Spekulationen um Werbe-Deal Steigt Gazprom beim FC Bayern ein?

Düsseldorf · Gerüchte über ein bevorstehendes Engagement des russischen Gas-Konzerns bei den Münchnern haben neue Nahrung bekommen. Anfang des Jahres wehrten sich Bayern-Fans gegen solch eine Verbindung.

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Foto: AFP

Der Mediendirektor des FC Bayern München sagte nur knapp: "Das kommentieren wir nicht." Markus Hörwicks viel sagender Nicht-Kommentar zu Gerüchten über ein bevorstehendes Engagement des russischen Erdgas-Konzerns Gazprom war das Letzte, was zu dem Thema vorerst von Vereinsseite zu vernehmen war.

Fan-Protest: "No Gazprom"

Die Münchner wissen, warum sie sich nicht ausführlich äußern. Es handelt sich um ein sensibles Thema. Als es Anfang des Jahres zum ersten Mal an die Öffentlichkeit drang, reagierten einige Fans allergisch. In der Allianz-Arena war ein Plakat mit der Aufschrift "No Gazprom" zu sehen. Es war bekannt geworden, dass eine Delegation aus Russland bei Bayern-Präsident Uli Hoeneß vorgesprochen hatte. Seitdem, so heißt es, hätten sich die Russen weiter hartnäckig um den deutschen Rekordmeister bemüht.

Die "Bild"-Zeitung hat das Thema vor dem Spitzenspiel zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund nun wieder nach vorn getrieben. Geplant sei eine Kooperation "im großen Stil", hieß es. Das könnte etwa ein Engagement als deutlich sichtbarer Sponsor sein. Den Vertrag mit Trikotsponsor Telekom haben die Münchner allerdings gerade bis 2017 verlängert — gegen rund 30 Millionen Euro im Jahr.

Oder Gazprom steigt wie bereits Adidas und Audi als Anteilseigner in der Bayern München AG ein. Hoeneß hatte zuletzt gesagt, dass er sich einen weiteren Großinvestor gut vorstellen könne. Allerdings hat er dabei die Allianz-Versicherung und nicht Gazprom im Blick, hieß es bislang. "Mehr als 100 Millionen Euro" müsste der neue Aktionär zahlen, um neun Prozent an der AG zu bekommen.

Gazprom drängt nach Deutschland

Gazprom will verstärkt auf dem deutschen Gasmarkt Fuß fassen. Verhandlungen mit der bayerischen Landesregierung laufen. Die BASF-Energietochter Wintershall hat den Russen im vergangenen Monat den Weg zu den deutschen Endkunden in die Haushalte geebnet. Gazprom übernimmt die Sparte Gashandel und -speicher von Wintershall komplett.

Mit Sponsoring im Fußball möchte der Konzern, an dem der russische Staat die Mehrheit der Anteile hält, sein Image aufpolieren. Zenit St. Petersburg und die Champions League schmücken sich mit der Flamme, die das Unternehmen in seinem Emblem trägt. Beim FC Schalke ist der Konzern seit 2007 Trikotsponsor, der Sockelbetrag soll jährlich rund zwölf Millionen Euro betragen, hinzu kommen angeblich Erfolgsprämien. Bei Roter Stern Belgrad und beim FC Chelsea gehört er zum Kreis der Geldgeber, und beim türkischen Klub Antalyaspor steht ein Engagement unmittelbar bevor.

Auch hinter der großen russischen Sportoffensive der kommenden Jahre steckt zu wesentlichen Teilen Gazprom. Die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2013, die Olympischen Winterspiele 2014 und die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 sollen das Land zum Mittelpunkt der Sportwelt machen.

Beckenbauers Rolle

Im vergangenen Sommer holte die russische Gas-Vereinigung, hinter der im wesentlichen Gazprom steht, Franz Beckenbauer, den Ehrenpräsidenten des FC Bayern, als Sportbotschafter. Dass der zum Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbandes (Fifa) gehörte, der die WM an Russland vergab, gibt dem ganzen einen Beigeschmack.

Auf den ersten Blick hat der FC Bayern die russische Finanzspritze nicht nötig. Bei einem Umsatz von mehr als 330 Millionen Euro machte er im vergangenen Geschäftsjahr rund elf Millionen Euro Gewinn. Doch wenn sich die Münchner auch künftig Einkäufe wie Javi Martinez (40 Millionen Euro) leisten wollen, hilft natürlich ein weiterer Geldgeber. Und wer den nationalen Konkurrenten Borussia Dortmund zur "Weißglut treiben" (Uli Hoeneß) will, braucht ein paar Euro mehr.

(RP/can/rm)
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