bevor — auch beim dünnhäutigen Slomka, der von einer Wende mit den seit nunmehr elf Spielen sieglosen Niedersachsen weit entfernt ist. Acht Niederlagen in Folge — das gab es in der Vereinsgeschichte zuletzt vor 24 Jahren — haben ihre Spuren hinterlassen, von Selbstvertrauen keine Spur. Und das scheint ihr auch Slomka nicht vermitteln zu können.

"Es war nicht einmal ein Aufbäumen erkennbar", stellte der 96-Coach fest, der Andreas Bergmann beerbte, unter dem Hannover immerhin 16 seiner bisher 17 Punkte geholt hatte. Doch die Frage nach dem dritten Trainerwechsel in der laufenden Saison stellt sich offenbar nicht. Ein sichtlich angefressener Manager Jörg Schmadtke beantwortete die entsprechende Frage mit einem lakonischen und energischen: "Nein!" Die Frage, wie Hannover noch zu retten ist, dürfte auch er nicht beantworten können.

Slomka flüchtet sich in Durchhalteparolen und kündigte nach zahlreichen "individuellen" Fehlern trotz eindeutiger Aufgabenstellung auch personelle Konsequenzen an: "Wenn das die Spieler nicht kapieren, dann kommen eben andere." Den 42-Jährigen wurmte besonders das Verhalten seiner Spieler beim 0:1 (43.) von Neven Subotic nach einem Eckball von Nuri Sahin.

"Danach gehen wir quasi mit einer Niederlage in die Halbzeit", stellte Slomka fest. Bis dahin habe seine Mannschaft "kompakt gestanden". Angesichts der zahlreichen Dortmunder Großchancen stand er mit dieser Feststellung allein auf weiter Flur.

Was nach dem Wechsel vor 73.700 Zuschauern folgte, drohte in ein Desaster zu münden. Der Vorentscheidung durch das fünfte Eigentor der 96er in der laufenden Spielzeit - das schaffte in der Bundesliga-Geschichte nur der 1. FC Nürnberg 1990/91 - durch Mario Eggimann (60.) folgten weitere Treffer von Nelson Valdez (77.) und Kevin Großkreutz (88.). Nur den Unkonzentriertheiten des BVB im Abschluss war es zu verdanken, dass Hannover nicht völlig unter die Räder geriet. Immerhin gelang Arouna Kone (81.) der fünfte Treffer der 96er in der Rückrunde.

Am Ende war es ausgerechnet der zuvor auch intern von den eigenen Mannschaftskollegen kritisierte Torhüter Florian Fromlowitz, der Schlimmeres verhinderte, weil seine Vorderleute außer Rand und Band wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen umherirrten. "Das müssen wir schnellstens ändern, damit wir am Sonntag gegen Wolfsburg wieder erfolgreicher sind. Wir dürfen uns jetzt nicht auseinanderdividieren lassen", appellierte Slomka.

Hannover machte dem BVB den erhofften Befreiungsschlag nach zuletzt drei Niederlagen in Folge recht einfach. "Die Mannschaft ist von Beginn an einen hohen Rhythmus gegangen. Daraus haben sich viele Chancen ergeben", meinte Trainer Jürgen Klopp. Seinen Youngstern, die ihren Tabellenplatz fünf festigten, bescheinigte er ein "flexibles Spiel" mit hohem Unterhaltungswert, "an dem die Zuschauer viel Freude hatten". Für einen Wermutstropfen sorgte lediglich die fünfte Gelbe Karte für Welttorjäger Lucas Barrios, der nunmehr für das Revierderby am kommenden Freitag (20.30/live bei Sky und Liga total) gesperrt ist.

(SID/spo)
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